- Die Amazon-Aktie hat fast den gesamten Gewinn aus den Zeiten von Covid-19 wieder abgegeben
- Vor dem Hintergrund des unsicheren gesamtwirtschaftlichen Umfelds lässt sich nur ein Niveau ausmachen, wo die Aktie einen Boden finden kann
- Amazon bemüht sich weiterhin um strategische Übernahmen und diversifiziert seine Marktpräsenz
Im bisherigen Jahresverlauf ist Amazon.com (NASDAQ:AMZN) die Aktie mit der schlechtesten Performance im Billionen-Dollar-Club, zu dem auch Apple Inc (NASDAQ:AAPL), Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Alphabet (NASDAQ:GOOG) gehören. Die Aktien des in Seattle ansässigen Unternehmens haben in den letzten 12 Monaten rund 30 % ihres Wertes eingebüßt.
Aufgrund dieser steilen Talfahrt haben die Anleger des E-Commerce-Giganten fast ihre gesamten während der Pandemie angehäuften Gewinne verloren. Einen Boden für die Aktie auszumachen, bleibt allerdings nach wie vor schwierig, zumal Zinserhöhungen Aktien wie Amazon immer wieder belasten, indem sie den Wert künftiger Gewinne erodieren. Darüber hinaus treibt die Inflation die Kosten in die Höhe, während der stärkere US-Dollar die Gewinne in Übersee beeinträchtigt.
Mit einer Marktkapitalisierung von 1,18 Bio. USD bleibt Amazon hinter Apple, Microsoft und Alphabet das viertwertvollste Unternehmen der USA. Trotz der Nervosität der Anleger und der Volatilität des Marktes schätze ich die Wachstumsaussichten von AMZN weiterhin optimistisch ein und erwarte, dass sich die Aktie in den kommenden Monaten erholen wird.
Während der E-Commerce, das Kerngeschäft von Amazon, mit hohen Kosten und einer nachlassenden Verbrauchernachfrage zu kämpfen hat, verzeichnen andere Geschäftsbereiche des Unternehmens weiterhin ein starkes Wachstum.
Der Umsatz von Amazon Web Services stieg im 2. Quartal um 33 % auf 19,7 Mrd. USD. Das Werbegeschäft von Amazon, dessen Finanzdaten das Unternehmen seit kurzem ausweist, wuchs im Quartal um 18 % auf 8,8 Mrd. USD.
Quelle: InvestingPro
Sparkurs nach massiver Expansion
In Anbetracht der gesunden Bilanz, des hohen freien Cashflows und des stark diversifizierten Geschäftsmodells ist es nicht schwer zu erkennen, dass Amazon weiterhin in einer soliden Position ist, um dem derzeitigen unfreundlichen Konjunkturumfeld standzuhalten.
Darüber hinaus hat das Unternehmen Maßnahmen zur Kostendämpfung ergriffen. Die Gesamtbelegschaft von Amazon schrumpfte im 2. Quartal um etwa 100.000 Mitarbeiter, und das Unternehmen baut Lagerflächen ab, da CEO Andy Jassy vor dem Hintergrund des sich verlangsamenden Wachstums die Expansion aus der Pandemiezeit rückgängig macht. Die Aufwendungen für die Auftragsabwicklung stiegen im letzten Quartal weniger stark als von Analysten erwartet.
Trotz dieser Zeit des Sparkurses lässt Amazon Wachstumschancen nicht ungenutzt. Das Unternehmen ist weiterhin auf der Suche nach Akquisitionen, die seine Marktposition weiter stärken und seine Einnahmen über sein Kerngeschäft E-Commerce hinaus diversifizieren.
Im vergangenen Quartal kündigte Amazon die Übernahme des virtuellen Gesundheitsunternehmens One Medical für 3,49 Mrd. USD und von iRobot (NASDAQ:IRBT) Corp, dem Hersteller des Staubsaugers Roomba, für 1,65 Mrd. USD an und erntete dafür den Beifall von Analysten, die in diesen Geschäften einen langfristigen Wert sehen.
Amazons führende Position in vielen Bereichen, in denen das Unternehmen tätig ist, ist der Hauptgrund dafür, dass die meisten Wall-Street-Analysten die Aktie weiterhin zum Kauf empfehlen. In einer Umfrage auf Investing.com unter 54 Analysten stufen 49 die Aktie als "Buy" mit einem Konsenziel ein, das einem Renditepotenzial von 51,68 % entspricht.
Quelle: Investing.com
Natürlich hat es immer noch seinen Preis, wenn man Amazon ins Portfolio aufnehmen will, auch wenn die Aktie in diesem Jahr billiger geworden ist. Die Aktie notiert zum 47-fachen des für die nächsten 12 Monate prognostizierten Gewinns. Zum Vergleich: der durchschnittliche Multiplikator des Nasdaq 100 beträgt etwa die Hälfte.
Dennoch hat sich die Wette auf diese Mega-Unternehmen für langfristig orientierte Anleger als äußerst profitabel erwiesen, denn die Aktien sind in den letzten zehn Jahren um rund 900 % gestiegen.
Fazit
Unter den Mega-Caps ist die Amazon-Aktie das Technologieunternehmen mit der schwächsten Performance. Die langfristige Attraktivität des Unternehmens ist angesichts seiner Dominanz im E-Commerce und des explosiven Wachstums in den Bereichen Cloud und Werbung dennoch weiterhin intakt.
Offenlegung: Der Autor ist derzeit Aktionär von AMZN, AAPL und MSFT. Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten sind ausschließlich die des Autors und sollten nicht als Anlageberatung ausgelegt werden.