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ROUNDUP 2: Milliardenverlust bei RWE - Prognose für 2014 bestätigt

Veröffentlicht am 04.03.2014, 14:17
Aktualisiert 04.03.2014, 14:35

(Neu: mehr Details aus der Pressekonferenz)

ESSEN (dpa-AFX) - Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern RWE (ETR:RWE) muss erstmals seit der Nachkriegszeit einen Milliardenverlust verkraften. Der Einbruch bei der konventionellen Stromerzeugung - hervorgerufen durch eine sinkende Nachfrage und den Boom der Ökoenergien - hat 2013 unter dem Strich zu einem Minus von 2,76 Milliarden Euro geführt. 'Wir befinden uns in einer überaus schwierigen Situation', sagte Vorstandschef Peter Terium am Dienstag bei der Bilanzvorlage in Essen. Überraschend kamen der Verlust allerdings nicht: RWE hatte Ende Januar erneut milliardenschwere Wertberichtigungen vor allem auf die Kraftwerke in Europa angekündigt.

Die Prognose für das laufende Jahr bestätigten die Essener. Das kam an der Börse gut an - RWE-Titel legten bis zum frühen Nachmittag in einem freundlichen Marktumfeld um ein Prozent zu. Bei RWE werden der Vertrieb und die Netze sowie intelligente Servicedienste und die erneuerbaren Energien künftig eine stärkere Rolle spielen, der Gewinn wird aber deutlich unter dem Niveau früherer Jahre bleiben. Immerhin rechnet Finanzchef Bernhard Günther in diesem Jahr nicht mit weiteren Milliardenabschreibungen und somit nicht mit einem Verlust. Das um Sondereffekte bereinigte so genannte nachhaltige Nettoergebnis wird nach RWE-Kalkulationen dennoch kräftig sinken - um bis zu 44 Prozent auf 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro. 2013 war es um 6 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro gefallen.

EINSTÜRZENDE STROMPREISE

Im vergangenen Jahr profitierte RWE noch von einem positiven Effekt: Der russische Gasriese Gazprom (FSE:GAZ) (SQ1:OGZD) hatte für zu teure Gaslieferkonditionen eine einmalige Entschädigung in Milliardenhöhe gezahlt. Dies aber kompensierte die Einbrüche im traditionellen Erzeugungsgeschäft nicht. Eine schwache Stromnachfrage und ein immer größerer Ökostromanteil ließen die Großhandelspreise einstürzen. Auch wenn RWE nun bei 35 bis 37 Euro eine Stabilisierung wahrnimmt - vor zwei Jahren waren es noch 50 Euro. Der Betriebsgewinn in der Sparte sank um fast 60 Prozent. Und künftig kommt es noch schlimmer: Da Strom bis zu drei Jahre im Voraus verkauft wird, schlagen die Preiseinbrüche erst nach und nach durch.

Kraftwerksleistungen im Volumen von 6600 Megawatt will der Konzern bis Anfang 2016 dauerhaft oder zeitweise vom Netz nehmen. Dazu gehört das hochmoderne Gas- und Dampfturbinenkraftwerk Claus C in den Niederlanden, das erst 2012 in Betrieb ging und nun mangels Wirtschaftlichkeit nicht mehr läuft. Allein damit lägen Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro brach, rechnete Terium vor. Bei 20 bis 30 Prozent der Kraftwerke deckten derzeit die Erlöse nicht einmal mehr die laufenden Kosten.

'VERSORGUNGSSICHERHEIT MUSS EINEN PREIS HABEN'

Eindringlich mahnte Terium erneut die Einführung eines so genannten Kapazitätsmechanismus an. Danach bekämen Gas- und Kohlekraftwerke nicht nur den Marktpreis für den erzeugten Strom. Sie würden auch dafür vergütet, dass sie einsatzbereit sind, sobald Sonne und Wind nicht genug Energie liefern. Versorgungssicherheit müsse einen Preis haben, die Zeit dränge, so Terium. Ansonsten gingen immer mehr moderne und effiziente Kraftwerke vom Markt. Der Bundesnetzagentur liegen zur Zeit 42 Anträge auf Kraftwerksstilllegungen vor, sie stehen für 10 000 Megawatt Leistung.

Kritiker werfen dem Unternehmen vor, die Wende in das Zeitalter der erneuerbaren Energien mit kleinen, dezentralen Strukturen zu lange verschlafen und stattdessen auf Großkraftwerke gesetzt zu haben. Da die Verschuldung mit zuletzt 30,7 Milliarden Euro weiterhin hoch ist, fehlt RWE dafür nun die Kraft. Beim angestrebten Verkauf der Ölfördertochter Dea - einem wichtigen Schritt zur Reduzierung der Schuldenlast - gibt sich das Unternehmen vorsichtig: Terium zufolge ist ein Verkauf in diesem Jahr ein 'realistisches Ziel'. Es komme aber auf den angebotenen Preis an, schränkt er ein. Berichten zufolge will RWE 5 Milliarden Euro für Dea haben.

SPARZIELE SCHNELL ERREICHT

Die Investitionen hat RWE auf jährlich 2 Milliarden Euro herunter gefahren, 2013 waren es noch 4,5 Milliarden Euro. Der Konzern hatte in den vergangenen Jahren europaweit mehr als 12 Milliarden Euro in neue Gas- und Kohlekraftwerke gesteckt. Vorerst setzt RWE aufs Sparen: Die Dividende wurde auf einen Euro halbiert und dürfte in der Größenordnung bleiben, der Abbau von Arbeitsplätzen geht voran. 66 341 Mitarbeiter waren bis Ende des Jahres bei RWE beschäftigt - 6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Das Sparprogramm hat ein Jahr früher als erwartet einen Beitrag von einer Milliarde Euro zum Betriebsergebnis beigesteuert. Bis 2016 sollen abzüglich Kosten und Währungsschwankungen insgesamt 1,5 Milliarden Euro eingespart sein. Immerhin: Für die Kunden sieht RWE im Moment keine Preiserhöhungen vor - das könnte sich im Verlauf des Jahres aber noch ändern.ja

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