FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der dritten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) und einem weiteren Rekordhoch für den Dax haben es die Anleger vor dem Wochenende ruhiger angehen lassen. Im frühen Handel am Freitag legte der deutsche Leitindex 0,07 Prozent auf 19.597,16 Punkte zu. Damit blieb er etwas unter seiner am Vortag erreichten Bestmarke bei fast 19.675 Zählern.
"Anleger freunden sich mehr und mehr mit dem Gedanken an, dass auch die 19.500 Punkte im Dax noch ein günstiges Einstiegsniveau sind", kommentierte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets (LON:CMCX).
Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen stieg zuletzt 0,32 Prozent auf 27.239,45 Punkte. Der EuroStoxx 50 stand 0,36 Prozent bei 4.965,15 Zählern im Plus.
Am Donnerstag hatte die Europäische Zentralbank den Leitzins erneut gesenkt und mit Blick auf mögliche künftige Schritte darauf verwiesen, die Konjunkturentwicklung abwarten zu wollen. Die Wachstums- und Inflationsrisiken seien aber weiterhin abwärtsgerichtet. "Die Finanzmärkte interpretierten dies als Hinweis darauf, dass die EZB ihre Geldpolitik robuster lockern könnte als zuvor angenommen", schrieb Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Postbank.
Außerdem beschäftigt Chinas Wirtschaft die Anleger. Die chinesische Konjunktur wuchs im dritten Quartal zwar etwas stärker als erwartet, das Wachstum kühlte sich allerdings weiter ab. Infolge der anhaltenden Konjunkturschwäche hatte Chinas Regierung bereits Ende September ein Konjunkturpaket angekündigt. "Die staatlichen Hilfen können kurzfristig wieder zu etwas höheren Wachstumsraten führen, doch das Wachstumspotenzial zeigt nach unten", kommentierte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank.
Unter den Einzelwerten legten in Frankfurt die Autowerte zu. Die Porsche AG (ETR:P911_p) setzte sich mit einem Kursplus von 2,5 Prozent an die Dax-Spitze. Dahinter kletterten auch Volkswagen (ETR:VOWG) , BMW (ETR:BMWG) und Mercedes-Benz (ETR:MBGn) höher. Für die Autobauer ist China ein äußerst wichtiger Markt.
Bevor die Berichtssaison hierzulande erst kommende Woche so richtig ins Rollen kommt, bewegten auch Analystenstimmen die Aktienkurse. Nach der abermals erhöhten Jahresprognose von Adidas (ETR:ADSGN) stufte die Baader Bank den Sportartikelhersteller auf "Add" nach oben. Adidas komme bei der Rückkehr zur Profitabilität schneller als von ihm erwartet voran, schrieb Analyst Volker Bosse. Die Adidas-Papiere stiegen 1,5 Prozent.
Bei den Nebenwerten im SDax sorgte Stratec (ETR:SBSG) mit einer gekappten Umsatzprognose für Gesprächsstoff. Der Diagnostikspezialist erwartet nun schlimmstenfalls leicht rückläufige Erlöse im laufenden Jahr. Daraufhin stufte Hauck Aufhäuser Investment Banking den SDax-Konzern auf "Sell" ab. Die Stratec-Aktien fielen zwei Prozent in Richtung ihres Jahrestiefs.
Schlusslicht im Nebenwerte-Index waren die Papiere von Süss Microtec mit einem Kursrutsch von 8,3 Prozent. Die Investmentbank Stifel hatte die Kaufempfehlung für die Aktien des Hightech-Unternehmens gestrichen. Wie andere Branchenwerte auch, steht Süss Microtec außerdem infolge eines überraschend tristen Geschäftsausblicks des Anlagenbauers für die Chipindustrie (ETR:VVSM) ASML (AS:ASML) seit Dienstag unter Druck.