FRANKFURT (dpa-AFX) - Die anfängliche Euphorie an der Frankfurter Börse ist am Donnerstag wieder verflogen. Zunächst waren der Dax und seine Indexkollegen den am Vorabend mächtig angezogenen US-Börsen (ETR:SXR4) noch gefolgt, am Nachmittag gingen die Gewinne nach der Wiederaufnahme des Handels in New York aber wieder vollständig verloren. Der Dax büßte am Ende 0,49 Prozent auf 13 902,52 Punkte ein, in der Spitze hatte er fast 2,5 Prozent gewonnen. Der MDax verlor 1,08 Prozent auf 29 374,37 Zähler.
An den US-Börsen war am Donnerstag auch schnell wieder Ernüchterung einkehrt, nachdem dort am Vorabend als mild aufgefasste Notenbank-Äußerungen zur künftigen Geldpolitik eine späte Rally entfacht hatten. Der Umschwung in New York galt auch hierzulande als wichtigste Bremse des Aktienmarktes. Begründet wurde die wieder getrübte Stimmung mit anziehenden Anleiherenditen und anhaltenden Konjunktursorgen.
Börsianer betonten, dass sich der Dax erneut nicht aus seinem seit Januar geltenden Abwärtstrend habe befreien können. Mit 14 315 Punkten im Frühhandel hatte es so ausgesehen, als ob dies dem Leitindex vielleicht gelingen könnte. Bislang hat er in diesem Börsenjahr geprägt vom Ukraine-Konflikt, der hohen Inflation und Zinsangst etwa 12,5 Prozent verloren.
Die Fed hatte am Vorabend wegen der hohen Inflation den Leitzins wie erwartet um 0,50 Prozentpunkte angehoben. Entgegen einigen Befürchtungen betonte Notenbank-Chef Jerome Powell aber, dass noch größere Zinsschritte derzeit nicht in Erwägung gezogen würden. Die Anleger reagierten darauf jedoch nicht nachhaltig erleichtert. Am Markt hieß es, für wieder erhöhte Nervosität sorge die über drei Prozent gestiegene Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen. Zudem brach die Produktivität in der US-Wirtschaft im ersten Quartal deutlicher ein als befürchtet.
Neben den geldpolitischen Perspektiven sorgte die weiter laufende Bilanzsaison der Unternehmen für viel Gesprächsstoff. Airbus (EPA:AIR) legten an der Dax-Spitze um 6,1 Prozent zu. Der Flugzeughersteller habe starke Ergebnisse vorgelegt, hieß es am Markt. Auch die Produktionsziele für 2025 kamen gut an.
Das andere Extrem im Dax waren die Aktien von Zalando (ETR:ZALG) , für die es um 10,6 Prozent in den Keller ging. Die Anleger stellten sich nach dem Quartalsbericht noch stärker als zuvor auf Zeiten moderateren Wachstums ein, und so begab sich der Kurs im Verlauf so richtig auf Talfahrt. Benjamin Kohnke von Stifel Research sieht den andere Zeiten gewohnten Online-Händler angesichts "glanzloser Zahlen" nun in einer äußerst kritischen Lage.
Während die Aktien von BMW (ETR:BMWG) nach Zahlen gemeinsam mit dem ganzen Autosektor ins Minus rutschten, strichen die Aktionäre des Immobilienkonzerns Vonovia (ETR:VNAn) ein Kursplus von 1,8 Prozent ein. Zahlenwerk und Ausblick zeichneten ein gemischtes Bild, seien aber gut genug für steigende Kurse, sagte dazu ein Händler.
Im MDax gerieten die Titel des Chemiekonzerns Lanxess (ETR:LXSG) nach Quartalszahlen besonders deutlich mit 7,2 Prozent unter Druck. Größere Verluste von 3,2 Prozent mussten in der zweiten deutschen Börsenliga auch die Anleger von Aixtron (ETR:AIXGn) einstecken. Das operative Ergebnis des auf die Halbleiterindustrie (ETR:SEC0) ausgerichteten Anlagenbauers lag im ersten Quartal deutlich unter der Marktschätzung.
Auf europäischer Bühne ging es für den EuroStoxx 50 um 0,76 Prozent auf 3696,63 Punkte bergab. Verluste gab es auch an der Pariser Börse, während der Leitindex FTSE 100 in Großbritannien leicht zulegte. In New York büßte der Dow Jones Industrial zuletzt 3,3 Prozent ein. Das Vortagesplus war damit auch dort wieder verflogen.
Der Euro kostete 1,0507 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,0568 (Mittwoch: 1,0531) Dollar festgesetzt.
Der Rentenindex Rex stieg um 0,18 Prozent auf 135,66 Punkte, während die Umlaufrendite im Gegenzug von 0,87 Prozent am Vortag auf 0,86 Prozent sank. Der Bund-Future drehte deutlich mit 0,8 Prozent ins Minus auf 152,35 Punkte.