Die Inflation und die Fed stehen erneut im Fokus der Marktteilnehmer. Aber der Reihe nach: Erst gab es Signale, dass die Lohninflation zu Beginn des Monats unerwartet stark anstieg. Dann kam es am vergangenen Freitag zu einem unerwünschten Anstieg der Erzeugerpreise.
Das sind die Vorzeichen einer "klebrigen Inflation". Eine Inflation, die sich nicht so leicht abbauen lässt. Genau vor dieser Art der Inflation hat uns die Fed immer wieder gewarnt.
Kurioserweise schüttelten die Börsianer die anfänglichen Kursverluste am Freitag zunächst ab, doch ließen sie sich dann eines Besseren belehren und verkauften bis zum Börsenschluss munter weiter Aktien.
Warum dem so war und wie die allgemeinen Investmentaussichten aussehen, lesen Sie im folgenden Wochenbericht.
Marktkommentar
In meinem letzten Kommentar bin ich auf die Katalysatoren eingegangen, die für Investoren wichtig sind. Insbesondere auf die Faktoren, die einen Bullenmarkt und einen Bärenmarkt auslösen.
In dem Artikel heißt es kurz und bündig, dass der wichtigste Faktor für die Aktienkurse die Inflation ist und somit die Frage, wie lange die Fed ihre restriktive Haltung beibehalten muss. Je länger die Inflation anhält.... je länger die Fed die Zinssätze hoch hält... desto wahrscheinlicher ist eine Rezession und niedrigere Aktienkurse.
Die meisten Marktteilnehmer sprechen über den Verbraucherpreisindex (VPI), wenn sie über Inflation sprechen. Der sehr viel wichtigere Indikator für die künftige Entwicklung ist jedoch der Erzeugerpreisindex (EPI).
Das liegt daran, dass dieser Bericht die von den Unternehmen jetzt zu tragenden Kosten aufzeigt, die sich später in höheren Preisen für ihre Produkte und Dienstleistungen niederschlagen werden. Spätestens jetzt wird klar, warum die höher als erwartet ausgefallenen Erzeugerpreise am Freitagmorgen nicht gerade ein willkommenes Signal waren. In der Folge wechselten die S&P 500-Futures sofort die Vorzeichen und stürzten von plus 0,5 % auf minus 0,5 % ab.... und schlossen dann 0,73 % tiefer.
Was den Investoren wirklich Sorgen bereiten sollte, ist die Tatsache, dass der Anstieg der Erzeugerpreise um 0,3 % gegenüber dem Vormonat zur gleichen Zeit erfolgte, als die Benzinpreise um ganze 6 % zurückgingen. Und genau das ist es, was die Fed befürchtet: dass die Inflation anderswo "klebrig" wird.
Und das wiederum bedeutet mehr Hartnäckigkeit. Das bedeutet, dass sich höhere Leitzinsen am Horizont abzeichnen. Das bedeutet, dass der Kampf gegen die Inflation noch lange Zeit andauern wird, was die Wahrscheinlichkeit einer harten Landung (Rezession) erhöht. Und ja, das bedeutet niedrigere Unternehmensgewinne, was wiederum niedrigere Aktienkurse bedeutet.
Zur Erinnerung: Am Freitag, den 5. Dezember, konnten wir dem offiziellen Arbeitsmarktbericht entnehmen, dass die Lohninflation stärker als gedacht ausfiel. Und die Lohninflation ist so ziemlich die "klebrigste" Kategorie.
Nach der Datenveröffentlichung rutschten die Aktienfutures zur Eröffnung um etwa -1,5 % ab. Erstaunlicherweise holten die Bullen die Verluste bis zum Börsenschluss wieder auf.
Übers Wochenende wurde den Marktteilnehmern dann aber klar, dass diese Entwicklung in der Tat ziemlich bärisch war. Darum büßten die Kurse in den ersten drei Sitzungen der Woche mehr als 3 % ein.
Diese Reaktion ähnelt in gewisser Weise der auf den EPI am Freitagmorgen. Die Aktienfutures fielen nach dem Datenpunkt wie ein Stein. Aber irgendwie kämpften sie sich bis zur letzten Stunde zurück, bis die Bären wieder das Ruder übernahmen.
Vielleicht liegt es daran, dass einige Händler nicht so recht begreifen, dass der EPI der Frühindikator für den vielbeachteten Verbraucherpreisindex ist, der heute Nachmittag um 14.30 Uhr veröffentlicht wird.
Womöglich wollen die meisten Investoren einfach erst einmal die nächste Zinsentscheidung der Fed am Mittwoch, den 14. Dezember, abwarten. An dieser Stelle sei daran erinnert, was bei der letzten Sitzung geschah. Damals stiegen die Kurse fälschlicherweise innerhalb weniger Minuten um 2 %, nachdem die Fed erste Signale für kleinere Zinserhöhungen gegeben hatte.
Als Powell jedoch dreißig Minuten später das Podium betrat, erinnerte er seine Zuhörer an den langfristigen Kampf, der vor den Notenbankern liegt. Und auch daran, dass die Chancen einer sanften Landung der Wirtschaft stark gesunken seien. Wegen dieser Rede wechselte das Plus der Börsenindizes von plus 2 % auf ein Minus von 2,5 % am Ende der Sitzung.
Langer Rede kurzer Sinn: Wer die Würfel entscheiden lassen will, was der heutige Inflationsbericht oder die morgige Entscheidung der Fed bringen wird, kann weiterhin bullisch bleiben. Wenn Sie jedoch die Gesamtheit der Ereignisse betrachten, wie ich es in meinem "Börsenausblick 2023" getan habe, werden Sie feststellen, dass die Chancen für eine Rezession Anfang nächsten Jahres mit tieferen Tiefstständen bei den Aktienkursen unverändert hoch sind.
Dieser Kommentar ist eine überarbeitete Version eines Beitrags aus dem POWR Value Newsletter. Weitere Kommentare von Steve Reitmeister lesen Sie hier >>