Frankfurt (Reuters) - Das zähe Ringen um die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump zehrt an den Nerven der Anleger.
Auch der anhaltende Höhenflug des Euro setzte den europäischen Aktienmärkten am Freitag zu. Der Dax konnte anfängliche Gewinne nicht halten und kippte 1,1 Prozent ins Minus auf 12.881 Punkte. Der EuroStoxx50 verlor 0,9 Prozent auf 3537 Zähler.
An den US-Börsen hatte am Donnerstag noch Euphorie geherrscht, der Dow-Jones-Index war erstmals über die Marke von 24.000 Punkten geklettert. Doch die Senatsabstimmung über die Steuerreform verzögert sich. Die Pläne stießen in der Nacht zum Freitag bei mehreren Republikanern auf Widerstand. Grund waren neue Berechnungen, wonach die anvisierten Steuersenkungen den 20 Billionen Dollar hohen Schuldenberg der USA innerhalb von zehn Jahren um eine weitere Billion Dollar erhöhen würden. Im Laufe des Tages soll im Senat ein neuer Anlauf genommen werden. Unklar ist, ob es dann auch zur entscheidenden Abstimmung kommt.
GUTE KONJUNKTURDATEN BEFLÜGELN EURO
"Sollte die Steuerreform heute im Senat scheitern, könnten die Börsen empfindlich reagieren", warnte Stratege Thomas Altmann von QC Partners. "Einige könnten dann zu dem Schluss kommen, dass die Börsenparty zumindest nicht in diesem Umfang gerechtfertigt war." Zudem belastet der Euro, der auf 1,1940 Dollar stieg, die Stimmung. Er macht Waren heimischer Firmen auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig. Gute Konjunkturaussichten beflügelten die Gemeinschaftswährung den dritten Tag in Folge. Die Geschäfte der Industrie der Euro-Zone laufen so gut wie seit dem Platzen der Internetblase vor über 17 Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex kletterte im November um 1,6 auf 60,1 Punkte.
Zudem belastete Händlern zufolge die politische Unsicherheit über eine neue Regierung in Deutschland den Dax. "Wenn es hier nicht zu Fortschritten kommt, dürfte der Index Mühe haben", sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Handelshaus AxiTrader.
FINANZ- UND AUTOSEKTOR UNTER DRUCK
Europaweit gerieten vor allem Finanzwerte unter die Räder. In London und Paris fielen die Aktien von Lloyds, Barclays (LON:BARC) und BNK Paribas um bis zu drei Prozent. Auch exportstarke Autowerte flogen aus den Depots, Volkswagen-Titel waren mit einem Minus von 2,4 Prozent größter Dax-Verlierer, die Anteilsscheine von BMW (DE:BMWG) und Daimler (DE:DAIGn) gaben je 1,7 Prozent nach. In Mailand stürzten FiatChrysler-Aktien um rund fünf Prozent ab.
Für Papiere des Chip-Entwicklers Dialog Semiconductor (DE:DLGS) ging es rund drei Prozent aufwärts. Die Aktien waren am Vortag um rund 18 Prozent eingebrochen, nachdem Apple (NASDAQ:AAPL) einem Medienbericht zufolge künftig mehr wichtige Bauteile für seine Produkte im eigenen Haus entwerfen will.