PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Vor der Zinsentscheidung in den USA haben sich die Anleger an den europäischen Börsen am Mittwoch in vorsichtigem Optimismus geübt. Wie schon an den vergangenen Handelstagen wollten sie sich aber nicht weit aus dem Fenster lehnen. Während eine nächste Zinsanhebung seitens der Fed als gesetzt gilt, wird bei dem Entscheid der US-Währungshüter am Abend auch auf Hinweise zu ihrer künftigen geldpolitischen Haltung gewartet. Gespannt wurde außerdem auf die angelaufene Parlamentswahl in den Niederlanden geblickt. Die Wahllokale schließen dort um 21 Uhr.
Für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es am Ende um 0,29 Prozent auf 3409,32 Punkte bergauf. Der Leitindex der Eurozone kehrte über die Marke von 3400 Punkten zurück und nahm wieder langsam Kurs auf seine Bestmarke seit Dezember 2015, die er vor wenigen Tagen bei 3441 Punkten erreicht hatte. Der französische CAC 40 (CAC 40) legte zur Wochenmitte ebenfalls moderat um 0,23 Prozent auf 4985,48 Zähler zu. Der FTSE 100 (GB0001383545) gewann in London 0,15 Prozent und 7368,64 Punkte.
Als beste Branche im marktbreiten Stoxx Europe 600 präsentierten sich die Rohstoffwerte, deren Teilindex (Stoxx 600 Basic Resources PR) mit einem Anstieg um 1,70 Prozent von gestiegenen Metallpreisen profitierte. Angeführt wurde die Branchentendenz von den Glencore-Aktien (3:GLEN), die in London um fast 3 Prozent stiegen. Sie profitierten dabei auch von einer Kaufempfehlung durch die Experten von Goldman Sachs (NYSE:GS).
Nach oben ging es auch für der Öl- und Gasunternehmen. Erholte Ölpreise sorgten im Branchenindex (STOXX Europe 600 Oil & Gas) für ein Plus von rund 1 Prozent. Rückenwind erhielt der Preis für das "schwarze Gold" auch von überraschend gefallenen Rohöllagerbestände in den USA. Eni (6:ENI) und Total (9:TOTF) mischten sich mit Anstiegen von etwa 1,4 Prozent unter die besten EuroStoxx-Werte, zu denen auch einige Bankaktien aus Italien und Spanien gehörten.
Schlusslicht in der Branchenwertung waren die Einzelhandelsunternehmen, deren Teilindex mit minus 0,3 Prozent unter negativ aufgenommenen Resultaten von H&M (12:HMb) litt. Für die Titel des schwedischen Textilhändlers ging es wegen schwacher Umsatzzahlen um 5 Prozent bergab.
Im Versorgerbereich drückten Ergebnisse von Eon (4:EONGn) auf die Sektorstimmung. Der deutsche Energiekonzern war mit einem Minus von 3,5 Prozent nicht nur das abgeschlagene Schlusslicht im EuroStoxx, die Aktie zog auch den europäischen Branchenindex knapp ins Minus. Neben weiteren deutschen Energiewerten schlossen auch National Grid (3:NG) aus Großbritannien sowie Iberdrola (11:IBE) aus Spanien mit Verlusten.
In Paris kamen die Renault-Aktien (9:RENA) deutlich mit 3,67 Prozent unter Druck. Die französische Anti-Betrugs-Behörde verdächtigt den Autobauer laut übereinstimmenden Medienberichten "betrügerischer Strategien" bei Abgastests.
Eine heftige Gewinnwarnung ließ die Aktien von Zodiac (9:ZODC) um mehr als 16 Prozent einbrechen. Statt des zuvor angepeilten operativen Ergebnisanstiegs von bis zu 20 Prozent rechnet der französische Luftfahrt-Zulieferer im laufenden Geschäftsjahr nun mit einem zehnprozentigen Rückgang.
Safran-Titel (9:SAF) wurden davon mit minus 0,8 Prozent in Mitleidenschaft gezogen. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern kündigte an, die Bedingungen seines Kaufangebots überprüfen zu wollen. Im Januar hatte Safran annähernd 30 Euro je Aktie für eine Mehrheitsübernahme geboten, was deutlich über dem heutigen Zodiac-Kurs von 23 Euro liegt.