Erst kürzlich hatten wir davor gewarnt, dass der seit dreißig Jahren anhaltende enorme Rückenwind für die Unternehmensgewinne nachlässt. Die fortgesetzte Senkung der Unternehmenszinsen und -steuern hat die Aktienkurse und -bewertungen deutlich nach oben getrieben.
Jahr für Jahr wurden Unternehmen von dieser günstigen finanziellen Umgebung begünstigt. Doch der Status quo, der sich in Form rekordtiefer effektiver Zinsen und historisch niedriger Steuersätze manifestierte, wird voraussichtlich nicht mehr lange anhalten. Die Spielräume für weitere Senkungen schrumpfen rapide. Diese Tatsache lässt eine düstere Prognose auf das Gewinnwachstum in den kommenden zehn Jahren zu: Ein Rückgang um beachtliche 30 bis 50 % zeichnet sich ab.
Die Empfehlungen, die aus diesem Artikel hervorgehen, sind keineswegs ausschließlich für kurzfristige Portfolioanpassungen gedacht. Vielmehr bieten sie eine wichtige Orientierung für Investoren jeglicher Couleur.
Jenseits des aktuellen Geschehens lohnt es sich, einen weiteren kritischen Aspekt in Betracht zu ziehen. Eine alternative Möglichkeit zeichnet sich ab: Investoren können sich aktuell eine langfristige, risikofreie Rendite von rund 4 % oder sogar etwas mehr sichern.
Die Frage, wie der Anteil im Portfolio zwischen Aktien, Anleihen und anderen Vermögenswerten verteilt werden sollte, erfordert eine differenzierte Betrachtung auf Grundlage sowohl fundamentaler als auch technischer Analysen. Dennoch eröffnen sich für jene, die ihre Investitionsstrategie langfristig ausrichten, völlig neue Perspektiven für die kommenden Dekaden.
Für Anleger, die sich nach Einfachheit und einer "Set-and-Forget"-Mentalität sehnen, bieten wir eine klare Perspektive. Die Kombination aus Anleihen mit höheren Renditen und unseren deutlichen Warnsignalen hinsichtlich des langfristigen Gewinnwachstums eröffnet einen hervorragenden Zeitpunkt zur Neugestaltung der Aktien-Anleihen-Allokation.
Die Finanzwelt steht an einem Scheideweg, an dem alte Gewissheiten neu überdacht werden müssen. Es gilt, vorausschauend zu agieren und sich den veränderten Gegebenheiten anzupassen. Nur so können Anleger auch in den kommenden Jahren erfolgreich navigieren.
Bewertungen sind wichtig
Investieren – ein Begriff, der oft von Glanz und Rendite umgeben ist. Doch inmitten dieser verlockenden Aussichten scheint ein verborgener Schlüssel zu liegen, der über den Erfolg oder Misserfolg einer Anlageentscheidung entscheiden kann: Bewertungen. Diese unscheinbaren Zahlen sind mehr als nur Ziffern auf einem Blatt Papier – sie sind die Münzen, die wir für den Eintritt in den Markt zahlen. Wie Warren Buffett einst treffend bemerkte:
"Der Preis ist das, was man bezahlt. Wert ist das, was man bekommt."
Wenn wir auf die Geschichte der Finanzmärkte zurückblicken, wird klar, dass Bewertungen eine entscheidende Rolle spielen. Sie sind wie das Thermometer für das Gesundheitsbild eines Unternehmens oder einer Branche. Doch die Wahrheit ist komplexer. Manchmal können selbst düstere wirtschaftliche Aussichten durch eine günstige Bewertung kompensiert werden. Genauso gut kann jedoch eine astronomische Bewertung das Versprechen unermesslicher Gewinne verschleiern, die in der Realität vielleicht nie eintreten werden. Unter den besten Voraussetzungen haben solche hoch bewerteten Investitionen oft enttäuschende Ergebnisse geliefert.
