von Geoffrey Smith
Investing.com - Als die größte Wahl der Welt in Indien zu Ende geht, hat die zweitgrößte - die zum Europaparlament - gerade erst begonnen. Die erste hatte enorme Folgen auf die lokalen Aktienmärkte, während die zweite kaum zur Kenntnis genommen wurde.
Der indische Leitindex Nifty 50 ist seit Mitte Mai um fast 6% hochgeschossen, als das Ausmaß von Premierminister Narendra Modis Wahlsieg klar geworden war. Die vorläufigen Ergebnisse deuten eine Mehrheit für seine BJP-Partei an, was ein Maß an politischer Klarheit schafft, von dem Investoren in Europa nur träumen können.
Im Gegensatz dazu hat der Euro Stoxx 600 die EU-Parlamentswahlen weitgehend ignoriert, außer ihres Aspekts, dass sie Einsichten in die Stärke und Wahrscheinlichkeit einiger Risiken für die Wirtschaft der Region bieten, wie dem Brexit und dem Defizitstreit Italiens mit der EU.
Heute Morgen liegt er um 0,7% höher und hat einige seiner Verluste vom Donnerstag aufholen können, während der britische FTSE 100 um 0,7% gestiegen ist, vor einem verlängerten 3-Tagewochenende. Der deutsche Dax steht um 0,9% im Plus, während der italienische FTSE MIB das Feld mit 1,3% Zuwachs anführt.
Der Stoxx 600 war weitaus stärker dem amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt ausgesetzt, vor allem weil es der EU an einer gemeinsamen Fiskalpolitik mangelt, um auf solche Bedrohungen reagieren zu können und die Zentralbank kaum noch Munition hat, da die Zinssätze schon jetzt negativ sind. Das Protokoll der letzten geldpolitischen Sitzung der EZB, das am Donnerstag erschien, suggerierte, dass der EZB-Rat sich immer noch nicht einig ist, ob er die Geldpolitik angesichts des wachsenden Gegenwinds durch den Handelskrieg weiter lockern soll.
In aller Fairness, es ist schon jetzt einigermaßen klar, dass aus den Wahlen an diesem Wochenende ein Parlament hervorgehen wird, das von den gleichen etablierten Kräften dominiert wird, die die Kontrolle haben, seit direkte Wahlen in den 1970er begannen, auch wenn sie sich jetzt in drei Blöcke statt wie früher zwei aufteilen.
Was weniger klar ist, wie viel an Boden sie an Parteien abgeben werden, die eine echte Bedrohung für die konventionelle Politik darstellen und welche Schlussfolgerungen man daraus ziehen kann und sollte. Wahlbefragungen aus den Niederlanden, wo schon am Donnerstag wie auch im bald nicht mehr zum Klub gehörenden Vereinigten Königreich gewählt wurde, gaben der mitte-linken Arbeitspartei einen Überraschungssieg, während die vereinten Populisten von Thierry Baudet und Geert Wilders bei ihren vier Sitzen stagnierten, die sie das letzte Mal mit Wilders PVV gewonnen hatten.
Sollte sich diese Muster am Wochenende im Rst Europa wiederholen – besonders in Italien und Frankreich - dann könnte am Montagmorgen der Ausblick darauf, dass die Populisten keine weiteren Gewinne einfahren konnten, eine beachtliche Erleichterungsrallye auslösen. Es ist allerdings wahrscheinlicher, dass die niederländische Arbeitspartei ihr gutes Abschneiden persönlichen Faktoren schuldet: Der niederländische Abgeordnete Frans Timmermans ist der bevorzugte Kandidat der gemäßigten Linken für den Posten des EU-Kommissionspräsidenten.
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