Investing.com - Die US-Wirtschaft erlebt gerade den längsten Konjunkturaufschwung in der Geschichte, aber die Anzeichen für eine Trendwende mehren sich. So ist der von der New York Fed berechnete Rezessionsindikator im Juni über die wichtige Hürde von 30 Prozent gesprungen.
"Seit 1960 folgte jedes Mal eine Rezession, wenn dieser Indikator die Marke von 30 Prozent überschritt", schrieb Lisa Shalett, Vermögensverwalterin bei der US-Großbank Morgan Stanley (NYSE:MS) in einer Kundennotiz. Im Juni stieg die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario auf 32,9 Prozent.
Ein weiterer Indikator, der die Rezessionsgefahren in den USA unterstreicht, ist der Renditespread zwischen den dreimonatigen und zehnjährigen US-Staatsanleihen, der sich zwar in den vergangenen Tagen dank besser als erwarteter Inflationszahlen wieder etwas verengt hat, aber dennoch invertiert bleibt - und das schon bald den zweiten Monat in Folge.
Eine Inversion der Zinskurve gilt als zuverlässiges Signal für eine heraufziehende Rezession, sofern sie für 3 Monate invertiert bleibt. Im Durchschnitt kam es 311 Tage später zu einer Rezession in den USA.
Im nachfolgenden Chart der New York Fed sehen Sie den o.g. Spread im historischen Kontext. Die grau hinterlegten Balken markieren eine Rezession. Wie Sie im untenstehenden Chart sehen können, folge nach einer längeren Inversionsphase eine Rezession, mit einer miserablen Performance der Aktienmärkte.
Ein weiteres Zeichen dafür, dass die US-Wirtschaft nicht mehr so rund läuft, wie das die Aktienmärkte gerade suggerieren, ist der von der New York Fed erhobene Produktionsindex - Empire State Index -, der im Juni mit -8,6 auf den tiefsten Stand seit Mai 2016 fiel und damit in den Kontraktionsbereich rutschte.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, wie man im Schaubild sehen kann, aber eine Serie von Negativzahlen beim Empire State Index, könnte die Furcht vor einer ausgewachsenen Rezession zusätzlich verstärken. Deshalb liegt heute Nachmittag das Augenmerk auf diesem Indikator und eine wiederholt schwache Zahl, könnte den Rezessionsindikator der Fed weiter nach oben befördern und damit den Aktienmärkten den Wind aus den Segeln nehmen.
Hinweis: Der Empire State Manufacturing Index misst die Lage im produzierenden Gewerbe im Bundesstaat New York. Es werden Fragebögen an 200 Hersteller in New York geschickt. Indexwerte über 0 signalisieren eine positive Geschäftsentwicklung der Industriebetriebe im Vergleich zum Vormonat, während bei einem Fall unter 0 mit einer negativen Geschäftsentwicklung zu rechnen ist.
Ein weiterer Chart, der die gefährliche Situation untermauert, in der wie uns befinden, kommt von Markit. Was Sie hier sehen, ist ein breit angelegter Abschwung des verarbeitenden Gewerbes in den vergangenen 18 Monaten. Zwar liegt der Einkaufsmanagerindex aus den Vereinigten Staaten noch über der Wachstumsschwelle von 50, aber es braucht nicht viel, um diesen darunter zu befördern z.B. geringe Fortschritte bei den Handelsverhandlungen zwischen den USA und China, Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und Europa, Krieg zwischen den Iran und den USA usw.
Ein Mahnmal an alle, die noch ihr ganzes Geld im Aktienmarkt geparkt haben, stellt außerdem der Eurodollar-Future, der die Markterwartungen an die Zinssätze für dreimonatige Eurodollar-Einlagen zu festgelegten Terminen in der Zukunft widerspiegelt.
In einer Kundennotiz schrieb das Research der Deutschen Bank (DE:DBKGn), dass die Positionierungen im Eurodollar-Future seit mehr als einem Jahr kontinuierlich gestiegen seien und nun ein Niveau erreicht hätten, dass zuletzt während der europäischen Schuldenkrise und der großen Finanzkrise 2007 bis 2009 beobachtet wurde.
Und was bedeutet das nun für den Aktienmarkt?
Die US-Indizes in Form von Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq sind in der vergangenen Woche allesamt auf neue Rekordhochs geklettert, angetrieben von der Aussicht auf weiterhin billiges Geld der Notenbank Federal Reserve. Freilich kann niemand ein Top zuverlässig vorhersagen, aber die Signale sind da, dass es bald so weit sein könnte.
So zeigt der von zerohedge bereitgestellte Vergleichschart, dass sich die aktuelle Situation mehr und mehr der aus dem Jahr 1987 ähnelt, als die US-Indizes Ende Oktober dynamisch nach unten gegangen waren. Wie Sie der Grafik entnehmen können, bestünde noch etwas Platz für eine finale Aufwärtsbewegung bei den US-Indizes, um dann allmählich die Trendwende zu beginnen.
Zur Vorsicht mahnt auch der Fear & Greed Index von CNN Money der mittlerweile auf 64 gestiegen ist und damit eine "Gier" der Marktteilnehmer anzeigt.
Aber auch hier gilt: er kann freilich noch weiter steigen, aber Werte in der Nähe von 80, sollten Sie vorsichtiger werden lassen. Schließlich würde der Index damit wieder in der Nähe von Oktober 2018 notieren, als die US-Indizes in den Sinkflug übergingen.
Ich will damit keinen Crash im Oktober vorhersagen, aber Gewinnmitnahmen haben noch niemanden geschadet, insbesondere nicht, wenn Sie schon lange am Aktienmarkt dabei sind und entsprechend große Gewinne eingefahren haben.
Was wäre ein (!) Alternativinvestment (es gibt natürlich auch noch andere, wie defensive Aktien)?
Die Gold-Silber-Ratio notiert mittlerweile auf dem höchsten Stand seit 1992 und somit benötigt ein Edelmetallanleger aktuell mehr als 92 Unzen Silber, um eine Unze Gold zu kaufen. Das bedeutet, Silber ist im Verhältnis zu Gold günstig - historisch günstig - weshalb Sie es zumindest auf Ihre Watchlist setzen sollten.
Freilich kann es auch sein, dass der Goldpreis verliert und sich somit die Ratio wieder normalisiert, aber angesichts der o.g. Warnsignale aus den USA, liegt die Wahrscheinlichkeit höher, dass Gold und Silber auch noch für einige Monate gefragte Anlagen bleiben, mit Silber in der Pole Position für eine Rallye, um verlorenen Boden gegenüber Gold wieder gutzumachen.
Viel Erfolg bei der Anlage wünscht,
Robert Zach
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