NEW YORK (dpa-AFX) - Nach einem moderaten Gewinn am Vortag haben die US-Börsen am Donnerstag wieder nachgegeben. Die Anleger beschäftige zu sehr das weiter andauernde Tauziehen um die Griechenland-Schulden, sagte ein Börsianer. Als Belastung hinzu kamen die neuerlichen Turbulenzen am Anleihemarkt. Nur kurzfristig hatten Nachrichten stützen können, wonach der Internationale Währungsfonds (IWF) für eine spätere Leitzinserhöhung in den USA plädiert.
Dies führte kurz nach Handelsbeginn zu stärkeren Schwankungen im Leitindex Dow Jones Industrial (US 30). Dieser konnte nach dem schwächeren Start seine Verluste kurz wettmachen, stand zuletzt aber wieder 0,32 Prozent tiefer bei 18 018,98 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index (S&P 500) gab um 0,32 Prozent auf 2107,25 Punkte nach, der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100
Nach den neuerlichen Turbulenzen an den Rentenmärkten entspannte sich die Lage bei US-Staatsanleihen und auch in anderen Ländern zuletzt wieder etwas - doch blieben die Anleger am Aktienmarkt weiter vorsichtig. Seit Wochenbeginn war es an den internationalen Rentenmärkten zu einer zweiten scharfen Abwärtswelle gekommen, ähnlich der Episode von Mitte April bis Anfang Mai. Fachleute sprachen seinerzeit von einem Anleihecrash. Wenn die Kurse purzeln und die Renditen steigen, macht das Aktien im Vergleich zu Staatsanleihen etwas weniger attraktiv.
Die kurzfristige Euphorie der Anleger am Aktienmarkt über die Nachrichten des IWF verpuffte indes schnell: Angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Aussichten sei eine Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed im ersten Halbjahr 2016 sinnvoll, hieß es in einem Bericht von IWF-Experten nach Beratungen mit der US-Regierung, der am Donnerstag in Washington veröffentlicht wurde. Die Fed sollte auf ein Anziehen der Löhne und der Inflation warten. Bislang rechnen die Finanzmärkte damit, dass die Fed in diesem Sommer oder im Herbst die Zinsen erhöht. Das billige Geld der Notenbanken lässt seit Jahren die Aktienmärkte kräftig brummen.
Daher warten die Investoren weiter gespannt auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung an diesem Freitag. Der ist wichtig, weil die US-Notenbank Fed ihre Entscheidung über den Zeitpunkt einer ersten Zinsanhebung unter anderem auch stark vom Arbeitsmarkt abhängig macht.
Am Donnerstag wurden nun zunächst die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten vorgelegt: Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe war etwas stärker gefallen als erwartet. In der vergangenen Woche war sie um 8000 auf 276 000 zurückgegangen. Bankvolkswirte hatten mit einem Rückgang auf 278 000 Anträge gerechnet. Im aussagekräftigeren Vierwochenschnitt waren die Erstanträge um 2750 auf 274 750 gestiegen.
Weitaus weniger ereignisreich sah die Lage auf Unternehmensseite aus: Neue Verkaufsspekulationen schoben die Aktien der Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile US (NYSE:TMUS) um knapp 4 Prozent an. Der amerikanische Satellitenfernsehanbieter Dish sei interessiert, berichtete das "Wall Street Journal".
Die Aktien des US-Telekomkonzerns Verizon Communications (NYSE:VZ) (XETRA:BAC) fielen mit einem Minus von zeitweise knapp 2 Prozent an das Ende des Dow-Jones-Index, nachdem die US-Investmentbank JPMorgan (NYSE:JPM) sie auf "Neutral" abgestuft hatte. Analyst Philip Cusick sieht bei den Papieren des Konkurrenten AT&T mehr Potenzial und hob sein Votum für diese auf "Overweight" an. Die AT&T-Aktien kletterten um rund ein halbes Prozent nach oben.