Investing.com - Die Aktien von Tesla (NASDAQ:TSLA) explodierten gestern erneut und schlossen zum ersten Mal in ihrer Geschichte über 2.000 Dollar. Sie legten im Tagesverlauf um mehr als 6,5 Prozent zu. Bislang steht das Rekordhoch bei 2.021,90 Dollar. Vorbörslich stand der Aktienkurs jedoch bereits über 2.040 Dollar.
Dieser obszöne Kursanstieg, wie es Claudio Kummerfeld von finanzmarktwelt richtigerweise beschreibt, speist sich zum einen aus der Ankündigung eines Aktiensplits im Verhältnis 1:5 - für den heute übrigens der Stichtag ist - sowie aus der positiven Stimmung rund um Wachstumstitel wie Tesla und den Glauben, dass der US-Elektroautobauer mit Elon Musk an der Speerspitze die Welt revolutionieren wird.
In den vergangenen 52 Wochen ist die Aktie nun um fast 800 Prozent gestiegen; und allein in den letzten fünf Handelstagen um fast 25 Prozent.
Investoren - und sogar einige Analysten - haben den angekündigten Aktiensplit des Unternehmens begrüßt und darauf gewettet, dass er Kleinanlegern den Zugang zu den Aktien erleichtern würde, während andere Beobachter den Großteil des Anstiegs auf die Wiedergeburt des Privatinvestors zurückführen, der infolge der Corona-Lockdowns zu Hause bleiben musste.
Auch wenn das den gestrigen starken Anstieg nicht erklären kann, gab es am Donnerstag auch Meldungen, wonach Panasonic (T:6752) plant, im nächsten Jahr mehr als 100 Millionen Dollar in die Batterieproduktionskapazität im Tesla-Werk in Nevada zu investieren. Neben der Erhöhung der Produktionskapazität des Werks wird das Unternehmen laut der Nachrichtenagentur Nikkei im September auch die Speicherkapazität der von ihm hergestellten Batterien um 5 Prozent erhöhen.
Trotz der ganzen Euphorie rund um Tesla sollten Investoren nicht die Tatsache ausblenden, dass Tesla durch seinen jüngsten Kursanstieg zu einer der am höchsten bewerteten Aktien auf dem US-Markt geworden ist und zu einem astronomischen Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 850 gehandelt wird. Völlig losgelöst von der Realität eben.
Auch in Bezug auf die Marktkapitalisierung ist Tesla der mit Abstand wertvollste Autohersteller der Welt, obwohl sein Umsatz nur einen winzigen Bruchteil des Gesamtmarktes ausmacht. Tesla muss man zugute halten, dass der US-Elektroautobauer mit der Veröffentlichung der Ergebnisse zum zweiten Quartal Ende Juli die letzte Hürde auf dem Weg in den S&P 500 genommen hat. Eine Aufnahme in den marktbreiten US-Index gilt jedoch nicht als ausgemachte Sache, zumal Tesla lediglich durch den Verkauf von Emissionsrechten profitabel war und die Umsätze seit acht Quartalen stagnieren.
Auch sprechen Teslas rückläufige Netto-Investitionsausgaben (abzüglich der Veränderung aus den Abschreibungen und Wertminderungen) seit 2014 nicht gerade für die hohe Innovationsfreude - wie es die Tesla-Fans gerne darstellen - des Autobauers mit Firmensitz in Palo Alto im Silicon Valley, wie David Trainer in einem Forbes-Artikel schreibt. Eine Prognose für die mittelfristige CapEx-Entwicklung wollte Elon Musk im abgelaufenen Quartal nicht abgegeben: "Ich glaube nicht, dass wir euch das sagen wollen, wie hoch unsere Investitionen in diesem Jahr sein werden".
Andere Autobauer sind da schon konkreter: Volkswagen (DE:VOWG_p), General Motors (NYSE:GM), Daimler (DE:DAIGn) und Ford Motor (NYSE:F) wollen in den nächsten Jahren zusammen 82 Milliarden Euro in die Entwicklung von Elektroautos investieren, während Tesla in den letzten zwölf Monaten nur auf magere 1,8 Milliarden Dollar kommt.
Anders ausgedrückt: Wenngleich die Tesla-Aktie derzeit "in Mode ist" und sich noch eine Weile über jegliche Logik hinwegsetzen kann, könnte das Kartenhaus mit jeglicher negativen Meldung über das Unternehmen in sich zusammenfallen, denn Tesla ist schließlich in jeder Hinsicht einzigartig, weshalb auch nichts unmöglich, wie man an den aktuellen Kurs- und Bewertungsniveaus deutlich erkennen kann.
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