DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die deutsche Stahlindustrie erwartet 2016 einen deutlich spürbaren Abschwung. Die Rohstahlproduktion in der Bundesrepublik werde voraussichtlich um 3 Prozent auf 41,5 Millionen Tonnen sinken, prognostizierte am Freitag der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff. Ein so niedriges Niveau habe es in den letzen 20 Jahren nur zweimal gegeben.
"Die Stahlindustrie befindet sich weltweit in einer Krise, der sich auch die Stahlindustrie in Deutschland nicht entziehen kann", meinte Kerkhoff. Die Signale für den Abschwung seien unübersehbar. So seien die Auftragseingänge beim Walzstahl in den vergangenen Monaten um mehr als 10 Prozent gesunken. Die Auftragsbestände seien zu Beginn des letzten Quartals auf das niedrigste Niveau seit 2009 gefallen. Eine der Hauptursachen für die negative Entwicklung sieht der Verbandspräsident in der geradezu explosionsartigen Zunahme der chinesischen Stahlexporte. Dieser Stahl werde zum großen Teil zu Dumpingpreisen auf den Markt geworfen, kritisierte Kerkhoff. Die Stahlbranche dringt deshalb auf eine konsequentere Anwendung der bestehenden Handelsschutz-Instrumente der EU. Außerdem dürfe die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Stahlkocher durch die Klimapolitik nicht zusätzlich belastet werden. Vor dem UN-Klimagipfel in Paris hatte auch der Präsident des Weltstahlverbands, Wolfgang Eder, vor neuen einseitigen Verpflichtungen Europas gewarnt.