MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der nach Sim-Karten größte deutsche Mobilfunker Telefonica Deutschland verkauft einen Teil seiner Sendemasten und bessert damit sein Finanzpolster auf. Weil das TecDax-Schwergewicht (TecDAX) rund 2350 Mobilfunktürme an eine Holding der spanischen Konzernmutter abtritt, streichen die Münchener einen Sondererlös von 587 Millionen Euro ein, wie sie am Freitag mitteilten. Das Geld will der Netzbetreiber von O2 und E-Plus unter anderem wieder ins eigene Mobilfunknetz investieren. Die Aktie war nach dem Handelsstart mit plus 0,2 Prozent wenig bewegt.
Die Sende- und Empfangsanlagen an den Funkmasten werden nämlich nicht mitverkauft, die Türme selbst können zur Nutzung zurückgemietet werden. Bei den Anlagen handelt es sich vorwiegend um Masten in ländlichen Gebieten. Nach der E-Plus-Übernahme hatte das Unternehmen rund 39 000 Sendestationen, von denen am Ende 24 000 übrigbleiben sollen. 7700 Standorte hatte das Unternehmen bereits an die Deutsche Telekom (XETRA:DTEGn) verkauft. Die Jahresprognose bleibt von dem Sondererlös unberührt. Auch auf die Synergieziele der milliardenschweren E-Plus-Übernahme habe der Deal keine Auswirkungen, hieß es. Mit dem Verkauf folgt der Konzern einem Branchentrend. Die Käufer-Holding Telxius wurde erst kürzlich von der spanischen Telefonica (MADRID:TEF) (FSE:TNE5) gegründet, um den zahlreichen Töchtern in Europa und Lateinamerika die Möglichkeit der Auslagerung von Sendemasten zu geben. Dann können Anteile an den Immobilien, die nicht zum Kerngeschäft der Mobilfunker zählen, an andere Interessenten weitergereicht werden. Beliebt sind die Infrastrukturinvestments vor allem bei Versicherern und anderen institutionellen Anlegern, die stabile Renditen suchen und sie an den Kapitalmärkten derzeit kaum finden. Mietzahlungen für die Sendemasten fließen im Regelfall stetig und sind gut planbar. Im Gegenzug können die teils hochverschuldeten Telekomkonzerne ihre Kasse aufbessern. Telecom Italia (AFF:TIT) (ETR:TQI) etwa brachte im vergangenen Sommer die eigenen Sendemasten über die Tochter Inwit zu 40 Prozent an die Börse und strich dafür rund 800 Millionen Euro ein.