Steinhoff (DE:SNHG) (WKN: A14XB9)-Aktien liegen derzeit etwa 97,5 % unter ihrem Hoch aus dem Jahr 2016 (15.02.2021). Ähnlich wie im Fall von Wirecard (DE:WDIG) (WKN: 747206) hatte das Unternehmen über viele Jahre hinweg mithilfe von unzähligen Tochtergesellschaften seinen Wert künstlich in die Höhe getrieben.
Auch hier hatten die Wirtschaftsprüfer nichts bemerkt, aber die Abschlüsse testiert. Allerdings stellt sich dann die Frage, welchen Zweck sie haben, wenn sie Milliardenumsätze erzielen, offensichtliche Täuschungen aber nicht aufdecken.
Steinhoff mit hohen Gläubigerforderungen Bei Steinhoff fehlten am Ende etwa 6 Mrd. Euro. Die Gläubigerklagen belaufen sich sogar auf etwa 7 Mrd. Euro, die jedoch aufgrund der Täuschung durch Steinhoff nicht zu leisten sind. Das neue Management hat seit Bekanntgabe des Bilanzskandals bereits viele Tochtergesellschaften verkauft. Steinhoff soll so zu einer Holding mit wenigen, dafür aber profitablen Geschäften werden.
Den Weg der Verkleinerung konnte das Management ohne großen Widerstand gehen. Im zweiten Schritt ist eine Einigung mit den Gläubigern geplant. Sie taten sich bisher sehr schwer, ihre Verluste zu akzeptieren.
Steinhoff wählt Schutzschirmverfahren Um Phase zwei der Sanierung erfolgreich zu gestalten, möchte Steinhoff nun in den Niederlanden ein Schutzschirmverfahren einleiten. Im Unterschied zu einem Insolvenzverfahren kann Steinhoff so seinen Verwalter selber bestimmen. Das Unternehmen möchte auf diesem Weg die Auseinandersetzungen mit seinen Aktionären und Gläubigern beilegen.
Gelingt es Steinhoff, im Laufe des Schutzschirmverfahrens eine Einigung zu erzielen, könnte ein Insolvenzverfahren vermieden werden. Der schwierigste Teil der Sanierung wäre überstanden.
Statt 7 Mrd. Euro hat Steinhoff seinen Klägern bereits Mitte des letzten Jahres (2020) etwa 850 Mio. Euro als Überweisung oder in Form von Aktien an der südafrikanischen Einzelhandelsgesellschaft Pepkor (JO:PPHJ)(WKN: A2JPBS) angeboten. Dies entspricht zwar nur etwa 12,14 % der geforderten Summe, aber viel mehr kann Steinhoff in der aktuellen Situation nicht leisten. Infolge einer sonst drohenden Insolvenz müssten die Gläubiger allerdings wahrscheinlich einen Totalverlust realisieren.
Deloitte bietet 70,34 Mio. Euro und Conservatorium lenkt ein Steinhoffs ehemalige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hat zudem angekündigt, sich mit 70,34 Mio. Euro am Vergleich beteiligen zu wollen. Etwa 55,34 Mio. Euro sollen davon an Kläger gehen, die Steinhoff-Aktien hielten, und ca. 15 Mio. Euro an weitere Anspruchsberechtigte. Das Unternehmen betont jedoch, dass daraus kein Schuldeingeständnis ableitbar sei und dass es nicht für Kursverluste hafte.
„Der Vergleich von Deloitte ist in keiner Weise das Eingeständnis einer Haftung für die Verluste, die Steinhoff und seinen Anteilseignern durch die Unregelmäßigkeiten in der Rechnungslegung entstanden sind“, so Deloitte.
Darüber hinaus hat Steinhoff mit der Conservatorium Holding und weiteren mit dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Christo Wiese verbundenen Unternehmen eine Einigung erzielt. Sie ziehen deshalb einen Antrag auf Ernennung eines Restrukturierungsexperten zurück. So könnte im Vergleichsstreit jetzt schneller eine Einigung erzielt werden.
Steinhoff-Aktien nehmen positives Ende vorweg Steinhoff-Aktien reagierten sehr positiv auf diesen Plan. Allein in den vergangenen drei Monaten sind sie schon mehr als 216 % (15.02.2021) gestiegen. Die alten Hochs werden zwar deshalb auch nicht wieder so schnell erreicht, aber aktuell scheint sich der Konzern dennoch seinem großen Ziel, einer Entschuldung, deutlich zu nähern.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
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