n FRANKFURT (dpa-AFX) - Die längste Gewinnsträhne des Jahres und das Rekordhoch bei 10 050 Punkten in Sichtweite: Zuletzt hat der Dax F:DAX nur für positive Schlagzeilen gesorgt. Damit sollte es laut Experten nun aber erstmal vorbei sein - auch wenn die langfristigen Aussichten für den wichtigsten deutschen Aktienindex gut sind.
"Die Börsenampel könnte bald wieder von grün auf gelb umspringen", warnt etwa Daniel Saurenz von Feingold Research mit Blick auf die erste Dezemberwoche. Der Dax-Anstieg um rund 1500 Punkte seit Mitte Oktober zeige die zunehmende Sorglosigkeit der Anleger und sei "womöglich des Guten zuviel". Davor war der Dax wegen Konjunktursorgen auf sein Jahrestief unter 8400 Punkte abgerutscht. Inzwischen steht er dank seiner Erholungsrally knapp unter 10 000 Punkten - und auf Jahressicht wieder klar im Plus.
BEI 10 000 PUNKTEN BESSER KUSRGEWINNE VERSILBERN
Die Anleger sollten laut Saurenz "froh sein, dieses schwierige Jahr final mit einem blauen Auge zu verlassen". Deshalb könne es nicht schaden, an der 10 000-Punkte-Marke auszusteigen und die aufgelaufenen Kursgewinne der vergangenen Wochen zu versilbern. Denn das Börsenjahr 2014 sei mit dem Start in den Dezember weitgehend abgehandelt.
Auch Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner rechnet mit einer vergleichsweise ereignislosen Handelswoche - trotz einer Reihe von Konjunkturdaten und der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Zwar dürften sich die Marktteilnehmer mangels Unternehmensnachrichten "auf jeden noch so kleinen Informationskrümel stürzen". Positive Impulse für den Dax erwartet Lipkow allerdings nicht - der Index dürfte erst einmal seine jüngsten Kursgewinne verdauen und im vierstelligen Punktebereich bleiben.
DANK GELDPOLITIK MITTELFRISTIG GUTE AUSSICHTEN
"Kurzfristig sind die Märkte zweifelsohne heiß gelaufen", heißt es im Bernecker-Börsenbrief "Termin-Börse". Auf mittlere Sicht zeichne sich aber trotz inzwischen recht hoher Bewertungen kein Ende der Hausse-Trends ab - dank der weltweit wichtigsten Notenbanken. Die US-Notenbank Fed habe die Märkte mit Liquidität geflutet, während Japan seine lockere Geldpolitik noch forciere und die EZB vor entsprechenden Schritten stehe. Niedrige Zinsen sind seit Jahren der wichtigste Treibstoff für die Aktienmärkte, da sie festverzinsliche Wertanlagen weniger rentabel machen.
Seitens der Konjunktur stehen in der neuen Woche Einkaufsmanagerindizes aus China, Europa und den USA sowie am Freitag der monatliche US-Arbeitsmarktbericht im Fokus. Letzterer dürfte "erfreuliche Daten liefern und die voranschreitende konjunkturelle Erholung untermauern", heißt es in einer Studie der Postbank. Entsprechend rechnen die Experten nicht mit einer Verschiebung der ersten Leitzinsanhebung in den USA. Die Fed orientiert sich in ihrer Geldpolitik an der Wirtschafts- und insbesondere der Beschäftigungsentwicklung.
EZB DÜRFTE IM DEZEMBER NOCH ABWARTEN
Von der EZB-Sitzung am Donnerstag erwarten Beobachter noch keine weiteren konkreten Maßnahmen. Allerdings stünden die Währungshüter quasi "Gewehr bei Fuß", um einer drohenden Deflationsgefahr oder einem schwachen Wirtschaftswachstum entgegenzuwirken, schreiben die Experten der britischen Bank HSBC. Im Einklang mit ihren Postbank-Kollegen rechnen sie aber bereits im ersten Quartal 2015 mit dem Beginn des umstrittenen Ankaufs von Unternehmensanleihen.
Absehbar kursbewegende Unternehmensnachrichten sind in der ersten Dezemberwoche dünn gesät. Am Dienstag könnten monatliche Zulassungs- und Absatzzahlen den Aktien der Autobauer Impulse geben. Zwei Tage später legt der britische Reiseveranstalter Tui Travel (LONDON:TT) (FSE:T7L) , der vor der Fusion mit dem Mutterkonzern Tui (ETR:TUI1) steht, Jahresresultate vor.
Zalando (XETRA:ZALG) VOR AUFSTIEG: SDAX-PLATZ IST SICHER
Zur Wochenmitte nach Börsenschluss entscheidet zudem der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse über Veränderungen bei den Mitgliedern von Dax & Co. Diese werden zum Montag, den 22. Dezember umgesetzt. Börsenneuling Zalando F:ZAL ist zumindest der Aufstieg in den Kleinwerte-Index SDax F:SDXP sicher. Mit etwas Glück könnte es der Online-Modehändler aber auch schon in den MDax F:MDAX der mittelgroßen Unternehmen schaffen.en
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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