(DailyFX) – Die durchwachsenen Wirtschaftsdaten aus den USA zum Wochenbeginn (mit Ausnahme des US Verbrauchervertrauens, das auf den höchsten Stand seit 2007 stieg) kommen der FED vor ihrem Zinsentscheid am Mittwochabend eventuell nicht ganz ungelegen, liefern sie doch eine Grundlage, auf der sich zumindest eine Beibehaltung der Nullzinspolitik bis ins Jahr 2016 argumentieren könnte.
Doch am Ende bliebe es dabei, dass die FED früher oder später an der Zinsschraube drehen wird. Die spannende Frage die sich somit in meinen Augen stellt lautet: wie aggressiv nehmen die Marktteilnehmer nach der Zinsentscheidung am Mittwoch und der vollständigen Rückführung von QE3 auf 0 solche Zinsschritte vorweg?
Quelle: DailyFX
Zunächst das Wichtigste vorweg: ich persönlich denke, dass es am Mittwoch zu keinerlei Überraschungen kommen wird und die FED wie erwartet eine Rückführung von QE auf 0 verkünden wird:
Quelle: DailyFX
Der Hauptfokus der Marktteilnehmer wird somit auf der gewählten Rhetorik der FED liegen. Diese wird eine gesunde Mischung aus „Anspruch an Glaubwürdigkeit“ (und somit eine Rückführung von QE auf 0) beinhalten und, nach den starken Schwankungen und erhöhter Nervosität an den Aktienmärkten, „Versuch einen Mini-Crash zu vermeiden“ beinhalten.
Gelingen könnte dies rhetorisch auf folgendem Weg:
1. Die FED verweist auf eine sich gut entwickelnde US-Konjunktur in Relation zur globalen Konjunktur, welche aber im nächsten Satz mit Abwärtsrisiken erwähnt wird und auf deren Risiken für die US-Wirtschaft man rückwirkend auf eben diese verweist.
2. Die FED verweist auf einen sich positiv entwickelnden US-Arbeitsmarkt, von deren guter Entwicklung im Bezug auf die US-Arbeitslosenquote (September: 5,9%) man sich aber nicht irritieren lassen sollte, da weiter strukturelle Probleme klar identifizierbar sind (bspw. kein vorhandenes Real-Lohn-Wachstum)
3. Die weiter unter der FED-Zielmarke von 2,0% notierende Inflation (September: 1,7%) findet ihren Hauptgrund in der steten Abwärtsspirale des Ölpreises
4. Es wird kein QE4 geben, aber man stellt eine Beibehaltung der Nullzinspolitik bis Ende 2015 / Anfang 2016 in Aussicht.
Tatsächlich wird letzter Punkt in gewisser Form bereits seitens der Marktteilnehmer gespielt. So zeigen die FED Funds Rates (Wetten der Marktteilnehmer auf ein bestimmtes Zinsniveau der FED in der Zukunft) für Dezember 2015 ein Zinsniveau von nur 0,46% im Vergleich zur letzten FED-Projektion von 1,13%
Für Dezember 2016 erwarten die Marktteilnehmer ein FED-Zinsniveau von 1,36% im Vergleich zur FED-Projektion von 2,50%.
Was wäre für den EUR/USD zu erwarten?
Den US-Dollar Index von FXCM erwarte ich bei einer solchen Rhetorik tendenziell eher bearish, könnte mir durchaus vorstellen, dass dieser noch einmal Kurs auf seine Oktober-Tiefs um 10.900 Punkte nimmt.Hier würde ich aber genauer hinschauen, könnte mir vorstellen, dass obige Rhetorik seitens der Marktteilnehmer dahingehend ausgelegt wird, dass über kurz oder lang das Unausweichliche, eine Zinsanhebung, der FED kommen wird und eine anziehende Volatilität den US-Dollar zum Euro beflügeln sollte (=im EUR/USD lautet die Devise weiter „Sell the bounce“, Rückläufer über 1,3000 USD sind kaum zu erwarten).
Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Was wäre für die Aktienmärkte / den DAX zu erwarten?
Letzterer Punkt zeigt auch indirekt bereits meine Erwartungshaltung für den Aktienmarkt bzw. DAX. Hier gehe ich infolge der Thematisierung „Länger als bisher erwartete Nullzinspolitik“ von kurzen Stints über die 9.100er Marke aus, DIE AM Mittwochmorgen offenbar bereits antizipiert werden. Allerdings sehe ich kaum nachhaltige Rückläufer über dieses Niveau. Eher denke ich, dass wir bis Mitte / Ende November eine erneute, realistische Chance haben in Richtung Jahrestiefs und tiefer (~8.100 Punkte) verkauft zu werden.
Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope