FRANKFURT/PARIS (dpa-AFX) - An Europas Finanzmärkten hat sich am Montag nach der ersten Runde der Parlamentswahlen in Frankreich ein wenig Erleichterung breit gemacht. An den Aktienbörsen - insbesondere in Paris - stiegen die Kurse und der Euro
Zwar erhielt der rechtsnationale Rassemblement National (RN) von Marine Le erwartungsgemäß die meisten Stimmen. Für eine absolute Mehrheit im Parlament könnte es aber knapp werden. Der Vorsprung des RN fiel nicht so deutlich aus wie erwartet.
Präsident Emmanuel Macron und das linke Lager werden nun versuchen, einen RN-Sieg mit einer gemeinsamen Front bei den Stichwahlen an diesem Sonntag zu verhindern. Sowohl aus dem Linksbündnis als auch von Macrons Partei hieß es, man werde in den Wahlkreisen, in denen man auf dem dritten Platz gelandet sei, zugunsten der Kandidaten zurücktreten, die in der Lage sind, das Rassemblement National zu schlagen.
"Obwohl der RN die erste Runde der französischen Parlamentswahlen gewonnen hat, bleiben das Ergebnis der zweiten Runde am 7. Juli und das Ausmaß, in dem der RN die französische Innenpolitik beeinflussen könnte, weitgehend offen", kommentierte Chefökonom Holger Schmieding von der Berenberg Bank.
Von der Dekabank hieß es, das Wahlresultat dürfte von den Märkten mit Erleichterung aufgenommen werden. Gleichwohl dürften die möglichen Koalitionsverhandlungen nach dem zweiten Wahlgang schwierig werden. "Immerhin, die Abschaffung des Euro oder ein Austritt aus der Europäischen Union (EU) sind nicht Teil der Programme der größeren Parteien beziehungsweise Wahlbündnisse. Eine Haushaltskonsolidierung allerdings auch nicht." Vielmehr gebe es eine breite politische Unterstützung für weitere schuldenfinanzierte EU-Fonds.
Der französische Aktienmarkt startete nach den jüngsten Verlusten denn auch einen Erholungsversuch. Der französische Leitindex Cac 40 stieg am Vormittag um 1,6 Prozent auf 7596,81 Punkte. Damit ließ er den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (plus 0,9 Prozent) und den deutschen Dax (plus 0,4 Prozent) hinter sich.
Allerdings war der Cac 40 zuletzt auch deutlicher unter Druck geraten wegen der Sorge vor einem noch größeren Erstarken europakritischer Rechter sowie einem politischen Patt. Am Freitag war der Index auf ein Tief seit Januar gefallen. Seit Präsident Emmanuel Macron infolge der für ihn schlecht gelaufenen Europawahl das französische Parlament vorzeitig aufgelöst und staatliche Neuwahlen angekündigt hatte, war es um knapp 6 Prozent nach unten gegangen.
Entspannung gab es auch am Devisenmarkt. Der Euro legte auf zuletzt 1,0771 US-Dollar zu und damit auf den höchsten Stand seit Mitte Juni. In der vergangenen Woche hatte der Eurokurs wegen der großen Unsicherheit vor der Wahl noch deutlich unter der Marke von 1,07 Dollar notiert.
Mit Blick auf Staatsanleihen hieß es von der Dekabank, kurzfristig könnte es als Reaktion auf das Wahlergebnis zu einer technisch getriebenen Beruhigung bei den Risikoaufschlägen (Spread) französischer Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen kommen. Allerdings werde diese wohl kaum andauern. Französische Anleihen würden - verglichen mit Bunds - dauerhaft höher rentieren.
Zu Wochenbeginn war der Abstand zwischen der Rendite zehnjähriger französischer und deutscher Staatsanleihen zwar zwischenzeitlich auf den niedrigsten Stand seit zwei Wochen gefallen. Allerdings bewegt sich diese Renditedifferenz immer noch auf dem Niveau von 2012. Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen betrug zuletzt 2,57 Prozent, entsprechende französische Papiere rentierten mit 3,33 Prozent.