FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach zuletzt drei Gewinntagen in Folge haben die Anleger bei deutschen Aktien zum Wochenstart auf die Bremse getreten. Der Dax weitete seine Anfangsverluste am Montagnachmittag noch aus, obwohl die Wall Street mit klaren Gewinnen und weiteren Rekordhochs eröffnete. Letztlich verlor der Leitindex fast auf seinem Tagestief 0,84 Prozent auf 18.590,89 Zähler, nachdem er in der Vorwoche um rund anderthalb Prozent gestiegen war. Der MDax schloss am Montag 0,83 Prozent tiefer bei 25.688,25 Punkten.
Charttechnisch sehen Börsianer den Weg zu der Mitte Mai aufgestellten Bestmarke von 18.892 Punkten wieder geebnet. Laut den Experten der Berenberg Bank bestätigen starke erste Juli-Wochen die übliche Saisonalität. Als nächsten Test verweisen sie auf die Berichtssaison, die in den kommenden Tagen in den Fokus der Anleger rücke. "Hier liegt die Messlatte für positive Überraschungen recht hoch."
Auch europaweit ging es zum Wochenauftakt abwärts. So fiel der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 1,2 Prozent auf 4983 Punkte. Die Länderbörsen in Paris und London gingen ebenfalls mit klar negativen Vorzeichen aus dem Handel. Dagegen erklomm der US-Leitindex Dow Jones Industrial einen Höchststand und notierte zum Börsenschluss in Europa rund 0,8 Prozent über dem Vortagesschluss.
Verarbeiten mussten die Anleger am Montag den Anschlag auf den Ex-US-Präsidenten Donald Trump. "Der Wahlkampf in den Vereinigten Staaten dürfte mit dem Attentat in die heiße Phase treten und es ist davon auszugehen, dass Trump den Vorfall für sich zu nutzen weiß und politisches Kapital daraus schlagen wird", hieß es von Helaba. "Es klingt paradox, aber der Trump-Trade an der Börse lebt wieder auf", bemerkte Marktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets.
Infolge der Ereignisse in den USA waren europäische Rüstungswerte wieder gefragt, wie Kursgewinne zwischen 1,3 und 4,4 Prozent bei Rheinmetall (ETR:RHMG) , Hensoldt (ETR:HAGG) und Renk (ETR:R3NK) zeigten. Dabei wirkten sich die Sorgen um Trumps Haltung im Ukraine-Krieg und die künftige Rolle der USA innerhalb des Verteidigungsbündnisses Nato aus.
Umgekehrt ging es für Aktien aus dem Bereich der Alternativen Energien begab, weil Trump seinen Fokus bei einer Wiederwahl wohl stärker auf fossile Energieträger als auf saubere Energiequellen legen würde. Das getrübte Stimmungsbild zeigte sich im Dax etwa bei den Aktien von RWE (ETR:RWEG) und Siemens Energy (ETR:ENR1n) mit Abgaben von bis zu knapp fünf Prozent.
Beim Windkraft-Spezialisten Nordex (ETR:NDXG) kam es nach einem zuletzt besonders guten Lauf zu Gewinnmitnahmen. Nachdem bekannt wurde, dass der Turbinenhersteller im zweiten Quartal weniger Aufträge erhalten hat als ein Jahr zuvor, sank der Kurs um 4,6 Prozent. Da half es auch wenig, dass die US-Bank Citigroup die Auftragszahlen besser als befürchtet fand.
Einen Kurseinbruch von mehr als 28 Prozent verbuchten die Baywa (ETR:BYWGnx) -Aktien, nachdem das Agrarhandels- und Energieunternehmen wegen einer erdrückenden Schuldenlast die Notwendigkeit sieht, einen Sanierungsgutachter an Bord zu holen. Dieses soll helfen, die "angespannte Finanzierungslage" verbessern.
Aktien von Hugo Boss (ETR:BOSSn) gerieten mit einem Abschlag von 2,9 Prozent branchenbedingt in den Abwärtssog von Swatch (SIX:UHR) . Enttäuschende Geschäftszahlen des schweizerischen Uhrenkonzerns prägten gemeinsam mit einer gestrichenen Dividende des Londoner Modehauses Burberry (LON:BRBY) europaweit das Branchenbild im Luxusgüterbereich.
Am Devisenmarkt hielt sich der Kurs des Euro mit zuletzt 1,0911 US-Dollar knapp über der Marke von 1,09 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0907 Dollar festgesetzt.
Am Anleihenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,53 Prozent am Freitag auf 2,49 Prozent. Der Rentenindex Rex gewann 0,13 Prozent auf 124,65 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,14 Prozent auf 132,00 Punkte.