Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0377 (08:29 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0281 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 139,82. In der Folge notiert EUR-JPY bei 145,15. EUR-CHF oszilliert bei 0,9798.
Finanzmärkte: Stabilität auf erhöhten Niveaus am Aktienmarkt
An den Aktienmärkten dominiert Stabilität auf den erhöhten Niveaus. Die Unsicherheit bezüglich des Raketenbeschusses Polens bremste gestern die positive Dynamik aus, die zuvor durch niedriger als erwartet ausgefallene US-Erzeugerpreise (siehe Datenpotpourri) befeuert wurde. Am Kapitalmarkt sank die Rendite der 10 jährigen Bundesanleihe leicht auf 2,09%. Die 10 jährige US-Staatsanleihe rentiert aktuell mit 3,81%.
Der EUR markierte gestern im US-Handel mit 1,0480 gegenüber dem USD die höchste Notierung seit Ende Juni 2022. Das hohe Niveau konnte im weiteren Verlauf nicht gehalten werden. Während Gold leicht gegenüber dem USD an Boden gewinnen konnte, verlor Silber deutlich an Boden.
Polen von Raketen getroffen
Gestern schlugen Raketen auf polnischem Gebiet nahe der Grenze zur Ukraine ein. Der Vorfall wird untersucht. Nachdem Russland zunächst beschuldigt wurde, wird seitens des Westens bei den Anschuldigungen zurückgerudert.
Kommentar: Die Ukraine-Krise war und ist ein entscheidender Katalysator für die Weltwirtschaft und die Weltfinanzmärkte. Eine Ausweitung dieses Konflikts wäre fatal.
Laut aktuellem Meldungsstand ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich bei den Raketen nicht um Raketenbeschuss seitens Russlands handelte, so zumindest US-Präsident Biden. Man könne erst nach einer vollständigen Untersuchung Ergebnisse feststellen. Auch Polens Präsident Duda betonte, dass keine Beweise vorlägen, wer verantwortlich sei.
Fakt ist, dass wegen des Vorfalls hohe Nervosität dominiert. Auf Veranlassung Polens kommt es heute um 10 Uhr zu einer Dringlichkeitssitzung der Nato. Der Sicherheitsrat Polens wird heute Mittag tagen.
Die Frage ist, wie wird man seitens Polens, der USA, der EU und der Nato reagieren, wenn die Ukraine verantwortlich war?
DIHK: Unternehmen investieren in den USA
Laut Informationen des DIHK beabsichtigen deutsche Unternehmen verstärkt Investitionen in den USA. Gemäß einer Umfrage der AHKs wollen 39% der befragten Unternehmen ihre Investitionen in den USA verstärken. Hintergrund seien hohe Subventionen und protektionistische Maßnahmen seitens der USA. Laut Außenwirtschaftschef Treier würden die Investitionen in den USA in Teilen in diskriminierender At und Weise begünstigt.
Kommentar: Der DIHK stellt das fest, was von unserer Seite in diesem Report und Videos seit Monaten als Risiko für den deutschen und europäischen Standort thematisiert wurde. Bemerkenswert ist, dass der DIHK Außenwirtschaftschef Volker Treier anmerkt, dass die Investitionen in Teilen auf diskriminierende Art und Weise durch die USA begünstigt würden. Das ist in der Tat der Fall. Implizit fordert der DIHK damit Reaktionen seitens unserer deutschen und europäischen Politik, diskriminierende Politiken seitens der USA nicht zu tolerieren. Wir sind gespannt, wie wir in Berlin und Brüssel verteidigt werden.
G20-Gipfel verurteilt Russlands Angriff auf die Ukraine
Die G20-Staaten haben eine gemeinsame Gipfel-Erklärung verabschiedet, in der Russlands Krieg gegen die Ukraine kritisiert wird. Dabei gab es Dissens. So heißt es, dass die meisten Mitglieder den Krieg in der Ukraine auf das Schärfste verurteilt hätten. Es wurde eingeräumt, dass es andere Ansichten und unterschiedliche Einschätzungen der Situation und der Sanktionen gab. Man erkenne an, dass die G20 nicht das Forum für die Lösung von Sicherheitsfragen sei.
Der Krieg habe unermessliches menschliches Leid verursacht und bestehende Schwachstellen in der Weltwirtschaft verschärft. Es wurde darauf verwiesen, dass der Krieg das weltweite Wachstum einschränke, die Inflation antreibe, die Versorgungsketten unterbreche, die Energie- und Ernährungsunsicherheit verstärke und die Risiken für die Finanzstabilität erhöhe. Ohne Nennung des Ukraine-Kriegs heißt es, der Einsatz oder die Androhung es Einsatzes von Atomwaffen sei unzulässig. Die friedliche Beilegung von Konflikten, Bemühungen zur Bewältigung von Krisen sowie Diplomatie und Dialog seien unerlässlich. Die heutige Zeit dürfe nicht von Krieg geprägt sein.
