FRANKFURT (dpa-AFX) - Die neue Woche könnte für den deutschen Aktienmarkt ungemütlich werden. G7-Treffen, Notenbank-Entscheidungen und das politische Italien sind die Themen, die die Anleger beschäftigen. Der Dax (DAX) wirkt charttechnisch bereits etwas angeschlagen, nachdem ihm zuletzt der nachhaltige Sprung über die Marke von 12 900 Punkten verwehrt blieb und Gewinnmitnahmen bei stark gelaufenen Technologiewerten für Abwärtsdruck im Gesamtmarkt gesorgt hatten.
Am Montag dürfte zunächst der Eklat vom Treffen der sieben großen Industrienationen (G7) nachwirken. US-Präsident Donald Trump hatte mit einem nachträglichen Ausstieg aus der G7-Abschlusserklärung die Gruppe großer Wirtschaftsmächte gespalten. Er begründete diesen bisher einmaligen Schritt in der über 40-jährigen G7-Geschichte auf Twitter mit der Haltung des kanadischen Gastgebers des Gipfels in La Malbaie, Justin Trudeau, zu US-Strafzöllen auf Stahl und Aluminium. Trump stürzt die Staatengruppe damit in eine ungewisse Zukunft.
Eigentlich hatten sich die USA und die sechs anderen G7-Staaten - darunter die wichtigsten westlichen US-Verbündeten Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Kanada - bei dem Gipfel trotz tiefgreifender Differenzen bei den Themen Handel und Klimaschutz in letzter Minute zu der achtseitigen Abschlusserklärung durchgerungen. Diese stand aber nur bis Trump, der das Treffen vorzeitig verlassen hatte, twitterte.
Damit wurden die Befürchtungen von Experten wahr. Diese hatten geahnt, dass die Sorgen rund um einen funktionierenden Welthandel bei dem Gipfel nicht abgemildert werden könnten. "Zum Thema Strafzölle wird es eher weitere verwirrende Signale geben", hatte Analyst Jochen Stanzl von CMC Marktes vor dem Gipfel gesagt. Die Experten der BayernLB hatten befürchtet, dass der Gipfel den Fokus der Marktteilnehmer endgültig vollends auf die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und anderen Ländern verlagern dürfte.
In der Eurozone hält derweil die italienische Politik die Börsianer weiter in Atem. Zwar ist in Rom die neue Regierung inzwischen vereidigt und somit diese Unsicherheit vom Tisch, doch "die Regierung ist populistisch und dürfte das Haushaltsdefizit zumindest auf 3 bis 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöhen und damit auf Konfrontationskurs zur EU gehen", schreibt Chefvolkswirt Jörg Krämer von der Commerzbank (DE:CBKG) in seinem Ausblick. Außerdem dränge Italien auf anhaltend niedrige Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB).
Vor dem Jahr 2019 dürften diese ohnehin nicht steigen. Einige Volkswirte rechnen Mitte des kommenden Jahres, andere erst im Herbst 2019 mit einer ersten Leitzinsanhebung durch die EZB. Auf ihrer kommenden Sitzung am Donnerstag könnten die Währungshüter allerdings ein Ende ihres Anleihekaufprogramms noch in diesem Jahr verkünden. Zuletzt getätigte Aussagen von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet lassen dies vermuten. Den Euro könnte dies stärken, was dann wiederum schlecht wäre für den deutschen Aktienmarkt. Denn: Ein festerer Euro kann die Exportchancen von Unternehmen aus der Eurozone schmälern.
Bevor aber die EZB die Aufmerksamkeit auf sich zieht, schreitet am Mittwoch die US-Notenbank (Fed) mit ihrem Zinsentscheid zur Tat. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen ein weiteres Mal anheben wird. Spannend werde sein, ob die Formulierungen der Fed auf der Pressekonferenz eher in Richtung drei oder vier Erhöhungen im Gesamtjahr 2018 hindeuten werden, schrieb Analyst Frank Klumpp von der LBBW in einer Studie. Am kommenden Freitag steht dann mit dem Zinsentscheid der Bank of Japan (BoJ) eine weitere Notenbank im Blick.
Konjunkturseitig interessieren in der neuen Woche in erster Linie Daten aus den USA, wo am Dienstag die Verbraucherpreise, am Donnerstag die Einzelhandelsumsätze und am Freitag die Industrieproduktion sowie das von der Universität Michigan ermittelte Konsumentenvertrauen veröffentlicht werden.
Unternehmensseitig dürfte es hingegen eher ruhig bleiben: Geschäftszahlen gibt es am Dienstag vom Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck (4:HDDG) und am Donnerstag vom Ingenieurdienstleister Bertrandt (0:BDTd), beide aus dem SDax (SDAX). Spannend könnte am Mittwoch die Hauptversammlung von Grammer (4:GMMG) werden. Der chinesische Großaktionär Ningbo Jifeng hatte jüngst für den ebenfalls im SDax notierten Fahrzeugsitze- und Konsolenhersteller 60 Euro je Aktie plus 1,25 Euro Dividende geboten und war damit bei der Familie Hastor als weiterem Großaktionär auf Ablehnung gestoßen.
Zum Ende der Woche ist außerdem Hexensabbat. Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen laufen dann aus. Vom "großen Verfall" wie am kommenden Freitag sprechen Börsianer, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien, auf den gleichen Tag fällt. An den Aktienmärkten kann dies, wenn auch nur kurzzeitig, für deutliche Kursausschläge sorgen.