iShares oder Vanguard – meist beschränkt sich die Auswahl auf diese beiden, wenn es darum geht, wer der beste ETF-Anbieter auf dem Markt ist. Ich denke, Anleger machen mit diesen beiden ETF-Anbietern tatsächlich nicht viel falsch. Aber sind sie wirklich die besten?
Das für seine aktiv gemanagten Fonds bekannte Unternehmen Fidelity bietet mittlerweile auch ETFs an – und verfolgt eine interessante Strategie. Aber führt dieser etwas andere Ansatz tatsächlich zu mehr Rendite für uns Investoren? Ist Fidelity deshalb vielleicht sogar der beste ETF-Anbieter auf dem Markt?
Warum Fidelity der beste ETF-Anbieter auf dem Markt sein könnte Während iShares, Vanguard und Co. – also die typischen Anwärter für den Titel „bester ETF-Anbieter“ – meist stur einem Index folgen, bei US-Aktien beispielsweise dem S&P500, setzen Fidelity-ETFs auf qualitative Merkmale bei der Aktienauswahl. Der Fidelity US Quality Income UCITS ETF (WKN: A2DL7D) wählt die enthaltenen Unternehmen zum Beispiel unter anderem auf Basis der folgenden Kriterien aus.
mittel- bis hochkapitalisierte US-Unternehmen |
Free-Cashflow-Marge |
Return on Invested Capital (ROIC) |
Stabilität des Free Cashflow |
Quelle: justETF.com
Die Unternehmen, die diese qualitativen Filter erfolgreich durchlaufen haben, werden dann nach Dividendenrendite sortiert. Die Werte mit den höchsten Renditen werden in den Fidelity US Quality Income ETF aufgenommen.
Quelle: pixabay
Generell sind alle in Deutschland handelbaren Fidelity-ETFs genau wie der eben vorgestellte strukturiert, was diesen ETFs ein gewisses Qualitätssiegel verleiht. Denn: Während bei iShares, Vanguard & Co. alle im Index enthaltenen Aktien aufgenommen werden – ohne weitere Qualitätsfilter, müssen die in Fidelity-ETFs enthaltenen Unternehmen weitere Qualitätskriterien erfüllen.
Doch sorgt diese Selektierung auf Basis qualitativer Kriterien tatsächlich für höhere Renditen? Ist Fidelity deshalb vielleicht sogar der beste ETF-Anbieter auf dem Markt?
Der Performance-Vergleich – der beste ETF-Anbieter in den letzten 12 Monaten Fidelity-ETFs sind nach Regionen strukturiert. Es gibt sie für die Emerging Markets, Europa und wie erwähnt für US-Aktien. Entsprechend habe ich diese drei Fidelity-ETFs mit den entsprechenden Varianten basierend auf den Emerging Markets, dem EuroStoxx 50 und dem S&P 500 verglichen.
Das Ergebnis hat mich aufgrund der stark unterschiedlichen Renditen doch etwas überrascht. Auch wenn der Betrachtungszeitraum von zwölf Monaten natürlich etwas kurz und nicht sonderlich aussagekräftig ist, so scheint iShares der beste ETF-Anbieter auf dem Markt zu sein.
Fidelity | iShares | Vanguard | |
Aktien USA | + 5,95 % | + 11,21 % | + 11,21 % |
Aktien Europa | + 1,93 % | + 1,76 % | + 0,95 % |
Aktien Emerging Markets | + 1,42 % | + 7,41 % | + 5,64 % |
Quelle: justETF.com, Stand: 17.08.2020, Performance bezieht sich jeweils auf thesaurierende Varianten der letzten zwölf Monate
Lediglich der Europa-Fidelity-ETF konnte die entsprechenden Pendants basierend auf dem EuroStoxx 50 hinter sich lassen. Der Emerging-Markets-ETF und der US-ETF blieben meilenweit hinter den ETFs von iShares und Vanguard zurück. Generell sieht es also so aus, als wäre Fidelity definitiv nicht der beste ETF-Anbieter auf dem Markt.
Mein Fazit zu Fidelity, iShares und Vanguard Dieser „Performance-Rückstand“ hat meiner Meinung nach in erster Linie zwei Ursachen.
- Auch wenn einige qualitative Kriterien bei der Zusammenstellung berücksichtigt werden: Am Ende entscheidet bei allen Fidelity-ETFs die Dividendenrendite, ob ein Unternehmen aufgenommen wird oder nicht. Aufgrund dieses Kriteriums – das in meinen Augen übrigens alles andere als ein Qualitätsmerkmal darstellt – werden großartige Aktien wie beispielsweise Alibaba (NYSE:BABA) (WKN: A117ME), Amazon (NASDAQ:AMZN) (WKN: 906866) oder Facebook (NASDAQ:FB) (WKN: A1JWVX) von vornherein ausgesiebt. So überrascht es wenig, dass der Fidelity-US-ETF keine Chance gegen den S&P 500 hatte.
- Kennzahlen sind ja schön und gut – sie sollten gewiss Teil einer jeden vernünftigen Aktienanalyse sein. Aber in meinen Augen sind andere Dinge entscheidend, wenn es darum geht, außergewöhnliche Renditen zu erwirtschaften. Dinge wie die Produkte, die Mitarbeiter und das Management sorgen für steigende Umsätze, Gewinne und damit letztendlich für steigende Kurse. Ein reiner Fokus auf Kennzahlen kann daher meiner Meinung nach niemals zu einer signifikanten Überrendite verglichen mit den breiten Indizes führen.
Die Frage, wer der beste ETF-Anbieter auf dem Markt ist, beantworte ich für mich daher folgendermaßen: Entscheidend ist der Index, der nachgebildet wird. MSCI World, FTSE All-World oder MSCI Emerging Markets sind ein solides Fundament, auf das ich als passiver Investor weiterhin setzen werde.
Ob diese letztendlich von iShares, Vanguard, Xtrackers oder sonstwem nachgebildet werden, ist für mich eher sekundär – sie unterscheiden sich nur in Nuancen. Für mich steht allerdings fest: Fidelity ist definitiv nicht der beste ETF-Anbieter auf dem Markt. Fidelity-ETFs sind allenfalls für Anleger interessant, die bewusst auf regelmäßige, verlässliche Ausschüttungen setzen.
Thomas Brantl besitzt Aktien von Alibaba, Amazon und Facebook. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. Randi Zuckerberg, eine frühere Leiterin der Marktentwicklung und Sprecherin von Facebook sowie Schwester von CEO Mark Zuckerberg, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alibaba Group Holding Ltd., Amazon und Facebook und empfiehlt die folgenden Optionen: Short January 2022 $1940 Call auf Amazon und Long January 2022 $1920 Call auf Amazon.
Motley Fool Deutschland 2020