FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einer turbulenten Börsenwoche sollte es vor Weihnachten am deutschen Aktienmarkt erst einmal ruhiger zugehen. Einige Anleger dürften nach der ad acta gelegten Hoffnung auf eine Weihnachts- und Neujahrsrally schon vor dem Beginn der Feiertage den Märkten den Rücken kehren.
Immerhin war der Dax in einem starken Lauf seit Ende September bis zum vergangenen Dienstag um rund 2800 Punkte oder rund 24 Prozent bis auf knapp unter 14 700 Punkte gestiegen. Am Donnerstag folgte nach den Zinsaussagen der Fed und vor allem der EZB dann die Ernüchterung. Der Dax sackte ab und kämpft nun wieder um Marke von 14 000 Punkten.
Doch auch wenn sich viele Börsianer erst einmal enttäuscht von Dax & Co. abwenden dürften, stehen in der neuen Woche einige spannende Ereignisse an. Wichtige Konjunkturdaten aus Deutschland und den USA füllen die Agenda. Außerdem werden noch ein paar Unternehmen in den Fokus rücken, und viele Indizes warten ab Montag mit einigen neuen Mitgliedern auf.
"Das war wohl nichts mit der erhofften frohen geldpolitischen Botschaft zum Jahresausklang", fasste Volkswirtin Claudia Windt von der Landesbank Helaba die Enttäuschung an den Börsen in einem Satz zusammen. Denn auch wenn die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen nicht mehr so deutlich anhoben wie zuvor, so wollen sie 2023 doch an ihrem Kurs festhalten. Angesichts der nach wie vor hohen Inflationsrisiken soll es mehr Zinserhöhungen geben als viele Investoren erwartet hatten. Das aber birgt wiederum höhere Risiken für die Volkswirtschaften, auch wenn diese ohne die Eingriffe der Notenbanken letztlich noch höher sein dürften.
Vor allem die EZB erwischte viele Anleger auf dem falschen Fuß, sind sich Marktexperten einig. Doch nun sei der Dax "wieder auf den Boden der Realität gebracht" worden, urteilt Robert Greil, Chefstratege von Merck (ETR:MRCG) Finck. Nachdem die Europäer zu lange gezögert hätten, sei nun endlich die Inflationsproblematik erkannt worden und es werde entschlossen dagegen gesteuert. Für die Wirtschaft Europas erwartet Greil eine Rezession, weshalb ihm zufolge die Gewinnerwartungen der Analysten und damit auch die Kursniveaus vieler deutscher Aktien noch weiter sinken dürften.
Einige Daten in der neuen Woche werden weiteres Licht auf die konjunkturellen Aussichten werfen. So stehen am Montag das die Wirtschaftsstimmung in Deutschland widerspiegelnde Ifo-Geschäftsklima an, am Dienstag die Produzentenpreise und am Mittwoch das GfK-Konsumklima.
Aus den USA werden zur Wochenmitte Daten zum Verbrauchervertrauen im Dezember und am Freitag zur Kerninflation sowie zum Auftragseingang langlebiger Güter bekannt gegeben. Und in den darauf folgenden zwei Wochen folgen weitere Konjunkturindikatoren, und "mit ihnen werden wichtige Weichen für das Vorgehen der Notenbanken in den kommenden Monaten gestellt", betont Volkswirt Ralph Solveen von der Commerzbank (ETR:CBKG).
Unternehmensseitig lädt am Montag Uniper (ETR:UN01) zur Aktionärsversammlung. Ende Oktober hatte der schwer angeschlagene Energiekonzern den Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals bekannt gegeben, was aktienrechtlich die Pflicht zur Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung nach sich zieht. Unterdessen entschied am Freitag die EU-Kommission, dass Uniper weitgehend verstaatlicht werden darf. Die Staatshilfen-Prüfung der EU-Kommission war indes am Freitagnachmittag noch offen. Die EU-Kommission muss die Pläne prüfen, möglich sind Auflagen wie die Abgabe von Geschäften.
Zudem werden zum Wochenstart die Dax-Indizes erstmals in ihrer neuen Zusammensetzung gehandelt. So ersetzt der Sportwagenbauer Porsche AG (F:P911_p) den Sportartikelhersteller Puma (ETR:PUMG) SE in der ersten Börsenliga. Puma steigt in den MDax ab und schickt damit den Batterienhersteller Varta (ETR:VAR1) in den SDax .
Außerdem tauschen das aktuelle MDax-Unternehmen Deutsche Wohnen (ETR:DWNG) und der noch im SDax zu findende Bioethanolhersteller Verbio (ETR:VBKG) ihre Plätze. Darüber hinaus gibt es noch ein paar weitere Änderungen im Index für die kleineren Werte unterhalb des MDax.
Geschäftsjahreszahlen wird zudem der Kupferkonzern Aurubis (ETR:NAFG) am Mittwoch bekannt geben. Die Hornbach Gruppe folgt am Donnerstag mit Zahlen zum dritten Geschäftsquartal.