FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Kampf um die Marke von 13 000 Punkten im Dax (DAX) dürfte sich fortsetzen. Doch nachdem der deutsche Leitindex diese Hürde Mitte Oktober erstmals übersprungen hatte, geht es nun um die Nachhaltigkeit. Das macht die neue Woche besonders spannend, denn hierzulande nimmt die Berichtssaison zum dritten Quartal Fahrt auf. Politische Themen wie der Katalonien-Konflikt, die Spannungen mit der Türkei oder auch mit Blick auf Nordkorea und die USA stehen ebenfalls weiter im Fokus. Und als für die Börsianer wohl wichtigstes Ereignis der Woche steht die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Es werden dabei Beschlüsse erwartet, wie es mit dem Anleihekaufprogramm über 2017 hinaus weitergehen soll.
Die EZB-Sitzung am Donnerstag werde zeigen, "ob die Gerüchte zutreffen, nach denen die Notenbank ihre bereits im April auf monatlich 60 Milliarden Euro reduzierten Anleihekäufe tatsächlich ab Januar 2018 halbiert und bis September nächsten Jahres verlängert", kommentierte Robert Greil, Chefstratege von Merck (DE:MRCG) Finck Privatbankiers. In jedem Fall rechnet er mit einem weiteren Schritt zu mehr geldpolitischer Normalität, auch wenn die Notenbank allzu genaue Festlegungen über die weitere Reduzierung ihrer Anleihekäufe vermeiden dürfte, um flexibel zu bleiben. Ein Ausstieg aus dem Programm wird laut der Postbank sicher auch nicht überstürzt erfolgen, um die Wirtschaftsdynamik in der EU nicht abzuwürgen und um heftige Reaktionen an den Finanzmärkten zu vermeiden.
Konjunkturseitig wird für Deutschland zudem der ifo-Geschäftsklimaindex am Mittwoch von Bedeutung sein. Die Stimmungsniveaus in der deutschen Wirtschaft sind trotz einer leichten Abschwächung nach dem Rekordhoch im Juli weiterhin sehr hoch. Nach Ansicht der Postbank sollten sie sich daher weiter normalisieren, da die wirtschaftliche Lage den Stimmungsdaten noch hinterher hinke. In den USA dürfte hingegen vor allem auf die ebenfalls am Mittwoch anstehenden Auftragseingänge für langlebige Güter geschaut werden.
Unternehmensseitig beginnt am deutschen Aktienmarkt die heiße Phase. Auf die Quartalszahlen der Lufthansa (4:LHAG) zur Wochenmitte, folgen die von Bayer (4:BAYGN), Beiersdorf (4:BEIG), Deutscher Bank (4:DBKGn) und Deutscher Börse (4:DB1Gn) am Donnerstag. Linde (4:LING) und Volkswagen (DE:VOWG) (VW) (4:VOWG_p) berichten am Freitag. Während etwa die französische Bank Exane BNP Paribas mit einem starken Geschäftsbericht der größten deutschen Fluggesellschaft im dritten Jahresviertel rechnet und beim Autobauer VW eine leichte Anhebung der Jahresziele erwartet, geht die Equinet Bank bei der Deutschen Bank wiederum von deutlich gesunkenen Erträgen und einem ebenfalls zurückgegangenen Vorsteuergewinn aus.
Je nachdem, ob die Unternehmensberichte die Marktteilnehmer eher begeistern oder enttäuschen und wie die geldpolitischen Beschlüsse der EZB ausfallen, dürfte dies die Impulse bereithalten, die den Dax über oder unter der Marke von 13 000 Punkten schicken. Insgesamt raten Experten aber inzwischen zunehmend zur Vorsicht. "Die Trennlinie zwischen 'fair' und 'teuer' verläuft für den Dax nach unseren Berechnungen derzeit bei rund 12 500 Punkten", schreibt etwa Helaba-Analyst Markus Reinwand. Dies ist auch die Punktezahl für sein Jahresendziel. Das könnte seines Erachtens zwar womöglich etwas zu vorsichtig sein, doch "sind derzeit die Kursrisiken deutlich größer als die Chancen", warnt Reinwand.