BHP (ASX:BHP) hat die Offerte für Anglo American (JO:AGLJ) aufgestockt, doch der Vorstand lehnt erneut einstimmig ab. Anglo will das eigene Portfolio vereinfachen und dazu u.a. DeBeers und das südafrikanische Platingeschäft veräußern.
Anglo American hat am Montag ein aufgestocktes Übernahmeangebot von BHP zurückgewiesen. Demnach war am 07. Mai ein neues Angebot eingegangen, das auf die initiale Offerte vom 26. April folgte.
Das neue Angebot sieht laut der Pressemitteilung von Anglo eine Zahlung in Höhe von 0,8132 BHP Aktien pro Anglo Aktie vor und ist ansonsten strukturell unverändert. Die aufgestockte Offerte bewertet Anglo mit 34 Mrd. GBP vor – 3 Mrd. GBP mehr als beim ersten Angebot. Unverändert wird die vorherige Veräußerung von Anglo American Platinum Limited und Kumba Iron Ore Limited an die Anglo-Aktionäre zur Bedingung gemacht.
Anglo American Vorstand lehnt BHP-Offerte erneut einstimmig ab
Die Ablehnung des Vorstands erfolgte einstimmig. "Abgesehen von der erheblichen Unterbewertung von Anglo American sieht der jüngste Vorschlag weiterhin eine Struktur vor, die der Vorstand angesichts der damit verbundenen Unsicherheit und Komplexität sowie der erheblichen Ausführungsrisiken für äußerst unattraktiv für die Aktionäre von Anglo American hält", heißt es in der Mitteilung.
Um die Übernahme von BHP und anderen potenziellen Bietern abzuwehren, will Anglo American stattdessen in Eigenregie Teile des Portfolios veräußern und dadurch Werte für die Aktionäre freisetzen. Einem am Dienstag veröffentlichten Vorschlag zufolge will Anglo American neben dem südafrikanischen Platingeschäft auch die Diamantensparte De Beers und Stahlkohleanlagen verkaufen. Für das Nickelgeschäft sollen Optionen für Pflege und Instandhaltung und Veräußerung geprüft werden.
Das Stahlkohlegeschäft stößt dem Vorstand zufolge "derzeit auf starkes Käuferinteresse". Anglo American Platinum soll abgespalten werden, "um den Wert sowohl für die Aktionäre von Anglo American als auch für die von Anglo American Platinum zu optimieren".
Für DeBeers ist eine Veräußerung oder Abspaltung vorgesehen, um die strategische Flexibilität sowohl von De Beers als auch von Anglo American zu verbessern.
Vereinfachung des Portfolios und Fokus auf Kupfer und hochwertiges Eisenerz
Das Kernziel besteht in der Vereinfachung des Portfolios. Dessen Fokus soll sich stärker auf "Weltklasse-Assets in den Bereichen Kupfer, hochwertiges Eisenerz und Pflanzennährstoffe" richten. Der Wert der Kupfer- und Eisenerz-Assets soll in den Mittelpunkt gerückt werden. Anglo American besitzt 3 der 10 größten produzierenden Kupferminen in Südamerika und ist einer der größten Produzenten von Premium-Eisenerz.
Anglo American CEO Duncan Wanblad rechnet damit, "dass ein radikal vereinfachtes Unternehmen durch eine schrittweise Verbesserung der operativen Leistung und Kostensenkung eine nachhaltige Wertschöpfung erzielen wird".
"Wir haben Anfang des Jahres unsere klaren strategischen Prioritäten festgelegt – operative Exzellenz, Vereinfachung des Portfolios und Wachstum. Unsere Entscheidung, das Portfolio von Anglo American auf unsere Weltklasse-Ressourcen in den Bereichen Kupfer und hochwertiges Eisenerz zu fokussieren – unter Beibehaltung unserer Nährstoffoptionen bei Woodsmith – markiert eine wichtige neue Phase in der Umsetzung unserer Strategie".
Das Düngemittelprojekt Woodsmith nahe des Nationalparks North Yorks Moors in England hatte Anglo 2021 mit der Übernahme des britischen Unternehmens Sirius (NASDAQ:SIRI) Minerals erworben. Es kam zu unerwarteten Kostensteigerungen, die einst für 2024 erwartete Produktion startet nun nicht vor 2027.
Woodsmith soll 13 Millionen Tonnen Polyhalit pro Jahr erzeugen – einen Multinährstoffdünger, der mit Kalium, Schwefel, Magnesium und Kalzium vier der sechs Elemente enthält, die für das Pflanzenwachstum erforderlich sind. Die Mine könnte mit einer geschätzten produktiven Lebensdauer von mehr als 50 Jahren gemessen an der Menge der geförderten Ressourcen zu einer der größten der Welt werden.
An den Märkten wird darüber spekuliert, welche weiteren Rohstoffunternehmen in das Bieterrennen einsteigen könnten. Genannt werden etwa Rio Tinto (LON:RIO) oder Glencore (LON:GLEN), ohne dass bislang belastbare Informationen über ein bevorstehendes Angebot vorliegen.