Dem US-Aktienmarkt steht eine weitere volatile Woche bevor. Steigende Anleiherenditen setzen Wachstumswerte unter Druck, die seit dem durch die Pandemie ausgelösten Crash im März 2020 massiv zu der unaufhaltsamen Börsen-Rallye beigetragen haben.
Die ersten fünf Handelstage des Jahres 2022 bescherten technologie- und wachstumsorientierten Aktien enorme Verluste. Grund dafür waren steigende Anleiherenditen, die Erwartungen schürten, dass die US-Notenbank Fed ihre Leitzinsen in diesem Jahr rasch anheben könnte, um die höchste Inflation seit vier Jahrzehnten zu bekämpfen.
Vor dem Hintergrund dieser Zinsangst fiel der NASDAQ Composite in der letzten Woche um 4,5 %, während der Dow, in dem vor allem großkapitalisierte Value-Aktien vertreten sind, im gleichen Zeitraum mit einem Minus von nur 0,3 % kaum in die Verlustzone gerutscht ist, was darauf hindeutet, dass die Anleger ihre Gelder lieber in Value-Aktien umschichten, die in der Regel konjunkturabhängiger sind und kurzfristige Cashflows bieten.
Im Folgenden stellen wir drei Aktien aus verschiedenen Sektoren vor, die wir zu Beginn der Berichtssaison für das vierte Quartal besonders im Auge behalten:
1. Tesla
In der vergangenen Woche büßten die Aktien von Tesla (NASDAQ:TSLA) alle Gewinne ein, die sie am ersten Handelstag des Jahres erzielt hatten, als die Anleger wachstumsstarke Unternehmen aufgrund ihrer extrem hohen Bewertungen - zu denen auch der in Austin, Texas, ansässige Elektroautohersteller gehört - aus Angst vor einem Zinsanstieg in diesem Jahr mieden wie der Teufel das Weihwasser.
Tesla legte zu Beginn des Börsenjahres 2022 einen fulminanten Start hin, nachdem der Elektroautohersteller bekannt gab, dass er im vierten Quartal einen neuen Auslieferungsrekord aufgestellt hat. Die globalen Auslieferungen beliefen sich im Schlussquartal auf 308.600 Fahrzeuge und lagen damit deutlich über der durchschnittlichen Analystenschätzung von rund 263.000 Fahrzeugen. Damit wurde auch der bisherige Rekord von 241.300 Autos aus dem Vorquartal überboten.
Wie Tesla am vergangenen Sonntag mitteilte, stiegen die jährlichen Fahrzeugübergaben im Jahr 2021 auf mehr als 936.000, was einem Anstieg von 87 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Das schnelle Reversal der anfänglichen Gewinne aus der vergangenen Woche zeigt jedoch, dass die Aktie anfällig ist, wenn sich das makroökonomische Umfeld für Growth-Aktien verschlechtert. Tesla-Aktien schlossen am Freitag bei 1.026,96 Dollar und lagen damit fast 17 % unter ihrem Höchststand vom 3. Januar (1.201,07 Dollar).
2. Delta Air
Delta Air Lines (NYSE:DAL) wird am Donnerstag, den 13. Januar, vor Börseneröffnung seine Ergebnisse für das vierte Quartal veröffentlichen. Im Durchschnitt erwarten die Analysten einen Gewinn von 0,13 Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 8,86 Milliarden Dollar.
Vor dem Auftauchen von Omikron hofften die Anleger auf ein schnelles Comeback der US-Luftfahrtindustrie aufgrund der starken Nachfrage nach Inlandsflügen. Doch das Auftreten der sich schnell ausbreitenden Variante hat die Fluggesellschaften vor neue Herausforderungen gestellt, die aktuell mit massiven Personalengpässen und hohen Krankenständen zu kämpfen haben. Während der geschäftigen Weihnachtszeit im Dezember und in der Zeit danach mussten sie deshalb Hunderte von Flügen streichen.
Mehrere US-Fluggesellschaften, darunter auch Delta, bieten ihren Angestellten zumeist finanzielle Anreize, um Überstunden zu leisten. Grund dafür ist, dass viele Mitarbeiter in der Branche an COVID erkrankt sind oder unter Quarantäne gestellt werden müssen.
Die Delta-Aktie schloss am Freitag bei 41,51 Dollar, nachdem sie in den letzten drei Monaten um 5 % gefallen ist.
3. JPMorgan Chase
Die mächtigste Geschäfts- und Investmentbank der Wall Street, JPMorgan Chase (NYSE:JPM), wird am Freitag, den 14. Januar, vor Börseneröffnung ihre Quartalsergebnisse veröffentlichen. Analysten erwarten einen Gewinn von 3 Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 29,85 Milliarden Dollar.
In einem Umfeld, in dem die Anleger erwarten, dass die Fed die Leitzinsen aggressiver anheben wird als zuvor erwartet, schlagen sich Bankaktien deutlich besser als viele Aktien anderer Sektoren. Die JPM-Aktie stieg in der vergangenen Woche um mehr als 3 %, während der Großteil der Wall Street Verluste hinnehmen musste. Die Aktien von JPM schlossen am Freitag bei 167,16 Dollar.
Im dritten Quartal profitierte JPM immens von den rekordhohen M&A-Aktivitäten, die zu einem der besten Ergebnisse aller Zeiten bei den Investmentbanking-Gebühren führten. Künftig muss der Kreditgeber unter Beweis stellen, dass er im Zuge der Erholung der Wirtschaft von der Pandemie weiter expandieren kann.