Kommentar: Die Gipfel-Erklärung ist ein Erfolg. Sie ist aber auch ein zweischneidiges Schwert aus westlicher Sichtweise, denn von welcher Seite gingen denn die meisten Kriege in den letzten 22 Jahren losgelöst vom Völkerrecht aus?
Deutschland: Resilienz im Industriesektor
Die deutsche Industrie hatte per September im Jahresvergleich einen Zuwachs bei der Beschäftigung um 55.800 oder 1,0% auf knapp 5,6 Millionen.
Kommentar: Das ist positiv. Es zeigt sich, dass der industrielle Sektor widerstandsfähig ist. Diese Widerstandsfähigkeit hat diverse Gründe. Die Maßnahmen, die jetzt zu einer neuen Wahrnehmung der Versorgungssicherheit führen (Gasfüllstand bei 99,98% per 14.11. 2022) als auch die Abschirmung auf der Preisseite (21 Mrd. EUR Gaspreisbremse) schaffen zunächst temporäre Sicherheit.
Darüber hinaus kommen wir aus einer seit 2017 andauernden globalen Unterinvestition wegen zunächst der Risiken der US-Sanktionspolitiken ohne rechtliche Grundlagen als auch dann durch die Corona-Krise. Die EU mag "nur" 14% des Welt-BIP haben, aber sie steht für circa 20% der Weltindustrieproduktion. Hinsichtlich angespannter Lieferketten sind diese 20% global nicht ersetzbar. Weitere Resilienz dieses Sektors ist wahrscheinlich.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Ungewöhnlich guter Datenset
Das BIP stieg laut Schätzung im Quartalsvergleich per 3. Quartal 2022 um 0,2% (Prognose 0,2%) und im Jahresvergleich um 2,1% (Prognose 2,1%). Die Handelsbilanz wies per September ein Defizit in Höhe von 37,7 Mrd. EUR nach zuvor -47,6 Mrd. EUR in der saisonal bereinigten Fassung aus. Es war das zweithöchste Defizit in der Historie.
Die Zahl der Beschäftigten stellte per 3. Quartal 2022 mit 164.475.100 (+0,2% Quartalsvergleich, +1,7% Jahresvergleich) einen neuen Rekordwert auf (Vormonat 164.100.000). Die Devisenreserven der Eurozone stellten sich per Oktober auf 1.111,83 Mrd. EUR nach zuvor 1.135,7 Mrd. EUR. Der vom ZEW ermittelte Erwartungsindex für die Eurozone legte per November von zuvor -59,7 auf -38,9 Punkte zu.
Deutschland: Der ZEW-Sentiment Index stieg per November von zuvor -59,2 auf -36,7 Zähler (Prognose -50,0) und markierte den höchsten Wert seit Juni 2022, während der Lageindex sich von -72,2 auf -64,5 verbesserte (Prognose -68,4).
Deutschland: Die Großhandelspreise sanken per Oktober im Monatsvergleich um 0,6% und im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 17,4% nach zuvor 19,9%. Das war die geringste Zunahme im Jahresvergleich seit Ausbruch der Ukraine-Krise im Februar.
Frankreich: die Arbeitslosenrate nach Definition der ILO fiel per 3. Quartal 2020 von zuvor 7,4% auf 7,3 (Prognose 7,3%).
UK: Arbeitslosenrate legt zu
Die Arbeitslosenrate nach Definition der ILO legte per September von zuvor 3,5% auf 3,6% zu (Prognose 3,5%).
USA: Erzeugerpreise mit geringstem Anstieg seit Juli 2021!
Die Erzeugerpreise nahmen per Oktober im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,4%) nach zuvor 0,2% (revidiert von 0,4%) zu. Im Jahresvergleich übersetzte sich das in einen Anstieg um 8,0% (Prognose 8,3%) nach zuvor 8,4% (revidiert von 8,5%). Das war der niedrigste Anstieg im Jahresvergleich seit Juli 2021!
Der New York Fed Manufacturing Index schoss per November von zuvor -9,10 auf +4,50 in die Höhe (Prognose -5,0).
China: Hauspreise unter Druck
Die Hauspreise verzeichneten per Oktober einen Rückgang im Jahresvergleich um 1,6% nach zuvor 1,5%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, dass bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.
Viel Erfolg
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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