von Robert Zach
Investing.com - Noch vor einer Stunde wurden die DAX-Futures erstmals seit Juli 2013 wieder unter der psychologisch bedeutenden Marke von 8.000 Punkten gehandelt. Mittlerweile hat sich die Lage wieder etwas entspannt und der Terminkontrakt auf das deutsche Aktienbarometer steht mehr als 500 Punkte oberhalb seines heute erreichten Verlaufstiefs. Zuletzt wurden die Futures mit 8.499 Punkten gut 0,25 Prozent im Plus gehandelt. Gestern schloss der deutsche Leitindex 5,47 Prozent tiefer auf 8.450,25 Punkten.
Zur Erholung beigetragen hat wohl die Zusicherung der Europäischen Zentralbank (EZB), alles zu tun, was nötig ist, um die Coronavirus-Krise und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Wirtschaft zu bewältigen. In einer Notsitzung kündigte die Euro-Notenbank ein massives Kaufprogramm in Höhe von 750 Milliarden Euro an. Laut der Deutschen Bank (DE:DBKGn) entspräche das 6 bis 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone. Das gigantische Notkaufprogramm soll bis Ende des Jahres laufen.
Man sei "uneingeschränkt bereit, den Umfang der Programme zum Erwerb von Vermögenswerten zu erhöhen und ihre Zusammensetzung anzupassen, und zwar so viel wie nötig und so lange wie nötig", um die Wirtschaft der Eurozone in diesen turbulenten Zeiten zu unterstützen, erklärte die EZB.
"Die EZB zeigt damit deutlich die Bereitschaft, mehr zu tun und den Umfang der Kaufprogramme zu erhöhen und die Zusammensetzung anzupassen", sagte die Danske Bank (CSE:DANSKE). Sie glaubt, dass es genau diese Beruhigungspille gebraucht habe, um die Märkte zu beruhigen.
Teil des Programms seien zum ersten Mal auch griechische Anleihen. Laut der dänischen Großbank sei dies ein starkes Signal an den Markt, dass die EZB bei ihren Käufen nun auch Anleihen ohne Investment-Grade-Rating berücksichtigt.
"Wir glauben, dass dies als Circuit Breaker an den Märkten für festverzinsliche Wertpapiere fungieren und zu einer massiven Spread-Einengung und einem Rückgang des Kreditrisikos führen wird“, erklärte Bjørn Tangaa Sillemann von der Danske Bank in einer Morgennotiz.
Nach der Ankündigung sagte die EZB-Chefin Christine Lagarde, dass "es für unseren Einsatz für den Euro keine Grenzen gibt" - ein Whatever it takes Draghi-Moment, wodurch - zumindest damals im Jahr 2012 - die verbreiteten Spekulationen, die Währungsunion zerfalle womöglich, schlagartig abebbten. Ob es der Grande Dame dieses Mal auch gelungen ist, bleibt offen, aber die DAX-Erholung von den Tiefs macht Mut.
Nur wenige Stunden nach der Ankündigung der EZB, legte die Federal Reserve ein neues Kreditprogramm (Money Market Mutual Fund Liquidity Facility, MMLF) auf, um Geldmarktfonds bei der Erfüllung der Rückzahlungsforderungen von Haushalten und anderen Investoren zu unterstützen. Im Rahmen der Kreditlinie wird die Bostoner Fed anspruchsberechtigten Finanzinstituten Darlehen zur Verfügung stellen, die durch erstklassige Vermögenswerte besichert sind, die das Finanzinstitut aus Geldmarktfonds erworben hat.
Konjunkturseitig werden heute die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aus den USA veröffentlicht. Auch der Geschäftsausblick der Philadelphia Fed steht zusammen mit den Frühindikatoren auf der Agenda. Die Zentralbanken aus der Schweiz, Südafrika und Indonesien werden im Laufe des Tages ihre Zinsentscheidungen bekanntgeben.
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