FRANKFURT (dpa-AFX) - Hoffnungen auf die chinesische und amerikanische Geldpolitik haben am Dienstag auch dem Dax geholfen. Anders als beim US-Pendant Dow Jones Industrial reichte es aber nicht für einen Rekord.
Der deutsche Leitindex näherte sich zwar schon vormittags bis auf 15 Punkte seiner Bestmarke vom Donnerstag bei 19.044 Punkten. Die 19.000-Punkte-Marke erwies sich aber einmal mehr als zu hohe Hürde für den Dax, der am Ende 0,80 Prozent auf 18.996,63 Punkte gewann. Dass nach der US-Notenbank Fed Chinas Zentralbank nun ebenfalls aktiv werde, könnte über Umwege auch der exportabhängigen deutschen Industrie zugutekommen, schrieb Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets (LON:CMCX).
Der MDax , der die Aktien der mittelgroßen deutschen Unternehmen umfasst, legte am Dienstag letztlich um 0,34 Prozent auf 26.083,75 Punkte zu. Anders als der Dax, der seit Jahresbeginn mehr als 13 Prozent gewonnen hat, liegt er 2024 noch immer im Minus.
An Europas Börsen ging es mit den Kursen am Dienstag ebenfalls bergauf: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 zog um 1,1 Prozent an. Der Schweizer SMI und der britische FTSE 100 schlossen in positivem Terrain. In New York setzte der Dow zum europäischen Handelsende mit bescheidenen Gewinnen seine Rekordjagd fort.
Viele Anleger erhoffen sich von der Fed-Sitzung im November eine weitere deutliche Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte. Das "Fed Watch Tool" der Optionsbörse CME weist dafür aktuell eine Wahrscheinlichkeit von 56 Prozent aus - die Anleger, die einen kleinen Schritt von 0,25 Prozentpunkten erwarten, sind damit in der Minderheit. Von einer Beibehaltung des aktuellen Zinssatzes geht praktisch niemand aus. Bei der jüngsten Senkung hatte sich das "Fed Watch Tool" als guter Indikator erwiesen.
Chinas Zentralbank kündigte derweil wegen der schwächelnden Wirtschaft in der Volksrepublik weitreichende Konjunkturmaßnahmen an. Dadurch sollen die Zinsen auf bestehende Immobilienkredite zurückgehen. Zudem soll bei einem zweiten Wohnbau-Darlehen die Quote für die Mindestanzahlung sinken. Banken sollen außerdem weniger Bargeld vorhalten müssen als bisher.
Die Nachrichten aus China halfen neben den Rohstoffwerten in Europa auch den angeschlagenen Aktien aus der Luxus- und Autobranche . Sie hatten zuletzt unter einer schwächeren Nachfrage gelitten, von BMW (ETR:BMWG) und Mercedes-Benz (ETR:MBGn) hatte es Gewinnwarnungen gegeben. Nun erholten sich BMW an der Dax-Spitze um weitere 3,6 Prozent.
DHL -Titel gewannen 1,6 Prozent. Der Logistikkonzern stellte zum Investorentag seine Wachstumsstrategie vor, die bis 2030 einen Umsatzanstieg von 50 Prozent im Vergleich zu 2023 anstrebt. Zur Unterstützung dieses Ziels soll es zudem eine neue rechtliche Struktur geben. Analysten lobten die Ziele.
Die Aktien der Deutschen Börse (ETR:DB1Gn) zollten hingegen mit minus 0,9 Prozent der jüngsten Rekordjagd etwas Tribut. Auslöser für die Gewinnmitnahmen war eine Untersuchung von EU-Wettbewerbswächtern, welche ein Sprecher des Börsenbetreibers bestätigte. Es geht demnach um den Verdacht möglicher Preisabsprachen bei Derivaten.
Nach dem Kursrutsch am Vortag wegen schwacher Prognosen für das laufende Quartal gaben die Titel des Kupferkonzerns Aurubis (ETR:NAFG) im MDax um weitere 1,3 Prozent nach. Analyst Cornelis Kik von Hauck Aufhäuser Investment Banking strich seine Kaufempfehlung.
Der Euro kostete zuletzt 1,1148 US-Dollar, womit er wieder an den vortags unterbrochenen Aufwärtstrend anknüpfte. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs davor auf 1,1133 Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8982 Euro gekostet.
Am deutschen Anleihenmarkt fiel der Rentenindex Rex um 0,12 Prozent auf 127,15 Punkte. Die Umlaufrendite stieg von 2,14 Prozent am Vortag auf 2,16 Prozent. Der Bund-Future gewann 0,04 Prozent auf 134,81 Punkte.