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Thyssen/Tata-Fusion - Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Veröffentlicht am 10.08.2017, 14:00
Aktualisiert 10.08.2017, 14:10
© Reuters. File photo of an escalator with a Thyssen logo in Essen
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- von Tom Käckenhoff

Düsseldorf (Reuters) - Thyssenkrupp (DE:TKAG) will bei den Marathon-Verhandlungen für eine Fusion der Stahlsparte mit Tata Steel auf den letzten Metern keinen Fehler machen.

"Wir werden bei diesem Prozess Sorgfalt walten lassen, weil aus unserer Sicht bestimmte Mindestkriterien erfüllt sein müssen", betonte Finanzchef Guido Kerkhoff am Donnerstag. "Bei Tata gehört dazu beispielsweise eine tragfähige Lösung für die hohen Pensionsverpflichtungen in Großbritannien." Vorstandschef Heinrich Hiesinger will den Mischkonzern stärker auf die Technologiegeschäfte ausrichten, die weniger abhängig von der Konjunktur sind. Ausgerechnet die schwankungsanfällige Stahlsparte sorgte nun aber für einen deutlichen Gewinnanstieg.

Thyssenkrupp verhandelt seit über einem Jahr mit Tata über die Zusammenlegung der Stahlgeschäfte. Hiesinger hat sich für ein Joint Venture ausgesprochen, um damit den Überkapazitäten in der Branche zu begegnen. Analysten halten dabei Einsparungen von einer halben Milliarde Euro für möglich. Betriebsräte hatten berichtet, dass das Management eine Entscheidung noch im Geschäftsjahr 2016/17 anstrebe, das bis Ende September läuft. Kerkhoff wollte dies am Donnerstag ebenso wenig bestätigen oder dementieren wie Berichte, wonach Thyssen in dem Joint Venture nur eine Minderheitsbeteiligung anstrebt.

"SO KANN DAS NICHT FUNKTIONIEREN"

"Wir ziehen immer verschiedene Optionen in Betracht", sagte der Manager. Ob dazu auch eine Aufspaltung des Konzerns gehören könne, ließ er offen. Als Haupthindernis für eine Fusion gelten die 15 Milliarden Pfund (knapp 17 Milliarden Euro) schweren Pensionsverpflichtungen von Tata in Großbritannien. Thyssenkrupp will für diese nicht geradestehen. Der britische Sender Sky News hatte am Mittwoch berichtet, Tata stehe in der Frage kurz vor einem Durchbruch. Auch für diesen Fall trat Kerkhoff auf die Bremse. "Nur wenn Sie irgendwann lesen, Tata hat eine Einigung, heißt das nicht, dass wir eine Woche später dastehen können und sagen, das ist jetzt ein Joint Venture. So kann das nicht funktionieren."

Die Thyssenkrupp-Aktie hat unter den Fusionsspekulationen in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt. Auch am Donnerstag zogen die Papiere zeitweise um zwei Prozent an und zählten damit zu den Spitzenreitern im Dax. Viele Investoren und Analysten rechnen damit, dass Hiesinger der Deal gelingt. Die Erwartungen, dass es zu einer Fusion komme, seien hoch, schrieben die Experten von Jefferies. Auch Investoren wie die Fondsgesellschaft Union Investment haben sich für einen Abschied vom konjunkturanfälligen Stahlgeschäft ausgesprochen. Ihnen bereitet jedoch Bauchschmerzen, dass Hiesinger mit Tata anscheinend alles auf eine Karte setzt.

HIESINGER WILL STABILERE ERGEBNISSE

© Reuters. File photo of an escalator with a Thyssen logo in Essen

Die Arbeitnehmervertreter lehnen hingegen eine Fusion ab. Sie befürchten, dass Arbeitsplätze gestrichen und Standorte geschlossen werden. Die Debatte sei schon längst schädlich für den Konzern, hatte der frühere IG-Metall-Chef Detlef Wetzel kritisiert, der im Aufsichtsrat der Stahlsparte sitzt. "Der Vorstand ist dabei, die Reputation von Thyssenkrupp Steel Europe zu zerstören. Sollte Thyssenkrupp an der Fusion mit Tata festhalten, werde dagegen gehalten. "Das ist keine Frage."

Ausgerechnet die Stahlsparte sorgte nun für eine deutliche Gewinnsteigerung. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Konzerns stieg im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2016/17 (per Ende September) um 41 Prozent auf 620 Millionen Euro. Die Stahlsparte konnte dank höherer Preise ihr Ergebnis auf 232 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Hiesinger will sich aber nicht von seinem Kurs abbringen lassen, den Konzern stärker auf die Technologiegeschäfte mit Aufzügen, Maschinen, Autoteilen oder U-Booten auszurichten.

"Die Erholung der Ergebnisse bei den Werkstoffgeschäften freut uns", sagte der Manager. Die großen Schwankungen von einem Quartal zum anderen zeigten jedoch, dass seine Strategie stimme. Die Industriegüter- und Dienstleistungsgeschäfte sollten ausgebaut werden. "So werden wir in Zukunft stabilere Ergebnisse erwirtschaften und profitabel wachsen."

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