PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienbörsen haben am Dienstag nachgegeben. Nach Verlusten zum Auftakt erholten sich die Kurse zwar im Verlauf des Tages mit dem Rückenwind von der Wall Street, der EuroStoxx 50 schloss aber am Ende 0,21 Prozent niedriger bei 3831,47 Punkten. Er knüpfte damit an die Vortagesverluste an.
Analyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets (LON:CMCX) führte die Vorsicht der Anleger auf die strikte Null-Covid-Strategie Chinas zurück. "Diese schürt Zweifel, ob China in diesem Jahr sein Wachstumsziel für das Bruttoinlandsprodukt von 5,5 Prozent erreichen kann". Die Volksrepublik verteidigte derweil die strengen Corona-Maßnahmen gegen Klagen europäischer und anderer ausländischer Unternehmen in China über eine Störung von Lieferketten und des Geschäftsbetriebes.
Auch an anderen Länderbörsen gab es am Dienstag leichte Verluste: Der französische Cac 40 sank um 0,28 Prozent auf 6537,41 Punkte. Sein britisches Pendant FTSE 100 fiel um 0,55 Prozent auf 7576,66 Zähler.
Der ZEW-Index vermochte die Stimmung an den Märkten nicht zu heben. "Die Zahlen fallen zwar etwas besser aus als erwartet, dennoch liefern sie eine negative Indikation für das kommende Ifo-Geschäftsklima Deutschland", so Volkswirt Ulrich Wortberg von Helaba. "Die Arbeit der EZB wird mit den eingetrübten Konjunkturperspektiven nicht einfacher, denn sie steht wegen der sehr hohen Inflation unter Druck, von ihrer expansiven Geldpolitik abzurücken."
Bankaktien (NASDAQ:KBWB) vermochten nicht, an die Vortagesgewinne anzuknüpfen und gehörten zu den größten Verlierern. "Dass selbst steigende Zinsen große Investoren nicht davon abhalten, gerade jetzt aus Bankaktien auszusteigen, ist eine weitere Bestätigung dafür, dass die guten Zeiten am Aktienmarkt erst einmal vorbei sein dürften", merkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molitor von Robomarkets an.
Eine Studie der Barclays (LON:BARC) Bank bewegte die Aktien der Halbleiter-Branche. Die britische Bank stufte STMicroelectronics (EPA:STM) auf "Equal Weight" ab. STMicro gaben um 0,3 Prozent nach. Die kurzfristigen Aussichten für die Branchenausrüster wie ASML sind nach Auffassung von Barclays dagegen besser. Die Aktie gewann 1,5 Prozent und stützte damit den Technologiesektor.
An der Spitze der Einzelbranchen standen - wie so oft in fallenden Gesamtmärkten - die Öl- und Rohstofftitel. Wieder steigende Öl- und Metallpreise stützten die Notierungen. Analystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank (DE:CBKG) verwies auf "die kleinen Lockerungen der scharfen Lockdown-Maßnahmen in Shanghai, die den Preisen wieder Auftrieb gaben."
Auch Rüstungsaktien legten erneut zu. Unter anderem wirkte eine Studie der Deutschen Bank (DE:DBKGn) als Kurstreiber. In Italien stiegen Leonardo (BIT:LDOF) um 2,7 Prozent, beflügelt von einer frischen Kaufempfehlung der Deutschen Bank. Thales (EPA:TCFP) gewannen in Paris 1,7 Prozent, BAE Systems (LON:BAES) in London 0,9 Prozent. Eine Verkaufsempfehlung von JPMorgan (NYSE:JPM) ließ derweil den Kurs des Triebwerkherstellers Rolls Royce (LON:RR) um 5,5 Prozent absacken.