Energieaktien befinden sich in jüngster Zeit im Aufwind, mit dem jüngsten Schub von den steil ansteigenden Ölpreisen, die einen Satz nach oben machten, nachdem Präsident Donald Trump in diesem Monat den Rückzug der Vereinigten Staaten aus dem Nuklearabkommen mit dem Iran beschlossen hatte. Die Ölkurse liegen derzeit auf ihren höchsten Niveaus in rund dreieinhalb Jahren, mit den Brent-Futures, dem Benchmark für den globalen Ölmarkt, nicht mehr weit von der 80 Dollarmarke entfernt.
Schon bevor den USA/Iran Schlagzeilen, war die Stimmung am Ölmarkt für einige Zeit von Optimismus geprägt gewesen, mit den Kursen rund 60% über ihren Niveaus vom vergangenen Sommer, als die Investoren erwarten, dass die von der Opec initiierten Produktionssenkungen die Überfüllung der Vorratslager beenden werden. Saudi-Arabien und Russland stehen seit Anfang letzten Jahres an der Spitze der Anstrengungen, die Ölförderung um 1,8 Mio Fass am Tag einzuschränken, um die Lagerbestände auf ihren Fünfjahresdurchschnitt zu senken.
Die jüngste Rallye am Ölmarkt hat zu neuerlichen Wetten geführt, dass Brent die 100 Dollar das Fass knacken könnte—ein Niveau, das es zum letzten Mal vor dem Preiseinbruch Ende 2014 vorlag. Bank of America Merrill Lynch gab letzte Woche ein Kursziel für Brent von 90 USD das Fass für das zweite Quartal 2019 aus, während die Bank ein “Risiko für 100 USD das Fass” Öl im nächsten Jahr ausmachte. “Auch sind wir besorgt, dass diese Marktdynamik sich in einem kürzeren Zeitfenster realisieren könnte.” schrieben Analysten in einer Mitteilung ihres Hauses.
Der berühmte technische Investor Marc Chaikin, der auch Gründer und CEO von Chaikin Analytics ist, sagte jüngst, dass "Energie den Markt anführen wird" und fügte hinzu, "Ich denke nicht, dass der gegenwärtige Ölpreis die Auswirkungen des Iran-Deals voll einpreist.". Und tatsächlich, das S&P 500 Energiesegment erfreut sich derzeit einer fünfwöchigen Gewinnserie, die längste wöchentliche Gewinnsträhne seit September, während welcher er rund 13% stieg.
Neben den Vorteilen eines höheren Ölpreises haben die Energiefirmen auch eindrucksvolle Ergebnisse vorgelegt, was die Zuversicht weiter angehoben hat und zu optimistischen Wetten auf den Sektor führte. Daten von Thomson Reuters nach, haben die Firmen der Branche für das erste Quartal ein Gewinnwachstum von 86,5% berichtet.
Höhere Ölpreise mögen der Hauptgrund sein, dass die Kurse von US-Energiefirmen unter Dampf stehen. Aber ein verborgener Wandel, welche Spieler im Ölmarkt nun die größten Gewinner des gegenwärtigen Preistrends sind, verbessert den längerfristigen Ausblick der US-Ölförderer besonders stark. Letzte Woche schlossen wir in unserem Artikel Die neue Dynamik am Ölmarkt: Saudis tonangebend, aber der Gewinner ist nicht Opec, dass die größten Gewinner des neuen Paradigmas an den Ölmärkten die US-Schieferölfirmen sind.
Das wollen wir im Folgenden illustrieren. Wir haben uns drei Aktien näher angesehen, von denen wir glauben, dass sie in den kommenden Monaten den Markt übertreffen werden, mit einer zusätzlichen Gruppe, die ebenfalls vielversprechend aussehen. Unsere Liste reicht von bekannten Ölkonzernen zu kleineren Perlen am Markt.
Um in den tausenden, mit dem Energiesektor verbundenen Namen auf dem Aktienticker nicht den Überblick zu verlieren, haben wir uns auf die Firmen beschränkt, die in den USA beheimatet sind und deren Marktwert derzeit die 2 Mrd USD erreicht oder übersteigt.
1. Die attraktivste Explorationsfirma
Whiting Petroleum: +80% in diesem Jahr
Bisher ist das Jahr 2018 fantastisch gelaufen für Whiting Petroleum (NYSE:WLL), dem führenden Unternehmen bei der Ölförderung im Baku Schieferölvorkommen in Nord Dakota. Der Kurs Öl- und Gasfirma ist in diesem Jahr rund 80% gestiegen.
Es ist nicht schwer zu erkennen, wieso gerade Whiting in diesem Jahr eine derartige Rallye hingelegt hat, wenn sie die Schlüsse in unserem Artikel der letzten Woche gelesen haben, der oben verlinkt ist.
"Der größte Gewinner aus dieser neuen Konstellation ist vielleicht die US-Schieferölindustrie, die Gewinn aus den gestiegenen Ölpreisen gezogen hat."
In der Tat hat Whiting den Anstieg der Ölpreise genutzt und die Förderung im ersten Quartal 2018 auf 11,43 Mio Fass erhöht, wie die jüngsten Quartalszahlen vom 30. April zeigen. In diesem Zeitraum lag der Ölpreis bei durchschnittlich 62,92 USD das Fass.
Für das Gesamtjahr gibt Whiting ein Produktionsziel von rund 9% über dem von 2017 aus und sagt eine Jahresförderung im Bereich von 46,5 Mio Fass bis 47,2 Mio Fass voraus.
Die Fundamentaldaten des Unternehmens sind ebenfalls erheblich besser geworden. In den drei Monaten zum 31. März verbuchte es einen Reingewinn von 15 Mio USD oder 16 US-Cent die Aktie, während im letzten Jahr noch ein Verlust in Höhe von 87 Mio USD oder 96 US-Cent die Aktie zu Buche schlug.
