FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt sind vor der mit Spannung erwarteten geldpolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Lauerstellung gegangen. Der Dax (DAX) trat am Donnerstagvormittag mit minus 0,02 Prozent auf 10 296,97 Punkte nahezu auf der Stelle.
Zur Wochenmitte hatte die Spekulation, die EZB könnte monatlich 50 Milliarden Euro an Zentralbankgeld in die Märkte zu pumpen, den deutschen Leitindex im Verlauf erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 10 300 Punkten getrieben.
Der MDax (MDAX) als Index der mittelgroßen Konzerne fiel am Donnerstag um 0,13 Prozent auf 17 997,84 Punkte; und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) verlor 0,05 Prozent auf 1451,11 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) gewann hingegen 0,13 Prozent.
'LUFTHOLEN WÄRE WÜNSCHENSWERT'
"Die EZB kleckert also nicht, sondern klotzt", sagte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Da nun aber schon konkrete Zahlen im Raum stünden, sei das Überraschungspotenzial begrenzt. Einige Börsianer warnen angesichts hoher Erwartungen an die EZB auch schon vor einem möglichen Rückschlag nach dem zuletzt rasanten Anstieg des Dax. Mittwoch war der vierte Handelstag in Folge mit einem Rekordhoch.
"Grundsätzlich wäre ein gesundes Luftholen des Marktes wünschenswert", schrieb Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba in einem Morgenkommentar. Wann und in welcher Form es dazu kommen werde, hänge aber maßgeblich von der Entscheidung der EZB ab.
ÜBERNAHMEOFFERTE TREIBT DMG MORI SEIKI AN
Auf Unternehmensseite richteten sich die Blicke nach einer Übernahmeofferte auf den früher unter Gildemeister firmierenden Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori Seiki (XETRA:GILG). Dessen Aktien schossen um 11,57 Prozent auf 28,55 Euro hoch. Am Mittwochabend hatte der gleichnamige japanische Partner DMG Mori Seiki eine Offerte von 27,50 Euro je Aktie in bar veröffentlicht. Dies dürfte in den nächsten Wochen die Untergrenze für den Kurs markieren, kommentierte ein Händler.
Ansonsten bewegten vor allem Analystenkommentare die Einzelwerte: Bei den Aktien von Wacker Chemie (XETRA:WCHG) sehen die Experten der Deutschen Bank und der Landesbank Baden-Württemberg nach den jüngsten Kursverlusten eine Kaufgelegenheit. Die Papiere des Chemiekonzerns, der einen guten Teil seines Geschäfts mit der Solarindustrie macht, verteuerten sich daraufhin um 2,73 Prozent.
HEIDELBERGCEMENT UND KRONES UNTER DRUCK
Krones-Aktien (XETRA:KRNG) fielen hingegen um mehr als 3 Prozent von ihrem Rekordhoch zurück. "Verkaufen, wenn es am schönsten ist", empfiehlt Analyst Markus Turnwald von der DZ Bank nach dem Kursanstieg der vergangenen Monate. Im Dax büßten die Papiere von HeidelbergCement (XETRA:HEIG) gut 1 Prozent ein, nachdem die britische Investmentbank HSBC ihr Votum auf "Underweight" gesenkt hatte.