Berlin, 18. Sep (Reuters) - Die Bundesregierung will neue Wege in der zivilen Forschungsförderung gehen und macht Leipzig zum Sitz der geplanten Behörde für technologische Neuerungen. Man habe sich bewusst für die sächsische Metropole entschieden, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier am Mittwoch. "Leipzig ist bereits heute ein innovationspolitischer Leuchtturm." In der Zentrale der sogenannten Agentur für Sprunginnovationen soll es voraussichtlich 35 bis 50 Beschäftigte geben. Die Einrichtung soll bahnbrechenden Neuerungen (Sprunginnovationen) "Made in Germany" zum Durchbruch verhelfen und Synergieeffekte schaffen, indem sie wichtige Akteure der Wissenschaft mit der Privatwirtschaft verbindet.
Der Präsident des IT-Verbands Bitkom, Achim Berg, betonte, wichtig sei jetzt nicht innerdeutscher Konkurrenzkampf. "Es geht um den Wettbewerb Deutschlands mit den Tech-Hotspots dieser Welt wie dem Silicon Valley und Shenzhen oder Boomregionen wie Tel Aviv oder Mumbai." Dies müsse die neue Agentur im Fokus haben. "Dabei sollte sie nicht versuchen, mit der Gießkanne überall tätig zu werden, sondern sich eher auf wenige Projekte konzentrieren."
Die FDP kritisierte die Wahl Leipzigs als bloße Symbolpolitik zugunsten des Ostens. Die Anziehungskraft der sächsischen Großstadt müsse sich erst noch erweisen, "andere Standorte wären besser geeignet gewesen", erklärte der forschungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Thomas Sattelberger. "Wenn es so weitergeht, bleiben Sprunginnovationen in Nordamerika und Asien zu Hause." Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Christian Hirte, verteidigte die Wahl Leipzigs: "Wir brauchen den Vergleich mit den alten Ländern nicht scheuen."
Die Agentur soll etwa helfen, dass es nicht wieder zu einer Art Trauma wie bei der mp3-Technologie kommt. Der Forschungserfolg des Fraunhofer-Instituts schaffte nicht den Sprung in die kommerzialisierte Welt. Kasse mit marktreifen Abspielgeräten machten vor allem Firmen aus Asien und den USA.