(Neu: Aussagen aus der Pressekonferenz)
HAMBURG (dpa-AFX) - Der Kupferhersteller Aurubis (ETR:NDA) hat trotz des deutlichen Kupferpreisverfalls im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Rekordergebnis erwirtschaftet. "Es standen fast alle Ampeln auf Grün", sagte Vorstandssprecher Erwin Faust am Freitag in Hamburg. Die für den Konzern relevanten Märkte hätten sich in einer guten Verfassung befunden, und bei den Anlagen habe es keine größeren Störungen gegeben. Im noch bis Ende September 2016 laufenden Geschäftsjahr rechnet der Konzern aber mit einer Normalisierung und einem Rückgang des operativen Ergebnisses vor Steuern (EBT) um mehr als zehn Prozent. Am Markt sorgten die Nachrichten für lange Gesichter: Der Aktienkurs brach gegen Mittag um 12,5 Prozent auf 50,67 Euro ein.
Händler und Analysten zeigten sich enttäuscht. Sie sprachen aber auch von Gewinnmitnahmen nach den kräftigen Kurszuwächsen im laufenden Jahr. Analysten hatten im Schnitt insgesamt noch etwas bessere Ergebnisse für das abgelaufene Jahr bei dem MDax (MDAX)-Konzern erwartet. Der nun für das laufende Jahr angekündigte "deutliche" Ergebnisrückgang sei indes bereits erwartet worden, hieß es am Markt. Die signifikant geringeren Preise für Schwefelsäure und das Schrottangebot sind aus Sicht von Commerzbank-Analyst Ingo-Martin Schachel aber Risikofaktoren für 2016.
Im laufenden Jahr rechnet der Konzern mit einer Normalisierung des Geschäfts. Zudem bestünden weiterhin auch konjunkturelle Unsicherheiten. Die Marktaussichten für Altkupfer und Schwefelsäure dürften sich im laufenden Geschäftsjahr eintrüben, schätzt Aurubis-Manager Faust. Zudem bremse eine geplante Ofenreparatur in Pirdop (Bulgarien) die Kupferproduktion. Die eingeleiteten Sparmaßnahmen dürften erst in den künftigen Geschäftsjahren ihre volle Wirkung entfalten.
Aurubis hatte die Organisation zuletzt gestrafft und zwei Sparten zusammengelegt. Faust zeigte sich nach dem erzielten Rekord im abgelaufenen Geschäftsjahr zuversichtlich. Aurubis sei auf einem "guten Kurs". Beim geplanten Wechsel an der Konzernspitze kommt es aber zu einer Verzögerung. Der designierte neue Konzernchef Jürgen Schachler werde sein Amt nicht wie eigentlich geplant am 1. April, sondern wohl erst am 1. Juli antreten. Erst dann sei er für Aurubis verfügbar, hieß es.
Der im Jahresvergleich im Schnitt um 15 Prozent gesunkene Kupferpreis macht sich bei Aurubis zwar auch beim Umsatz bemerkbar, ist für die Ertragskraft aber nicht die entscheidende Größe. Wichtiger sind hier die mit den Minen und Altmetallverwertern vereinbarten Löhne für das Schmelzen und Aufarbeiten von Kupferkonzentrat und Schrott. Der Umsatz ging um zwei Prozent auf knapp elf Milliarden Euro zurück, während sich das operative Ergebnis vor Steuern mit 343 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr (137 Millionen) mehr als verdoppelte. Dabei bleiben Bewertungsveränderungen außen vor. Unter dem Strich schnellte der Gewinn von 44 Millionen auf 134 Millionen Euro in die Höhe. Die Dividende soll um 35 Cent auf 1,35 Euro je Aktie klettern.
Aurubis profitierte im abgelaufenen Geschäftsjahr von höheren Verarbeitungsgebühren von Kupfererz und Schrott sowie höheren Schwefelsäurepreisen. Angesichts des Kupferpreisrückgangs schrumpften die angebotenen Schrottmengen aber zuletzt, so dass auch die Löhne für die Weiterverarbeitung sanken. Auch die Preise für Gold, Silber und für Schwefelsäure sind für den Konzern entscheidende Einflussgrößen. Die Säure fällt bei der Abgasreinigung als Nebenprodukt an. Sie wird in der Dünger- und Chemieindustrie verwendet. Wegen eines Angebotsüberhangs sei hier mit Druck auf die Preise zu rechnen, hieß es. Derzeit zeichne sich keine Besserung ab.
Das Unternehmen, an dem der deutsche Stahlkonzern Salzgitter (XETRA:SZGG) mit einem Anteil von 25 Prozent eine entscheidende Beteiligung hält, stellt mit weltweit rund 6300 Mitarbeitern reines Kupfer aus Kupfererz und Kupferschrott her und verarbeitet es weiter zu Kupferprodukten für die Auto-, Elektro- und Bauindustrie, etwa Bleche, Rohre und Kabel. Kurz- und mittelfristig sei keine Übernahme durch den Großaktionär zu erwarten, sagte Faust. Salzgitter-Aktien sanken am Freitag um knapp 4,5 Prozent.