BUDAPEST (dpa-AFX) - Im diplomatischen Konflikt mit den USA hat Ungarn weiter an der Eskalationsschraube gedreht. Die mit einem US-Einreiseverbot belegte Leiterin des Finanzamtes, Ildiko Vida, zeigte am Donnerstag den US-Geschäftsträger in Budapest, André Goodfriend, bei der Staatsanwaltschaft wegen Verleumdung an. Zudem verklagte sie ihn vor Gericht wegen Rufschädigung, bestätigte Vidas Anwalt gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur MTI. "Die Anzeige erfolgte wegen konkreter Äußerungen des US-Diplomaten in einem (...) Zeitungsinterview", sagte der Anwalt.
Die USA haben gegen Vida und fünf weitere Offizielle der Regierung des rechts-nationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban wegen mutmaßlicher Korruption zum Schaden von US-Unternehmen Einreiseverbote verhängt. Goodfriend hatte diese Entscheidung mehrfach in den ungarischen Medien erklärt, aber keine Namen genannt. Vida hatte als einzige eingeräumt, betroffen zu sein, nachdem ungarische Medien darüber schon länger spekuliert hatten. Goodfriend hatte in einem Interview vor einer Woche erklärt, dass die von Einreiseverboten betroffenen Personen konkreter Korruptionshandlungen verdächtigt würden. Namen nannte er nicht. Orban hatte am letzten Montag Vida ultimativ aufgefordert, gegen Goodfriend zu klagen, andernfalls würde er sie entlassen. Beobachtern zufolge handelt es sich aber nur um ein Ablenkungsmanöver. Als Diplomat genießt Goodfriend juristische Immunität.