Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die US-Aktienmärkte eröffneten am Freitag etwas schwächer, beunruhigt durch neue Äußerungen der US-Notenbank Federal Reserve über das Tempo der geldpolitischen Straffung und durch Zweifel am chinesischen Immobilienentwickler Evergrande, der am Rande der Zahlungsunfähigkeit steht.
Gegen 15.40 Uhr MEZ sank der Dow Jones Industrial Average um 68 Punkte oder 0,2% auf 34.696 Punkte. Der S&P 500 fiel um 0,3% und der Nasdaq Composite verlor 0,5%. Damit bleibt der Dow auf Kurs für einen knappen Wochengewinn, während der S&P und der Nasdaq auf ein Wochenminus. zusteuern.
Vor Handelsbeginn erläuterte die Präsidentin der Federal Reserve von Cleveland, Loretta Mester, im Detail, was der Fed-Vorsitzende Jerome Powell in seiner Pressekonferenz am Mittwoch angedeutet hatte, nämlich dass die Fed ihre Anleihekäufe ab November wahrscheinlich relativ schnell zurückfahren und die Zinssätze bis Ende nächsten Jahres sehr wohl anheben könnte. Mester meinte in einer Rede, dass die US-Wirtschaft die notwendigen Voraussetzungen für eine Straffung der Geldpolitik erfüllt habe.
"Ich bin dafür, dass wir im November mit dem Zurückfahren unserer Käufe beginnen und sie in der ersten Hälfte des nächsten Jahres beenden", sagte Mester in einer Rede, die sie vor der Ohio Bankers League hielt. Mester warnte auch vor "Schaum" auf den Aktien- und Immobilienmärkten in den USA. Die um 15 Uhr bekannt gegebenen Daten zu den Verkäufen neuer Eigenheime für August fielen etwas besser aus als erwartet, was auf eine anhaltende Stärke des Immobilienmarktes hindeutet, die auch in dieser Woche in den Daten zu den Baubeginnen und -genehmigungen zu sehen war.
Die Nike-Aktie (NYSE:NKE) tat sich im Frühhandel besonders hervor und fiel mit 5,6 % so stark wie seit sechs Monaten nicht mehr, nachdem der Sportartikelhersteller mitgeteilt hatte, dass Störungen in der Lieferkette seine kurzfristigen Aussichten gefährden. Das Unternehmen hat in seinen Fabriken in Vietnam aufgrund von Covid-Schließungen 10 Wochen lang die Produktion eingestellt und muss außerdem große Verzögerungen bei der Verschiffung von Containern über den Pazifik hinnehmen. Dies lässt Zweifel am Zustand der Lagerbestände aufkommen, bevor die wichtige Urlaubssaison beginnt. Für die Aktien von Under Armour (NYSE:UAA) ging es um 2,6 % bergab, und die ADRs von Adidas (OTC:ADDYY) büßten 3,2 % an Wert ein, doch solche Probleme treten nicht nur bei den Sportartikelherstellern zutage.
Im Gegensatz dazu stiegen die Aktien von Costco (NASDAQ:COST) nach einem starken Quartalsbericht, in dem die Kunden als Reaktion auf die Delta-Variante des Coronavirus erneut ihre Vorräte aufstockten, um 2,2 %.
Auch die Sorgen um China drückten im Frühhandel auf die Stimmung. Berichten zufolge hatte das angeschlagene Unternehmen Evergrande es versäumt, allen Inhabern einer seiner Dollar-Anleihen bis zum Ablauf der Frist am Donnerstag die Zinsen zu zahlen, wodurch es technisch gesehen in Zahlungsverzug geriet. Das Bauunternehmen verfügt zwar noch über eine 30-tägige Nachfrist, um seinen Verpflichtungen nachzukommen, doch sind in dieser Zeit auch weitere Zins- und Tilgungszahlungen fällig. Das steigende Risikoempfinden rund um chinesische Vermögenswerte und Märkte wurde noch verstärkt, als die HNA Group, ein Konglomerat, das sich mit seinem schuldengetriebenen Wachstum ebenfalls übernommen hat, bekannt gab, dass sowohl der Vorstandsvorsitzende als auch der CEO im Zusammenhang mit mutmaßlichen kriminellen Aktivitäten verhaftet worden waren.
Alibaba ADRs (NYSE:BABA) gaben um 3,6 % ab. Der E-Commerce-Riese verkaufte seine Minderheitsbeteiligung an einem staatlich kontrollierten Fernsehsender, angeblich auf Druck der Aufsichtsbehörden.