Die aktuelle Lage und die Aussichten von morgen
In diesem heiklen Tanz zwischen Bewertungen und Renditen spielt der "CAPE 10" eine herausragende Rolle. Dieser Indikator, der das langfristige Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 misst, beträgt derzeit 30,82. Eine Zahl, die nur zu wenigen historisch bedeutsamen Zeitpunkten übertroffen wurde – etwa vor der Weltwirtschaftskrise oder dem Platzen der Dotcom-Blase. Doch wie wird sich diese Bewertung in Zukunft auf die Renditen auswirken?
Das folgende Streudiagramm vergleicht die monatlichen CAPE-Bewertungen mit den tatsächlichen Gesamtrenditen über zehn Jahre (einschließlich Dividenden).
Der rote Stern markiert den Schnittpunkt zwischen der Trendlinie und dem aktuellen CAPE. Ausgehend von einem CAPE von 30,82 beträgt die erwartete Zehnjahres-Gesamtrendite 2,35 %. Das gelbe Kästchen hebt die nachfolgenden Zehnjahres-Gesamtrenditen für jeden Monat hervor, in dem das CAPE über 30 lag.
Aktuell liegt die Rendite der 10-jährigen Treasury bei etwa 4 %. Eine solche Rendite bietet den Investoren eine Alternative, wie es sie in den letzten 15 Jahren nicht gegeben hat.
Der folgende Chart verdeutlicht den Trade-off zwischen der oben dargestellten potenziellen Renditespanne und den Zehnjahresrenditen, die man jedes Mal hätte erzielen können, wenn die CAPE-Bewertung über 30 lag. Der Chart ähnelt dem weiter oben mit dem Unterschied, dass die Renditen als Überhang über die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen dargestellt werden.
In den letzten 150 Jahren waren Investoren, wenn die CAPE-Bewertungen über 30 lagen, fast immer besser beraten, wenn sie zehnjährige US-Treasuries kauften.
Das nachstehende Balkendiagramm fasst das obige Streudiagramm zusammen, um das Argument zu verdeutlichen.
Die historische Betrachtung sagt es ganz klar: Anleihen kaufen, solange sie noch so günstig sind!
John Hussman hat dazu auch interessante Argumente
Der nachstehende Chart von John Hussman vergleicht drei Berechnungen der Aktienrisikoprämie anstelle des CAPE mit den nachfolgenden Überschussrenditen. Seine Analyse ist pessimistischer als unsere auf dem CAPE basierenden Erwartungen.
Angesichts der aktuellen Risikoprämie für Aktien von unter 1 % sollten langfristig orientierte Anleger aufhorchen.
Es gibt immer eine Fliege in der Suppe ...
Warum sollten Sie nach unserer Diskussion nicht Anleihen kaufen und Ihre Aktien verkaufen? Warum nicht jetzt kaufen und sich dann einfach zurücklehnen und sich über den guten Deal freuen?
Nun - die Analyse ist zwar sehr überzeugend, aber leider nicht ganz fehlerfrei. Wenn der Markt beispielsweise im nächsten Jahr um 40 % korrigiert, kann die jährliche Rendite in den verbleibenden neun Jahren bei über 6 % liegen und dennoch eine Zehnjahresrendite um null erzielen.
Umgekehrt können Aktienanleger in den nächsten Jahren gute Überrenditen erwirtschaften, um dann einen erheblichen Rückschlag zu erleiden.
Unterm Strich ist hier wieder einmal das Timing entscheidend. Dementsprechend sollte eine kurzfristige technische und fundamentale Analyse die aktuelle Aktien-/Anleihenallokation Ihres Portfolios bestimmen, wenn Sie nicht bereit sind, die Märkte zehn Jahre lang zu ignorieren.
Fazit
Die historische Entwicklung, analytische Strenge und Logik sprechen dafür, dass langfristig orientierte Anleger ihre Allokation von Aktien auf Anleihen verlagern sollten.
Allen anderen Anlegern raten wir, ihre technischen, fundamentalen und makroökonomischen Prognosen genau zu prüfen, denn die Aussichten für Aktien im Vergleich zu Anleihen sind für die nächsten zehn Jahre beunruhigend.