Berlin, 11. Nov (Reuters) - Die Wirtschaftsweisen rechnen auch unter einem Präsidenten Joe Biden mit einem schwierigen Verhältnis zu den USA. Die Chancen auf ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten seien "nicht größer als zuvor", sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrates, Lars Feld, am Mittwoch. "Es ist nun nicht so, dass die Demokratische Partei freihändlerisch unterwegs ist." Allerdings sei Biden stärker auf internationale Zusammenarbeit ausgerichtet als Amtsinhaber Donald Trump. "Das bietet vielfältige Chancen, vor allem im klimapolitischen Bereich", sagte Feld. "Hier kann ich mir eine intensivere Zusammenarbeit vorstellen."
Felds Kollege Volker Wieland erwartet "endlich wieder einen anderen Kommunikationsstil - das ist dringend notwendig". Aber man dürfe nicht vergessen, dass etwa bei der Deutschen Wiedervereinigung die USA sehr eng zu Deutschland gestanden hätten. "Das immer gleich aus dem Fenster zu werfen, wenn uns etwas stinkt und so jemand wie Trump kommt, das ist auch gefährlich." Eine weniger erratische, weniger willkürliche Politik werde den Unternehmen helfen, sagte die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer.
Trump hat seit seinem Amtsantritt im Januar 2017 immer wieder Handelskonflikte vom Zaun gebrochen. So drohte er mehrfach mit Strafzöllen auf Autos, den deutschen Exportschlager Nummer eins. Die USA sind auch unter Trump der wichtigste Abnehmer von Produkten "Made in Germany" geblieben.