Washington/Paris/Berlin, 07. Okt (Reuters) - US-Präsident Donald Trump hat der Türkei mit der Zerstörung ihrer Wirtschaft gedroht, sollte sich das Land in Syrien unangemessen verhalten. "Wie ich es schon gesagt habe, und nur um das zu wiederholen, wenn die Türkei irgendetwas tut, das ich, in meiner großen und unübertroffenen Weisheit als falsch bewerte, werde ich die Wirtschaft der Türkei total zerstören und auslöschen (ich habe das schon getan!)", schrieb Trump am Montag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Die USA haben am Montag mit dem Abzug ihrer Truppen aus Syrien begonnen. Nun wird mit einem Militäreinsatz der Türkei gegen die Kurden-Miliz YPG gerechnet. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums bekräftigte, dass die USA weder eine Offensive der Türkei befürworteten noch unterstützten. Die US-Armee werde sich auch nicht zu einer Teilnahme drängen lassen.
Frankreich warnte vor einem Erstarken der radikal-islamischen IS-Miliz. Man müsse extrem aufpassen, dass eine mögliche Offensive der Türkei dem IS nicht in die Hände spiele anstatt ihn zu schwächen und auszumerzen, sagte Verteidigungsministerin Florence Parly. Frankreich gehört zu den wichtigsten Verbündeten der von den USA geführten Koalition im Kampf gegen den IS in Syrien und im Irak. Früheren Aussagen von französischen Regierungsvertretern zufolge würde ein Rückzug der USA auch zu einem Rückzug Frankreichs führen. Anfang des Jahres hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron aber noch erklärt, Trump von einem solchen Schritt abgehalten zu haben.
Die Grünen forderten laut einem Bericht des RedaktionsNetzwerks Deutschland Konsequenzen für den Einsatz der Bundeswehr in der Region. Die Luftaufklärungsbilder, die Bundeswehr-Tornados für die Nato erstellen, dürften nicht mehr an die Türkei gehen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die für den Kampf gegen den IS gedachten Überwachungsbilder von der Türkei für eine Offensive gegen kurdische Kämpfer missbraucht würden, sagte der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Omid Nouripour. "Wenn die Bilder weiter geliefert werden sollten, muss der Einsatz beendet werden."
UN-Generalsekretär Antonio Guterres rief alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf. Die Zivilisten müssten unter allen Umständen geschützt werden, erklärte sein Sprecher.