FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag unter erneuten Spekulationen über eine baldige Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank gelitten. Zudem drückte ein Kursrutsch von mehr als 7 Prozent bei den schwer gewichteten Aktien von Bayer (DE:BAYGN) auf die Stimmung. Die Leverkusener wollen ihr Agrarchemie-Geschäft mit dem Kauf des US-Unternehmens Monsanto aufpolieren. Das dürfte teuer werden.
Damit büßte das Börsenbarometer Dax (DAX) im frühen Handel 1,13 Prozent auf 9830,75 Punkte ein. Bereits am Mittwoch hatte die Unsicherheit über die Geldpolitik in den USA den hiesigen Aktienmarkt zunächst belastet, bevor der Leitindex doch noch den Sprung ins Plus geschafft hatte.
Der Mittelwerteindex MDax (MDAX) fiel am Donnerstag um 0,71 Prozent auf 19 973,91 Punkte. Für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 0,92 Prozent auf 1648,27 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor 0,87 Prozent.
FED-PROTOKOLL ÜBERRASCHEND RESTRIKTIV
In den USA ist schon im Juni eine weitere Zinserhöhung durch die Notenbank Fed möglich, wenn sich die Wirtschaft günstig entwickelt. Dies ging aus einem Protokoll zur Sitzung des geldpolitischen Ausschusses hervor. Höhere Zinsen würden Aktien gegenüber Anleihen benachteiligen.
Das Protokoll der letzten Fed-Sitzung zeuge von einer überraschend restriktiven Haltung der Währungshüter, schrieben die Devisenexperten der Landesbank BayernLB. Das wichtigste Argument gegen eine Zinsanhebung in der vergangenen April-Sitzung sei die Unsicherheit gewesen, ob sich die US-Konjunktur im zweiten Quartal wie erwartet erholen werde. Da sich diese Erholung inzwischen aber deutlich abzeichne und auf der April-Sitzung mehrfach die Juni-Sitzung als angemessener Termin für eine Zinserhöhung in den Raum gestellt wurde, sei die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritts im kommenden Monat nun merklich gestiegen.
Am Donnerstagnachmittag dürften vor diesem Hintergrund frische US-Konjunkturdaten daraufhin abgeklopft werden, ob sie weitere Hinweise auf eine unerwartet frühe Leitzinserhöhung geben können. Auf der Agenda steht zum Beispiel der Philly Fed Index für Mai, der als wichtiger Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in den USA gilt.
BAYER SACKEN UM KNAPP 7 PROZENT AB
Hierzulande kam die Aussicht auf einen möglichen Milliardenzukauf bei den Aktionären des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer (ETR:BAYN) alles andere als gut an. So wollen die Leverkusener ihr Agrarchemie-Geschäft mit dem Kauf des US-Unternehmens Monsanto (NYSE:MON) aufpolieren. Die im Dax schwer gewichteten Papiere knickten daraufhin am Index-Ende um knapp 7 Prozent ein. Derart tief standen sie zuletzt im Oktober 2013.
Derweil meldeten sich zum Ende der Berichtssaison noch einige Unternehmen mit Geschäftszahlen zu Wort. So war der Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA (XETRA:MRK) dank eines florierenden Laborgeschäfts mit Volldampf ins Jahr gestartet und will 2016 bei Umsatz und Gewinn erneut zulegen. Die Anleger honorierten dies mit einem Plus von mehr als 2 Prozent.
Der Konsumgüterkonzern Henkel (ETR:HEN3) wuchs derweil im ersten Quartal nur langsam. Allerdings habe das Unternehmen beim Überschuss sowie insbesondere beim operativen Ergebnis die Erwartungen der Analysten übertroffen, hob ein Händler hervor. Die Vorzugsaktien verloren dennoch mehr als 1 Prozent.