FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Europawahl ist der Dax am Montag zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Anfang Mai gefallen. Vor allem die Aussicht auf baldige Neuwahlen zur Nationalversammlung in Frankreich sorgte für Unsicherheit unter Investoren und belastete die Aktienkurse. Der deutsche Leitindex schloss 0,34 Prozent niedriger bei 18 494,89 Zählern. Damit konnte der Dax anfänglich höhere Verluste im späten Handel eingrenzen. Der MDax mit den mittelgroßen Werten verlor 0,45 Prozent auf 26 741,07 Punkte.
Der Druck auf die Kurse ging zum Wochenbeginn von Paris aus, wo der Leitindex Cac 40 auf den tiefsten Stand seit Februar absackte. Unter den wichtigen europäischen Börsen war der Index mit minus 1,4 Prozent der größte Verlierer. Französische Staatsanleihen wurden ebenfalls verkauft, sie fielen auf den tiefsten Stand seit November 2023.
Präsident Emmanuel Macron wagt nach der krachenden Niederlage seines Mitte-Lagers bei der Europawahl die Flucht nach vorn. Mit der Neuwahl der Nationalversammlung will der Liberale klare politische Verhältnisse schaffen und hofft wohl, seine Mehrheit in der Parlamentskammer auszubauen.
"Eine gewagte Wette", findet Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank (ETR:DBKGn). Macron könnte auch darauf setzen, dass das rechtsnationale Rassemblement Nationale (RN) um Marine Le Pen nach den Neuwahlen mit einer stärkeren Regierungsbeteiligung in der Zeit bis zur Präsidentschaftswahl 2027 an Attraktivität einbüßt.
Von einem "Paukenschlag in Paris" sprach Analyst Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg. Sollte das RN nach der Parlamentswahl die Innen- und Wirtschaftspolitik besetzen, dann dürfte es rasch zum "Schwur auch an den Finanzmärkten" kommen. Denn die Rechtspopulisten um Le Pen könnten dann wie versprochen das Rentenalter in Frankreich wieder senken wollen.
Am deutschen Aktienmarkt litten am Montag die Kurse im Energiesektor unter der politischen Unsicherheit, denn in Deutschland sorgte das schlechte Abschneiden der Ampel-Koalition für Aufsehen. Die Grünen als Förderer der deutschen Energiewende haben bei der Europawahl am Sonntag deutlich Federn lassen müssen.
Für die Papiere des Windkraft-Anlagenbauers Nordex (ETR:NDXG) und des Solar-Spezialisten SMA Solar (ETR:S92G) ging es um 2,6 beziehungsweise 1,9 Prozent abwärts. Auch beim Dax-Konzerne RWE (ETR:RWEG) wurde die Belastung mit minus 1,7 Prozent ersichtlich.
Unternehmensseitig war das Geschehen am Montagmorgen dünn. Eine Kaufempfehlung der Deutschen Bank gab den Papieren von Cancom (F:COKG) einen kräftigen Schub nach oben - um 5,5 Prozent.
Die Aktien der Porsche AG (ETR:P911_p) schlossen 1,78 Euro oder 2,4 Prozent niedriger. Dies war dem Dividendenabschlag von 2,31 Euro je Aktie geschuldet.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone fiel zum Wochenauftakt um 0,69 Prozent auf 5016,48 Punkte. Nur moderate Verluste verbuchte an der Londoner Börse der FTSE 100 .
Am Devisenmarkt geriet der Euro nach der Europawahl unter Druck und fiel am Abend auf 1,0742 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0756 Dollar festgelegt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,64 Prozent am Freitag auf 2,70 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,31 Prozent auf 123,44 Punkte. Der Bund-Future gab am Abend um 0,40 Prozent auf 129,67 Zähler nach.