FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Jamaika-Aus und die damit zunehmende politische Unsicherheit in Deutschland könnte die von einigen Experten erwartete Dax-Stabilisierung (DAX) in Gefahr bringen. Noch vor dem Aus der Gespräche zu einer Regierung aus CDU, CSU, FDP und Grüne haben noch viele Analysten darauf gesetzt, dass sich der deutsche Leitindex nach den jüngsten Verlusten stabilisieren könnte. Zum Handelsstart am Montag dürfte es aber erst einmal weiter nach unten gehen.
Der Broker IG taxierte den Index knapp drei Stunden vor Eröffnung des Xetra-Handels mit 12 916 Punkten und damit 0,60 Prozent tiefer als am Freitag. Damit dürfte der Dax seine Verluste der vergangenen Woche erst einmal ausbauen. Nach Einschätzung des Börsenexperten Daniel Saurenz von Feingold Research sollte das aber nicht überbewertet werden. Er geht davon aus, dass die Märkte schnell zur Tagesordnung übergehen und das heißt: es sollte dank der anhaltenden Geldflut der EZB weiter nach oben gehen.
Mit der unsicheren politischen Lage in Deutschland, der größten Wirtschaftsnation in der Eurozone, kommt aber auf jeden Fall ein weiterer Risikofaktor für die Aktienmärkte dazu. Diese hatten in den vergangenen Tagen nach der starken Rally in den Wochen zuvor ohnehin etwas an Boden verloren, da viele Investoren nervös geworden sind. Die spanende Frage ist jetzt, ob sich die Aktienmärkte jetzt erst einmal stabilisieren oder weiter nach unten gehen. Vor dem Jamaika-Aus, das für viele überraschend kommen dürfte, waren die meisten Experten vorsichtig optimistisch.
Da in dieser Woche nur wenige marktbewegende Konjunkturdaten auf der Agenda stehen und auch von den Unternehmen angesichts der auslaufenden Berichtssaison weniger Impulse als zuletzt kommen, dürfte erste einmal die neue politische Lage in Deutschland die Stimmung an den Märkten dominieren. Zudem bleibt die häufig tonangebende Wall Street am Donnerstag feiertagsbedingt geschlossen, und am Freitag findet dort nur ein verkürzter Aktienhandel statt.
Mit der FDP hat ausgerechnet eine wirtschaftsfreundliche Partei die Jamaika-Verhandlungen platzen lassen", sagte Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. "Die Investoren am Aktienmarkt dürfte dies aber nur kurz stören. Politische Börsen haben kurze Beine und sie werden auch durch Christian Lindner oder Jürgen Trittin nicht länger. Der DAX dürfte sich kurz schütteln und danach zur Tagesordnung übergehen."
"Die wesentliche Politik für die Finanzmärkte wird in Frankfurt gemacht mit dem billigen Geld der EZB und ebenso wesentlich in Washington mit der US-Notenbank". Saurenz will daher die Unsicherheit infolge des Jamaika-Aus nicht überbewerten und verweist auf die Entwicklung in Spanien. "Dort zog sich zuletzt die Regierungsbildung über etliche Monate und die Phase war eine der besten für den Ibex in den letzten zehn Jahren."
Zuletzt hätten die europäischen Aktienmärkte an charttechnischen Unterstützungen "fast schon mustergültig wieder nach oben" gedreht, erläuterte Chefstratege Robert Greil von Merck (DE:MRCG) Finck Privatbankiers. Zwar seien "für eine weitere Erholung in Richtung der jüngsten Höchststände gute Stimmungsdaten sowohl der Unternehmen wie auch der Verbraucher wichtig". Doch diesbezüglich ist Greil optimistisch: "Die anhaltend gute Konsumstimmung, die Eurolands Verbrauchervertrauen belegen sollte, spricht für beste Shoppinglaune im Weihnachtsgeschäft."
Analyst Sascha Rehbein von der Weberbank bleibt angesichts der fundamental guten Lage der Unternehmen, positiver Gewinnerwartungen und einer Konjunkturentwicklung "in die richtige Richtung" ebenfalls zuversichtlich. Und in einer Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hieß es: "Grundsätzlich stufen wir die Perspektiven weiter positiv ein, zumal Aktien im Vergleich zu Renten günstig bewertet sind.