In den vergangenen zwei Jahren und besonders während der Kryptoblase, die Ende 2017 ihren Höhepunkt erreichte, gab es einen irren Rausch unter Wagniskapitalfirmen, sich Anteile an neuen Projekten im Kryptobereich zu sichern. Aber nach dem Platzen der Blase und als bei Kryptowährungen der Winter eingesetzt hat und der Bärenmarkt für digitale Wertanlagen andauert, sind nur eine kleine Zahl von Token- und Blockchainstartups genügend hinreichend gediehen, um den Einhornstatus zu erreichen—was bedeutet, dass sie 1 Mrd USD oder mehr wert sind.
Von ähnlicher Bedeutung ist, diese fünf Blockchain-Einhörner haben alle ihren Ursprung in einer Region, die von Fans zum Crypto Valley erklärt wurde, der Region in Europa, zu der der Schweizer Kanton Zug und Teile Liechtensteins gehören. Könnten weitere Einhörner in dem Gebiet heranreifen?
Einem jüngst herausgekommenen Report der Schweizer CV Venture Capital, der in Zusammenarbeit mit dem Finanzdienstleister PricewaterhouseCoopers und der Technologiefirma inacta entstand, waren Ende September 2018 über 600 mit der Blockchain befasste Unternehmen in dem Gebiet registriert, deren Marktwert auf insgesamt rund 44 Mrd USD geschätzt wurde. Das sind zweimal so viele Firmen, wie noch im Frühjahr 2017 in der Region registriert waren.
Natürlich haben die fünf einen höheren Bekanntheitsgrad. Es handelt sich um:
1. Bitmain: Ein privates Unternehmen mit Hauptsitz in Peking. Bitmain entwirft applikationsspezifische, integrierte Chips (ASICs) für das Bitcoin-Mining.
2. Cardano: Heimstatt der Kryptowährung ADA, die zum Senden und Empfangen digitaler Gelder genutzt werden kann. Diese digitale Währung wurde in 2015 gestartet und ermöglicht direkte Transfers via kryptographischer Verschlüsselung, die garantiert sicher sind.
3. Dfinit: Ein auf der Blockchain aufbauenden Cloudcomputing Projekt, dessen Ziel die Entwicklung eines dezentralen Internetcomputers ist, "der die Cloud 3.0 werden wird". Es ist als nicht gewinnorientierte Stiftung in Zug registriert und betreibt Forschungszentren in Palo Alto in Kalifornien sowie in Deutschland.
4. Ethereum: Die im Quellcode offene, auf der Blockchain aufbauende, verteilte Rechenplattform und Betriebssystem, das smart Contracts ermöglicht. Ethereum unterstützt eine abgeänderte Version des Nakamoto-Konsensprotokolls über transaktionsbasierte Zustandsänderungen.
5. Xapo: Ein Unternehmen aus Hongkong, das ein Bitcoin-Wallet verbunden mit einem vom Netz abgekoppelten Speicher und einer Bitcoin-Debitkarte anbietet.
Während der wilden Zeiten in 2017, als der Bitcoin-Kurs in den Himmel schoss, wurde die Kryptobörse Coinbase zum ersten Startup in der Kryptosphäre, dass den Einhornstatus erreichte. Die Landschaft sieht heute natürlich völlig anders aus.
Der Weg zum Einhornstatus ist holpriger geworden, aber keineswegs unmöglich. Auch wenn aus den Erstemissionen digitaler Münzen (initial coin offerings, ICOs) die Luft raus ist, mausern sich einige Technologiefirmen zu Einhörnern, indem sie vielversprechende Kryptoprojekte übernehmen.
Vor kurzem gab das indonesische Kryptoeinhorn Go-Jek eine Partnerschaft zwischen der eigenen Zahlungsplattform Go-Pay mit dem philippinischen Krypto-Wallet Coins.ph bekannt.
Wonach halten Wagniskapitalgeber Ausschau, wenn sie eine Investition in Krypto-Startups erwägen? Olaf Hannemann, Mitgründer von CVCV sagt, seine Gruppe investiert in Startups im Frühstadium und stellt Blockchain-Firmen Wachstumskapital zur Verfügung. Hannemann sagt:
“Durch den Inkubator wollen wir erfolgreiche Unternehmen aufbauen: in einem frühen Stadium hat Eigenkapital einen Preis (gegenüber den Angeboten anderer Inkubatoren) und keinen Wert. In einer späteren Phase beginnen Bewertungen möglich zu werden und Tokenpreise können teil davon sein. In diesen Tagen sehen wir einen traditionelleren Ansatz bei der Eigenkapitalfinanzierung, als auch tokenisiertes Eigenkapital. STOs (security token offering, reguliertes ICO) könnten in der Zukunft zur dominanten Finanzierungsform werden, aber sie sind einfach nur dies, eine andere und in manchen Teilen neue Form. Letztlich investieren wir in Gründer und deren Startups.”
Hannemann erklärte, dass auch wenn seine Gruppe ausschließlich auf Blockchain-Startups konzentriert ist, sie wie ein traditioneller Wagniskapitalgeber arbeiten.
“Wir sind auf lange Sicht dabei und helfen Gründern erfolgreiche Startups aufzubauen. Wir schauen uns die fundamentalen Werte an und investieren entsprechend. Team, Produkt/Markteignung, Zeitpunkt und das Potential des Startups den Einsatz zu verzehnfachen. Wenn alles stimmt, dann investieren wir,” fügt er an.
Neues Paradigma beim Investieren
Kavita Gupta, Gründungspartner und Manager bei ConsenSys Ventures sagte vor kurzem in einem Interview mit Cryptonews.com, dass Wagniskapitalgeber sich mit einem neuen Investmentparadigma anfreunden. Es gibt einen Wandel, wie die Geldgeber denken. Gupta sagte:
“Kryptoinvestitionen sehen ganz anders aus: Liquidität, Dauer, Risikoprofil, Volatilität usw. sind sehr verschieden von langfristig orientierten, traditionellen Investmentfonds. Die Landschaft ändert sich auch für Blockchain-Investoren und das Profil der Unternehmen ebenfalls. Wir sehen eine Verschiebung weg von einer Mehrheit von jungen Technologen, die als Unternehmenschefs agieren zu vielen erfahrenen Ingenieuren und seriellen Unternehmern, die in die Szene einsteigen. Produktvision, Entwicklungsplan und besonders Fokus auf Verbreitung und Nutzerfreundlichkeit sind zu einem Hauptbestandteil der Konversation geworden. Einige große Wagniskapitalgeber legen auf den Kryptosektor spezialisierte Fonds auf, die die Welten von Web 2.0 und von Web 3.0 einander näher bringen und viel von der frühen Technologie in dem Bereich validieren, die vor noch einem Jahr wie eine Fälschung ausgesehen hätte.”
Viele glauben, dass die fünf Kryptofirmen, die Einhornstatus erzielt haben, weiteres Potential bergen. Andre Bruckmann, der CEO und Gründer von Mycro.Jobs sagt:
“Einhörner wie Ethereum oder Cardano könnten eines Tages die Grundlage einer dezentralisierten Gesellschaft bilden. Ihre Bewertung von heute ist nur der Anfang. Wagniskapitalgeber suchen nach starken Teams und sinnvollen Geschäftsmodellen. Projekte, die nur aus Weißbücher bestehen, haben keine Chance mehr.”
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