FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem jüngsten Höhenflug sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt zum Start der neuen Woche in Deckung gegangen. Der Dax (DAX) notierte am späten Vormittag 0,19 Prozent tiefer bei 13 453,42 Punkten. Am Freitag hatte das Börsenbarometer mit 13 505 Punkten ein weiteres Rekordhoch erreicht und war auf Wochensicht um rund 2 Prozent gestiegen.
Für den MDax (MDAX), in dem die Aktien mittelgroßer deutscher Konzerne vertreten sind, ging es zuletzt um 0,24 Prozent auf 26 897,94 Punkte abwärts. Etwas besser präsentierte sich der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX), der zuletzt um 0,09 Prozent auf 2579,57 Zähler zulegte. Im frühen Handel war er auf den höchsten Stand seit Februar 2001 gestiegen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) fiel um 0,22 Prozent.
Nach den jüngsten Rekordhochs werde die Luft für den Dax nun immer dünner, sagte ein Händler. Börsenkenner Jochen Stanzl von CMC Markets sprach davon, dass der Markt nun in eine Regenerationsphase eingetreten sei. Auch Milan Cutkovic von AxiTrader erwartet zunächst eine Verschnaufpause für den Dax: Die Flut an Quartalszahlen diese Woche könnte einige Anleger zu Gewinnmitnahmen verführen, der strukturelle Bullenmarkt sei aber intakt. Kurzfristig könne mit einem leichten Rücksetzer auf 13 400 Punkte gerechnet werden, bevor es zu einer Fortsetzung der Rally kommen dürfte, so Cutkovic.
Unter den Einzelwerten standen die Aktien der Deutschen Telekom (4:DTEGn) nach der geplatzten Fusion der Tochter T-Mobile US (2:TMUS) mit dem Wettbewerber Sprint im Anlegerfokus. Die T-Aktie fiel auf den tiefsten Stand seit rund sechs Wochen und notierte als Dax-Schlusslicht zuletzt 3,8 Prozent tiefer. Anleger hatten sich viel erhofft und zuletzt teils auf einen lukrativen Deal für die Bonner gesetzt. Das Scheitern der Gespräche sei eine Enttäuschung, erklärte Analyst Akhil Dattani von der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM). Allerdings könnten die Verhandlungen zu einem späteren Zeitpunkt durchaus wieder aufgenommen werden.
Übernahmespekulationen in der US-Halbleiterbranche sorgten hingegen für Kursgewinne der beiden größten deutschen Chipwerte Infineon (4:IFXGn) und Dialog (4:DLGS). Die Infineon-Papiere gewannen zuletzt 0,3 Prozent an Wert, die Anteilsscheine von Dialog verteuerten sich gar um 1,4 Prozent. Medien zufolge bahnt sich die bislang größte Übernahme in der Chip-Branche an: Broadcom prüft demnach die Übernahme des zuletzt problembehafteten Rivalen Qualcomm (2:QCOM) für rund 100 Milliarden US-Dollar. Ein Händler wertete die Nachrichten als sehr positiv für den Sektor.
Adidas-Titel (4:ADSGN) fielen nach einer Abstufung durch das Analysehaus Pivotal Research um 1,7 Prozent. Analyst Mitch Kummetz traut dem Sportartikelhersteller in den USA keine ganz so schwungvolle Entwicklung mehr zu als zunächst gedacht und kassierte seine Kaufempfehlung. Die Papiere hatten am Freitag mit 187 Euro geschlossen und damit rund 7,5 Prozent unter ihrer Bestmarke von 202,10 Euro vom August. Im bisherigen Jahresverlauf summiert sich ihr Plus aber immer noch auf fast ein Viertel.
Aktien der Gea Group (4:G1AG) verbilligten sich am MDax-Ende um 2,4 Prozent. Die US-Bank JPMorgan hatte die Papiere des Anlagenbauers von "Overweight" auf "Neutral" abgestuft. Gea habe im dritten Quartal erneut enttäuscht, schrieb Analyst Glen Liddy und reduzierte seine Gewinnschätzungen für 2017.
Die seit Tagen stark schwankenden Evotec-Aktien (4:EVTG) knüpften an ihren jüngsten Erholungstrend an und stiegen als TecDax-Spitzenreiter 3,3 Prozent. Das Biotechnologieunternehmen wird zukünftig in der Nierenforschung mit führenden Forschungseinrichtungen in Großbritannien und Italien zusammenarbeiten. Mit Hilfe dieser Partnerschaften will Evotec neuartige Wirkstoffe zur Behandlung von Nierenerkrankungen schneller erforschen.