Auch in der Zukunft dürfte Whitings Aktienkurs von den Ölmarktdaten abhängen. Solange die Opec fortfährt die Produktion einzuschränken, wird Whiting Petroleum sie ausbauen, um seinen Gewinn zu maximieren.
Charttechnisch sieht es gut aus, solange der Aktienkurs über seinem 100- und 200-Tagesdurchschnitt bleibt, was eine volle Dominanz der Bullen zeigt. Unterstützungsniveaus gibt es bei 40 USD und 35 USD.
Ebenfalls erwägenswert: RSP Permian (NYSE:RSPP), +18% in diesem Jahr, und Diamond Offshore Drilling (NYSE:DO), +3%.
2. Die heißeste Aktie unter den Öldienstleistern
Baker Hughes: +13% in diesem Jahr
Anteile der General Electric-Tochter Baker Hughes (NYSE:BHGE) waren in jüngster Zeit auf dem Vormarsch, als höhere Ölpreise die Firmen veranlassten, ihre Öl- und Gasförderung auszubauen. Der Dienstleister, der vom Einbruch des Ölpreises von Mitte 2014 an mit am stärksten in die Tiefe gerissen wurde, liegt nun 13% über seinem Kursniveau vom Jahresanfang.
Das Unternehmen meldete am 20. April einen Quartalsgewinn, der die Schätzungen der Wall Street schlug. Der Gewinn pro Aktie stieg auf 9 US-Cent, 3 Cent über der Analystenschätzung, während der Umsatz auf 5,40 Mrd USD stieg, von 5,32 Mrd USD im Jahr zuvor.
Ein vielversprechendes Anzeichen für die kommenden Quartal ist, dass Dienstleistungen an Ölfeldern, die die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmachen, im Quartal um 10,4% auf 2,64 Mrd USD gestiegen sind.
“Die Fundamentaldaten des Marktes geben weiter Unterstützung, als die Ölpreise überwiegend in einem Band bleiben, was den Kunden Stabilität bietet, wenn sie Projekte evaluieren,” sagte Baker Hughes CEO Lorenzo Simonelli in einem Statement zur Veröffentlichung der Quartalszahlen.
Im Ausblick für das Unternehmen ist der Gewinn eines fünfjährigen Auftrags von Kinder Morgan (NYSE:KMI), um Ölpumpen für Vorkommen im Permischen Becken zu warten, sowie ein Kontrakt für Unterwasserausrüstungen für die Phase II von Chevrons (NYSE:CVX) Projekt in Australien, der jüngst bekanntgegeben werden konnte. Vor weniger als einem Jahr verschmolz der Mischkonzern General Electric (NYSE:GE) sein Ölfeldgeschäft mit dem von Baker Hughes, womit die nach Umsatz zweitgrößte Firma der Branche entstand.
Das fusionierte Unternehmen erzielte im ersten Quartal 144 Mio USD an Synergieeffekten, womit es auf gutem Wege ist die erwarteten 700 Mio USD an Einsparungen bis Jahresende zu schaffen, als die Integration der beiden Firmenteile voranschreitet.
Ebenfalls erwägenswert: Cactus (NYSE:WHD), +62% im laufenden Jahr, Halliburton (NYSE:HAL)), +8% und Schlumberger (NYSE:SLB), +6%.
3. Bester Raffineriebetreiber
HollyFrontier: +35% in diesem Jahr
Die Aktie von HollyFrontier (NYSE:HFC) hat auf ihrer soliden Entwicklung im vierten Quartal 2017 aufgebaut, in dem sie um kolossale 64% nach oben schnellt, um auch in den ersten fünf Monaten in 2018 eine großartige Leistung abzuliefern. Bisher ist die Aktie von HFC in diesem Jahr um rund 35% gestiegen.
Die Raffineriegesellschaft aus Dallas konnte für das erste Quartal einen 70 prozentigen Anstieg der Raffineriemargen melden, als sie am 2. Mai ihre Ergebnisse präsentierte, da sie von den Rabatten auf Öl im Permischen Becken in Texas und in Kanada profitierte. Die Bruttomarge im Raffineriegeschäft stieg im ersten Quartal auf 12,83 USD das Fass, 5,29 USD über dem Niveau von vor einem Jahr, womit das Unternehmen bessere Margen als größere Konkurrenten wie Valero Energy (NYSE:VLO) und Marathon Petroleum (NYSE:MPC) ausstechen konnte.
“HFCs 74 prozentiger Margenanstieg im Quartal, war der höchste seit dem Q3 2015” schrieben Analysten von Jefferies in einer Mitteilung nach dem Ergebnis unter der Überschrift ‘Der richtige Platz zur richtigen Zeit’. HollyFrontier gab auch einen starken Ausblick ab und sagte, es erwarte, dass die größeren Preisabschläge für Öl aus dem Permischen Becken und Kanada die Margen im zweiten Quartal sogar noch stärker werden lassen. Das Unternehmen plant seine sechs Raffinerien zu bis zu 92% der Nennkapazität von 489,630 Fass am Tag auszulasten.
Das Unternehmen ist in einer guten Position, dann seiner Bedeutung als einer der wichtigsten Raffineriekonzerne in den Vereinigten Staaten.
Eine Kombination aus einer dicken Eigenkapitaldecke, versprochenen attraktiven Dividendenausschüttungen, Investitionen in strategische Wachstumschancen, sowie ein Aktienrückkaufprogramm machen HollyFrontier zu einer guten Wette auf die Zukunft.
Auch erwägenswert: Valero Energy, +26% im Jahr, und Phillips 66 (NYSE:PSX), +17%.