Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Als ob Europas Bankaktien nicht schon genug Probleme mit Null- oder Negativzinsen und zunehmenden faulen Krediten hätten, nehmen Investigativjournalisten erneut internationale Großbanken ins Visier, darunter auch deutsche Kreditinstintute, die verdächtige Überweisungen bewegt haben sollen.
Der neuste Daten-Leak aus dem Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN) des US-Finanzministeriums zeichnet ein bekanntermaßen düsteres Bild des globalen Finanzwesens, das sich zu wenig dafür einsetzt, das globale organisierte Verbrechen zu stoppen.
Viele der durchgesickerten Daten sind entweder historischer Natur oder beruhen auf bereits bekannten Verstößen und Mängeln in den Anti-Geldwäsche-Prozessen der Banken: HSBC (LON:HSBA), die für Schlagzeilen sorgte, weil ihre Aktie am Montagmorgen ein 25-Jahres-Tief erreichte, sagte der Financial Times, dass alle in den FinCEN-Papieren enthaltenen Informationen aus der Zeit vor ihrem Vergleich mit den US-Behörden im Jahr 2017 stammten, was darauf hindeutet, dass ihr durch die Enthüllungen kaum neue Strafen drohen.
Im Gegensatz dazu ist einiges von dem, was herausgekommen ist, wirklich neu und schafft echte Risiken für Banken und ihre Investoren. Die Aktie des niederländischen Riesen ING Groep (AS:INGA) fiel um 7,7%, nachdem die Presse enthüllte, dass seine polnische Tochter an der Überweisung hunderter Millionen Dollar aus Osteuropa beteiligt war, ähnlich wie bei den "Spiegelgeschäften" der russischen Niederlassung der Deutschen Bank. Mindestens zwei der in der Zeitung genannten ING-Mitarbeiter waren ehemalige Mitarbeiter der Deutschen Bank (DE:DBKGn).
Das Problem für die ING ist, dass es weniger als zwei Jahre her ist, dass ihr eine Geldwäsche-Strafe von 900 Millionen Dollar auferlegt wurde. Angesichts der bisherigen Erfolge des niederländischen Staates ist die Angst vor weiteren Strafen nur allzu begründet.
Die Probleme der HSBC haben dagegen weniger mit den Enthüllungen des FinCEN zu tun als mit einem zweiten Bericht vom Wochenende. Die Probleme der HSBC haben dagegen weniger mit den Enthüllungen des FinCEN zu tun als mit einem zweiten Bericht vom Wochenende. Die chinesische Regierung will HSBC auf die Liste der "unzuverlässigen Einrichtungen" setzen. Nach den aktuellen Bestimmungen, die das chinesische Handelsministerium veröffentlicht hat, drohen der HSBC Sanktionen bis hin zu einem Investitionsverbot in China und einem Einreiseverbot für ihre Mitarbeiter.
Ein solches Ergebnis wäre eine Katastrophe für die HSBC, da sie China braucht, um in Not geratene Einheiten in Großbritannien, den USA und Europa zu retten. Die Region Asien erwirtschaftete im ersten Halbjahr einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 7,3 Milliarden Dollar, während sie weltweit nur 4,3 Milliarden Dollar Gewinn erzielte.
HSBC war schon immer einem China-Risiko ausgesetzt, aber die Kernannahme der Investoren war stets, dass sie sich vor dem Schlimmsten schützen könnte, indem sie ihr Geschäft über Hongkong strukturiert und den Sonderstatus der ehemaligen britischen Kolonie als Brücke zwischen China und dem Westen nutzt. Diese Annahme ist seit der Einführung des neuen Sicherheitsgesetzes von Hongkong, mit dem die USA den Sonderstatus der Region aufhebte, nicht mehr gültig.
Nichts davon ist neu, und fairerweise sind Berichte über die Rolle der HSBC bei den "unzuverlässigen Einheiten" schon früher in Zeiten besonders akuter Spannungen zwischen den USA und China aufgebläht worden, ohne dass dabei viel herausgekommen wäre. Es handelt sich jedoch um die Herausbildung allzu bekannter Risiken, die bereits dafür gesorgt haben, dass die HSBC-Aktie seit der globalen Börsenpanik im März nicht den geringsten Aufschwung erlebt hat.
Die düstere Wahrheit ist, dass die Bank zwischen zwei antagonistischen Supermächten zermahlen wird, und nichts deutet darauf hin, dass sie die Antworten hat, um ihre gegenwärtige Generation von Aktionären zu schützen.