Investing.com - Harry Dent hat sich wieder einmal aus der Deckung gewagt. In einem Interview mit ThinkAdvisor sagte der Gründer von HS Dent, dass der S&P 500 vor einem Mega-Crash stehe und im schlimmsten Fall in der Spitze um 86 % einbrechen könnte.
"Die Leute sagen: 'Harry, die Fed wird das nicht zulassen'", so Dent. "Nun, am Ende, wenn es einen Kampf zwischen Gott und den Notenbankern gibt, setze ich auf Gott!“
Und weiter: "Es ist ein Krieg der Zentralbanken gegen die freien Märkte. Am Ende werden die freien Märkte gewinnen, weil sie in Sachen Geld Gott am nächsten kommen; und die Zentralbanken sind ein Haufen von Akademikern, die noch nie ein Unternehmen geleitet haben".
Einige von Dents Prophezeiungen sind nie eingetroffen, aber der Crash-Prophet hat am Ende mit einigen Schlüsselprognosen doch richtig gelegen.
So hat er das Platzen der Blase und die Rezession in Japan 1989, den Dotcom-Crash und die populistische Welle, die Donald Trump ins Präsidentenamt katapultierte, richtig vorhergesagt.
Seit mehreren Jahren prophezeit Dent bereits den größten "Crash unseres Lebens". Nach seinen Berechnungen soll dieser nun 2024 kommen - "zwei Jahre später, als er hätte kommen sollen". Aber "es geht jetzt los", betont er.
Im Interview sagt der Stratege massive Kurseinbrüche sowohl am Aktienmarkt als auch im Immobiliensektor voraus, die eine tiefe Rezession auslösen werden.
"Wir brauchen eine Rezession", stellt Dent klar. "Wir haben noch nie so lange ohne eine Rezession oder eine größere Börsenkorrektur oder einen Crash gelebt. Nur so können wir die Karten neu mischen und die schlechten Dinge aus der Welt schaffen, damit wir schlank und rank in den nächsten Boom gehen können". Je länger der Boom dauere, desto mehr Überinvestitionen, Zombie-Unternehmen und Schulden gebe es, ergänzte er. "Alle Exzesse müssten beseitigt werden".
Die Marktteilnehmer warnt er vor einem schwachen Januar 2024. Dieser würde "die Art von Crash ankündigen, von der ich spreche".
Auf die Frage, in was man jetzt noch sinnvoll investieren könne, antwortete der Experte: "Man kann sich nirgendwo verstecken, außer im besten sicheren Hafen": Staatsanleihen, so Dent.
Für Bondhändler war dieses Jahr bisher alles andere als ein Spaziergang auf der Promenade. So stiegen die zehnjährigen US-Renditen bis gestern auf knapp 5 % - der höchste Stand seit der Finanzkrise 2007. Kurse und Renditen bewegen sich gegenläufig.
Einige sehen in den niedrigen Bondpreisen aber auch eine Chance. So hält Michael Lebowitz von RIA die Renditen derzeit für viel zu hoch und verweist auf ein von ihm entwickeltes Fair-Value-Modell, wonach im Zuge weiter sinkender Inflationserwartungen die 10-Jahres-Rendite mit der Zeit wieder auf 2,09 % zurückgehen wird. Nach seinen Berechnungen würde eine solche "Rückkehr zum fairen Wert eine Rendite von über 20 % für eine 10-jährige US-Staatsanleihe plus fast 5 % Kuponzahlungen pro Jahr bedeuten".