SEATTLE (dpa-AFX) - Der weltgrößte Online-Händler Amazon (NASDAQ:AMZN) (XETRA:AMZn) hat die Anleger mit einem überraschenden Quartalsgewinn begeistert. Die Aktie schoss im nachbörslichen Handel um über 17 Prozent hoch. Amazon war im vergangenen Quartal nach einem Umsatzsprung von 20 Prozent in die Gewinnzone zurückgekehrt. Die Analysten hatten eher wieder rote Zahlen erwartet. Mit dem nachbörslichen Kurssprung überholte Amazon beim Börsenwert erstmals den amerikanischen Supermarkt-Riesen Wal-Mart (XETRA:WMT) (NYSE:WMT), der allerdings immer noch etwa fünf Mal mehr Umsatz macht.
Beeindruckend war vor allem die Entwicklung im Cloud-Geschäft, das Rechenleistung auf Amazon-Servern für Startups und etablierte Unternehmen anbietet. Der Umsatz des Bereichs schoss im Jahresvergleich um über 80 Prozent auf 1,82 Milliarden Dollar hoch. Der operative Gewinn sprang von 77 auf 391 Millionen Dollar.
Amazon legt erst seit Anfang des Jahres Zahlen für sein Cloud-Geschäft vor. Schon im ersten Quartal gab es einen operativen Gewinn von 256 Millionen Dollar, während Analysten zuvor daran zweifelten, ob der Bereich angesichts des scharfen Wettbewerbs mit Rivalen wie Google (NASDAQ:GOOGL) und Microsoft (FSE:MSF) (NASDAQ:MSFT) überhaupt Profite abwirft.
Insgesamt verdiente Amazon von April bis Juni 92 Millionen Dollar. Im Vierteljahr davor hatte der Konzern noch 57 Millionen Dollar verloren und im Vorjahresquartal 126 Millionen Dollar.
Firmengründer Jeff Bezos war bisher dafür bekannt, das verdiente Geld schnell wieder in den Ausbau des Geschäfts zu investieren. Die Anleger gewöhnten sich daher an bestenfalls schmale Gewinne, auch wenn sie schwache Quartale immer wieder mal mit Kursabschlägen abstraften.
Jetzt übertrafen die Ergebnisse die Erwartungen der Analysten deutlich. Ein Grund war, dass die Kosten langsamer wuchsen als die Einnahmen. Amazon braucht unter anderem viel Geld für die Logistik-Infrastruktur. Im vergangenen Jahr hatte zudem der Flop des ersten eigenen Smartphones Fire Phone die Bilanz belastet.
Die Mitarbeiter-Zahl stieg binnen eines Jahres um 38 Prozent auf 183 100 Beschäftigte, allein in den vergangenen drei Monaten kamen rund 18 000 Mitarbeiter hinzu. Unter anderem brauche Amazon mehr Leute für Lager und Call Center, wie Finanzchef Brian Olsavsky in einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte. Unterdessen treibe der Konzern auch den Einsatz von Roboter in seinen Logistik-Zentren voran, was den Betrieb effizienter mache.