Berlin (Reuters) - Deutsche Startup-Unternehmen haben einer Studie zufolge im ersten Halbjahr so viel Risikokapital angelockt wie noch nie.
In 264 Finanzierungsrunden sammelten sie 2,16 Milliarden Euro ein, während es in der ersten Jahreshälfte 2016 lediglich 972 Millionen Euro waren, geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung EY hervor. Damit wurde der bisherige Rekordwert von 2015 übertroffen: Damals flossen in den ersten sechs Monaten insgesamt 1,95 Milliarden Euro an die Jungunternehmen. Mehr Geld floss vor allem an Internethändler, Finanztechnologie-Anbieter ("FinTechs") sowie in den Bereich Gesundheit.
Berlin verteidigte seinen Titel als Startup-Hauptstadt: Sie vereinte Investitionen von knapp 1,5 Milliarden Euro auf sich, was mehr als zwei Drittel des gesamten Volumens entspricht. Dahinter folgen mit großem Abstand Bayern (215 Millionen Euro) und Hamburg (181). "Berlin konnte seinen Vorsprung im ersten Halbjahr zwar ausbauen", sagte EY-Experte Peter Lennartz. "Aber auch die Standorte Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und zunehmend auch Hessen arbeiten mit Erfolg an ihrer Sichtbarkeit und ihrem Profil."
Ausschlaggebend für den starken Anstieg des Investitionsvolumens waren vor allem zwei große Deals. So stieg der südafrikanische Investor Naspers mit 387 Millionen Euro bei dem inzwischen börsennotierten Berliner Essenslieferdienst Delivery Hero ein, während der Berliner Auto-Großhändler Auto1 360 Millionen Euro von Investoren bekam.
"Es gab im ersten Halbjahr 138 Finanzierungsrunden zwischen ein und fünf Millionen Euro", sagte EY-Experte Peter Lennartz. "Damit stehen die Chancen gut, dass es auch in Zukunft eine größere Zahl von Jungunternehmen gibt, die das Potenzial haben, sich zu großen und erfolgreichen Mittelständlern oder gar zu sogenannten Einhörnern zu entwickeln, von denen es in Deutschland bislang nur wenige gibt." So werden Startups bezeichnet, die mindestens eine Milliarde Dollar wert sind.
Zum kräftigen Anstieg der Investitionen trugen sowohl ausländische als auch heimische Venture-Capital-Gesellschaften sowie die landeseigenen Fördergesellschaften bei. "Zum Positivtrend dürfte auch die gute Entwicklung an den Börsen beitragen, die für Investoren einen erfolgreichen Exit per Börsengang wieder wahrscheinlicher macht", sagte Lennartz.