PLANEGG/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der firmeneigene Antikörper 208 wird zur großen Hoffnung des Biotechnologieunternehmens Morphosys (4:MORG): 2018 will der TecDax (DAX)-Konzern nun mehr Geld in die Hand nehmen, um das Mittel marktreif zu machen. Das geht aber zulasten der Ergebnisse, weshalb das Management im laufenden Jahr mit einem noch höheren Verlust als 2017 rechnet, wie Morphosys am Dienstag mitteilte.
An der Börse kam die Nachricht zunächst gar nicht gut an, dann aber setzten sich die Optimisten durch, die auf einen früheren Marktstart des Antikörpers setzen. Die Aktie robbte sich nach einem negativen Start in die Gewinnzone vor. Zuletzt betrug das Kursplus 2,35 Prozent. Sie waren damit Spitzenreiter im TecDax.
Morphosys will künftig weniger abhängig von Forschungsaufträgen aus der Pharmaindustrie werden und zunehmend von firmeneigenen Arzneien profitieren. Das bedeutet aber hohe Vorleistungen für den Umbau und die eigene Forschung, weshalb das Unternehmen rote Zahlen schreibt. Einen ersten Erfolg hat der Konzern im vergangenen Jahr mit der US- und Europa-Zulassung des Schuppenflechtemittels Tremfya der Johnson & Johnson-Tochter Janssen gefeiert. Das Mittel basiert auf einem Antikörper von Morphosys, Janssen ist Lizenzpartner, womit den Deutschen künftig auch Tantiemen aus den Verkäufen des Mittels zufließen.
In Martinsried konzentriert man sich nun in diesem Jahr verstärkt auf den Antikörper Mor 208, den der Konzern aktuell an Blutkrebspatienten testet. Deren Immunsystem soll durch die Therapie im Kampf gegen den Krebs aktiviert werden. "Derzeit gehen wir davon aus, ab der ersten Hälfte des Jahres 2020 bereit zu sein, Mor208 zu kommerzialisieren," sagte Konzernchef Simon Moroney. Der Konzern steht bereits in den Startlöchern für den Aufbau eines eigenen Vertriebs in den USA für das Mittel, nachdem die US-Zulassungsbehörde FDA dem Antikörper im vergangenen Jahr den Sonderstatus "Therapiedurchbruch" verliehen hatte.
Damit hat Morphosys die Chance auf ein beschleunigtes Zulassungsverfahren in den Vereinigten Staaten. Allerdings ist noch nicht klar, ob und welche zusätzlichen Anforderungen die FDA hierfür stellt. Morphosys erklärte, der Konzern sei weiter in konstruktiven Gesprächen mit der Aufsicht. Gleichzeitig veröffentlichte Morphosys am Dienstag die vielversprechenden Daten der entsprechenden Studie, auf deren Basis die FDA zu ihrem Votum gekommen war.
Analyst James Gordon von der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) wertete die Nachrichten von Morphosys als äußerst ermutigend. Er zeigte sich in einer ersten Reaktion zuversichtlich, dass Morphosys bereits 2019 auf Basis der Studie den Zulassungsantrag stellen kann und nicht ein Jahr länger bis zu den Ergebnissen einer weiteren, aktuell laufenden Testreihe warten muss. Auch der Ausblick des Unternehmens liege weitestgehend im Rahmen der Erwartungen.