FRANKFURT (dpa-AFX) - Erstmals seit einem halben Jahr ist der Dax (DAX) am Donnerstag wieder über die psychologisch wichtige Marke von 12 000 Punkten geklettert. Ein überraschender Auftragseinbruch in der Industrie drückte nicht nachhaltig auf die optimistische Börsenstimmung. Der deutsche Leitindex legte zeitweise bis knapp unter 12 030 Punkte zu und erreichte so den höchsten Stand seit Anfang Oktober 2019. Letztlich ging er mit einem Plus von 0,28 Prozent auf 11 988,01 Zählern aus dem Tag.
Nach den Kursgewinnen am Mittwoch habe der Dax technisch betrachtet ein klares Kaufsignal gesendet, das zu Anschlusskäufen geführt habe, sagte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Stützend wirkte außerdem die weiterhin gute Börsenstimmung in den USA.
"Auch die günstigen Aktienbewertungen, die zuletzt starken Konjunkturdaten aus China und die sich mehrenden Entspannungszeichen im Handelsstreit USA/China haben dazu beigetragen, dass sich der Aufwärtstrend im Dax fortgesetzt hat", ergänzte Händler Thorsten Engelmann von der Investmentbank Pareto Securities. Damit unterstrich er unter anderem die Einschätzung der schweizerischen Bank UBS (SIX:UBSG). Diese sieht angesichts der Wirtschaftsstärke Deutschlands im Vergleich zu den Kursentwicklungen deutscher Aktien noch erhebliches Potenzial.
Der MDax (MDAX) beendete den Handel mit einem Abschlag von 0,35 Prozent auf 25 473,25 Punkte. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg um moderate 0,19 Prozent auf 3441,93 Punkte, während der Leitindex in Paris und der britische FTSE 100 (GB0001383545) minimal nachgaben. In den USA legte der Dow Jones Industrial (Dow Jones) zum Börsenschluss in Europa zugleich um 0,5 Prozent zu.
Unter den Einzelwerten am deutschen Markt gaben im Dax die Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn) um 0,8 Prozent nach, während die Papiere der Commerzbank (4:CBKG) um 2,8 Prozent stiegen. Die "Financial Times" hatte über ein Interesse der italienischen Unicredit (MI:CRDI) (IT0004781412) an der zweitgrößten deutschen Bank berichtet, falls die Fusionsgespräche der Commerzbank mit der Deutschen Bank scheitern sollten.
Die Papiere des Industrieunternehmens Thyssenkrupp (4:TKAG) büßten als Dax-Schlusslicht 1,3 Prozent ein. Händler verwiesen als Hauptgrund darauf, dass im Februar der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands im Monatsvergleich um 4,2 Prozent eingebrochen war und damit so stark wie zuletzt Anfang 2017.
Um 1,4 Prozent ging es im MDax für die Anteile von Rocket Internet (4:RKET) abwärts. In den vergangenen sechs Handelstagen hatten sie allerdings um etwas mehr als 6 Prozent zugelegt. Der Start-up-Investor schrieb nach einem Verlust im Jahr 2018 wieder schwarze Zahlen.
Neue Kaufempfehlungen von Analysten gaben zudem den Papieren der Software AG (4:SOWGn) mit plus 1,8 Prozent Auftrieb und denen von Leoni (4:LEOGn) mit plus 5,0 Prozent. Die Experten der UBS begrüßen die Pläne des neuen Managements zur Wachstumsbeschleunigung der Software AG. Chancen sehen sie vor allem durch das industrielle Internet der Dinge. Für den Autozulieferer Leoni sehen die Experten des Bankhauses Metzler vor allem ab 2021 enormes Wachstumspotenzial.
Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,07 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stagnierte auf 142,91 Punkten. Der Bund-Future (DE0009652644) legte um 0,12 Prozent auf 165,50 Punkte zu. Der Eurokurs schwächelte und fiel am Nachmittag auf 1,1219 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf eben diesen Wert (Mittwoch: 1,1243) Dollar festgelegt. Der Dollar hatte damit 0,8914 (0,8894) Euro gekostet.