NEW YORK (dpa-AFX) - Die Rekordjagd an der Wall Street hält an - auch dank guter Geschäftszahlen der amerikanischen Großbank JPMorgan. Ein Aktienhändler machte zudem die Erwartung einer weiter lockeren US-Geldpolitik für die erneuten Höchststände der Standardwerte-Indizes verantwortlich - trotz guter Konjunkturdaten, welche laut Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) die Erwartung steigender Zinsen zumindest "tendenziell belebten".
Der Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) stieg zuletzt um 0,77 Prozent auf 18 513,74 Punkte. Damit steuert der US-Leitindex auf den fünften Gewinntag in Folge zu - lediglich zur Wochenmitte hatte er eine Verschnaufpause eingelegt und nur ein knappes Plus ins Ziel gerettet. Für den marktbreiten S&P-500-Index (S&P 500) ging es am Donnerstag um 0,61 Prozent auf 2165,55 Zähler bergauf.
Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100
Die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA fielen positiv aus aus: Während die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe entgegen dem erwarteten Anstieg stagniert hatten, hatten die Erzeugerpreise im Juni stärker zugelegt als von Volkswirten prognostiziert worden war.
Experte Umlauf sprach von einer unverändert robusten Beschäftigungsentwicklung in der weltgrößten Volkswirtschaft. Zudem sei der Preisdruck etwas höher als erwartet, was insbesondere die Kernteuerung zeige - dabei werden die schwankungsanfälligen Sektoren Lebensmittel und Energie ausgeklammert. Mit Blick auf die an diesem Freitag anstehenden Konsumentenpreise sieht Umlauf daher Überraschungspotenzial nach oben.
Bei den Einzelwerten stach JPMorgan (NYSE:JPM) (ETR:CMC) positiv heraus: Die Aktien der Bank eroberten mit plus 2,45 Prozent den Spitzenplatz im Dow Jones. Trotz großer Unsicherheiten an den Finanzmärkten fährt das Institut weiter Milliardengewinne ein - im zweiten Quartal übertraf sie mit ihrem Ergebnis je Aktie (EPS) die Analystenerwartungen klar.
Das kam auch den Notierungen der Konkurrenz zugute: Die Titel von Indexnachbar Goldman Sachs (NYSE:GS) (FSE:GOS) verteuerten sich um 2,07 Prozent. Auch bei der Bank of America (NYSE:BAC) (ETR:NCB), Morgan Stanley (NYSE:MS) (ETR:DWD) und der Citigroup (NYSE:C) (XETRA:TRVC) konnten sich die Anteilseigner über deutliche Kursgewinne freuen.
Eine Ergebnissteigerung im abgelaufenen Quartal ließ die Aktien der Fluggesellschaft Delta Air Lines (NYSE:DAL) (FSE:DEL) um 3,11 Prozent steigen. Die Fastfoodkette Yum Brands (NYSE:YUM) hob nach Vorlage ihrer Quartalszahlen ihre Gewinnprognose an, was den Aktien ein Plus von 3,39 Prozent bescherte.
Die Monsanto-Titel (NYSE:MON) (ETR:MOO) schüttelten ihre Anfangsschwäche schnell ab und gewannen zuletzt 2,34 Prozent. Der von Bayer (DE:BAYGN) (ETR:BAYN) umworbene US-Saatgutspezialist hat Kreisen zufolge Gespräche mit BASF (DE:BASFN) (ETR:BAS) über eine Kombination der jeweiligen Agrochemie-Sparten wieder aufgenommen. Weder Monsanto noch BASF wollten hierzu Stellung nehmen. Auch Bayer wollte die Entwicklung nicht kommentieren.
Die Papiere von Cree (NASDAQ:CREE) sprangen sogar um über 12 Prozent hoch. Sie profitierten davon, dass der deutsche Halbleiterhersteller Infineon (XETRA:IFXGn) dem US-Konzern die Sparte für Verbindungshalbleiter abkaufen will. Für eine führende Position bei entsprechenden Leistungschips legt der Dax-Konzern (DAX) 850 Millionen Dollar hin.
Grund zur Freude gab auch der bisher größte Tech-Börsengang des Jahres. In New York startete der Kurzmitteilungsdienstes Line mit einem kräftigen Kurssprung in den Handel. Das Papier gab seinen Einstand bei 42 Dollar und kostete zuletzt 41,85 Dollar - der Ausgabepreis von 3300 Yen war für die US-Börse auf 32,84 Dollar umgerechnet worden und hatte bereits am oberen Ende der Zielspanne gelegen.
Line hatte umgerechnet über eine Milliarde Euro eingenommen. Die Technologie-Branche erhofft sich von der Platzierung eine Signalwirkung: Das Klima für Internet-Börsengänge war in diesem Jahr bisher mau.